02.09.2022
GRK besichtigt Ausbildungskernreaktor und Forschungsneubau der TU Dresden
Am 01. September 2022 erhielten die Kollegiat:innen des Boysen-TU Dresden Graduiertenkollegs (GRK) die Möglichkeit zu zwei Besichtigungen. Das Programm startete mit der Begutachtung des Ausbildungskernreaktors (AKR-2) der TU Dresden im Walter-Pauer-Bau unter Leitung von Herrn Dr. Lange (Professur für Wasserstoff- und Kernenergietechnik/ WKET). Nach kurzer Pause folgte eine Führung von Herrn Prof. Lippmann und Herrn Findeisen (ebenfalls WKET) durch den neuen Forschungskomplex am Merkel-Bau mit den dazugehörigen Laboren.
An der ersten Besichtigungsstation im Walter-Pauer-Bau angekommen, wurden nach einer Sicherheitseinweisung die genaue Funktionsweise sowie der Aufbau des Reaktors durch Herrn Dr. Lange (WKET) erläutert. Zum besseren Verständnis für die Teilnehmenden erfolgte eine Demonstration des Reaktorinneren anhand eines Modells. Hierbei wurden auch die Unterschiede zu einem Kernenergiekraftwerk, welches zur Stromerzeugung eingesetzt wird, aufgezeigt. Mit Spannung verfolgten die Teilnehmenden die Ausführungen von Herrn Dr. Lange zu den noch in Forschung befindlichen Flüssigsalzreaktoren (Englisch: molten salt reactor), welche besonders im Bereich der Abfallproduktion sowie der energetischen Nutzung eindeutige Vorteile aufweisen.
Im Anschluss wurde der Prozess des Reaktor-Hochfahrens besprochen und simultan demonstriert. Die Kollegiat:innen erfuhren nicht nur mehr über die einzelnen zu durchlaufenden Arbeitsschritte, sondern ebenso Details über Sicherheitsvorkehrungen des Reaktors, wie beispielsweise Neutronendetektoren, ein Neutronen- und ein Gamma-Schild. Durch eine Reaktorschnellabschaltung (RESA) ist es möglich, den Reaktor zügig herunterzufahren. Dr. Lange berichtete von der Geschichte zur Entstehung des englischen Akronyms „Scram“ als Übersetzung von RESA. Der englische Begriff steht für „safety control rod axe man“ und entstammt dem Betrieb des ersten Reaktors. Bei der damaligen Demonstration der Schnellabschaltung hielt eine zugewiesene Person eine Axt. Im Notfall war eine Schnur zu durchtrennen, an dessen Ende ein Gefäß mit einer Absorberflüssigkeit hing, die die Kernspaltung beim Einschütten in den Reaktorkern unverzüglich gestoppt hätte.
Beim Ausbildungskernreaktor der TU Dresden, welcher Teil des Zentrums für Energietechnik (ZET) ist, handelt es sich um einen thermischen, homogenen, feststoffmoderierten Nullleistungsreaktor. Der Reaktor dient u.a. der Ausbildung von Studierenden, der Weiterbildung von Fachpersonal, sowie der Durchführung von Experimenten besonders im Bereich der Neutronenradiographie. Hierfür sind am Reaktor sechs Experimentierkanäle angebracht.
Im Anschluss duften die Teilnehmenden dann den Forschungsneubau am Merkel-Bau bestaunen. Herr Prof. Lippmann und Herr Findeisen führten die Mitglieder des GRK durch die verschiedenen Räume und Labore, wo die jeweils aktuellen Forschungsvorhaben erläutert wurden, wie z. B. die Entwicklung von Lasern zur Schadstoffbeseitigung. Außerdem erfolgte eine Beschreibung der Maschinen, welche in naher Zukunft noch in den Forschungsneubau integriert werden sollen. Geplant sind beispielsweise der Einbau einer Hochtemperatur-Elektrolyse, die im Gegensatz zu den aktuell kommerziell verfügbaren Geräten mit einer protonenleitenden Membran arbeiten wird, oder auch ein Alkalimetall-Konverter zur Direktumwandlung von Wärme in elektrische Energie.
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Dr. Lange, Herrn Prof. Lippmann und Herrn Findeisen für Ihre Zeit und die spannenden, sehr aufschlussreichen Einblicke!