17.01.2025
Gutachten zur lokalen Medienvielfalt vorgestellt
Was kommt nach der Lokalzeitung? Bundesweit einmalige, flächendeckende Studie zur Angebotsstruktur und Qualität lokaler und regionaler Medien in Thüringen
Nachrichtenwüsten gibt es bislang nicht, d. h. Städte oder Kreise ganz ohne lokale Zeitungsausgabe oder sogar ganz ohne Lokalberichterstattung. Aber die inhaltliche Vielfalt und Relevanz der Lokalzeitungen geht weiter zurück. Alternative lokale Angebote durch traditionelle Medien sind nur in wenigen Gebieten verfügbar (etwa Lokalfernsehen, Bürgerradios). Reine Online-Angebote im Web sind oft laienhaft und von schlechter journalistischer Qualität. Dies zeigt eine gerade veröffentlichte, große Untersuchung im Auftrag der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), die Prof. Lutz Hagen vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden und Sprecher des Boysen-TUD-Graduiertenkollegs geleitet hat.
Sogenannte journalistisch periphere Angebote sind im Netz inzwischen sehr weit verbreitet. Damit sind Blogs oder Portale im Web oder Profile in Sozialen Netzwerken gemeint, die aktuelles Lokalgeschehen thematisieren, dabei aber oft von Laien oder eigeninteressierten Akteuren auf journalistisch unzureichend Weise gestaltet werden.
Ihre Qualität lässt oft zu wünschen übrig: Öffentliche Gruppen oder Profile im Social Web liefern so gut wie keine gehaltvollen Informationen über Politik und zur Meinungsbildung. Portale im WWW können in einzelnen Gebieten erheblich zum Angebot und zur Vielfalt beitragen, vor allem was die Sichtbarkeit von Orten und Regionen angeht. Doch auch sie enthalten oft wenig politisch relevante Information für die Meinungsbildung.
Diese Befunde sind umso bedenklicher, als sich eine Mehrheit der Bevölkerung stark für Lokales und Regionales interessiert. Dabei werden Medien und Kanäle mit eingeschränkten journalistischen Qualitäten zunehmend genutzt: Periphere Angebote aus dem offenen bzw. geschlossenen Social Web zählen in der Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen bereits zu den wichtigsten Quellen. In der Gesamtbevölkerung erzielen auch Amtsblätter und kommunale Portale, sowie kostenlose Anzeigenblätter erhebliche Reichweiten.
„Die Studie ist bundesweit bislang einmalig“, sagt Lutz Hagen. „Sie erfasst alle öffentlichen Angebote im gesamten Bundesland und setzt vielfältige und aussagekräftige Methoden ein – von Experteninterviews, über eine Befragung aller Anbieter und eine repräsentative Publikumsbefragung der Thüringer Bevölkerung bis hin zu einer systematischen Inhaltsanalyse. An der Durchführung sind Jens Woelke (Universität Münster) und der Journalist und Medienberater Peter Stawowy beteiligt.