01.03.2024
Workshop mit Prof. Hagen
Am Donnerstag, den 29. Februar 2024, nahmen die Kollegiatinnen und Kollegiaten an einem Workshop zum Thema "Datenerhebung und -analyse in den Sozialwissenschaften" teilnehmen, der vom Ko-Sprecher Prof. Dr. Lutz Hagen und Betreuer Projekts E4 des geleitet wurde. Die Kollegiatinnen und Kollegiaten erfüllen parallel zur Projektarbeit das Educational Concept (16 Semesterwochenstunden oder 24 ECTS Punkte), welches zu einem Drittel aus obligatorischen Veranstaltungen und zu zwei Dritteln aus frei wählbaren Veranstaltungen besteht, wie zum Beispiel Vorlesungen in anderen Fachgebieten, Kurse der Graduiertenakademie oder auch Fremdsprachenkurse. Dieser Workshop war Teil des obligatorischen Drittels.
Der Workshop bot einen breit gefächerten Überblick zum Thema mit Schwerpunkt auf Systematisierung, Sammlung und Analyse von Daten und schloss viele Fallbeispiele und Prof. Hagens eigene Forschungsarbeit ein. Da der wissenschaftliche Hintergrund vieler Kollegiatinnen und Kollegiaten in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) angesiedelt ist, bei denen es auch in der Ausbildung wenig Bezug zum Erstellen von Fragebögen gibt, war eine grundlegende Einführung in diesen Arbeitsbereich sehr hilfreich.
Eine kurze Zusammenfassung: Die gemeinsamen Ziele von Sozialwissenschaften und MINT beruhen auf der Verbesserung der Lebensqualität des Einzelnen und der Verbesserung der Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft. Die Integration beider Disziplinen kann technische Lösungen, ethische Implikationen, fundierte Entscheidungsfindung und innovatives Unternehmertum zusammenbringen.
Der Workshop setzte sich mit der Frage auseinander, wie Daten gesammelt werden können: Entweder über bestehende Open-Access-Repositorien (Sekundärdaten), wie z. B. das Social Science Open Access Repository (SSOAR), oder durch Methoden der Beobachtung, Umfragen, Inhaltsanalyse und Experimente (Primärdaten). Die Diskussion befasste sich mit den Merkmalen dieser Methoden, häufigen Verzerrungen und der Frage, wie diese bei der Planung der Datenerhebung vermieden werden können.
Wie erhält man durch Umfragen Informationen zu seiner Forschungsfrage? Möglicherweise ist die Forschungsfrage selbst komplex und feldspezifisch. Für eine sinnvolle Erhebung müssen ggf. die Fragen auf Grundlage von Absichten und Voraussetzungen neu formuliert werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Die Resultate können abhängig vom Befinden der Beteiligten, vorheriger Beschäftigung mit dem Thema, Kenntnis der Beobachtung, natürlicher oder künstlicher Umgebung und vielen anderen Faktoren unterschiedlich ausfallen.
Eine gute Umfrage hängt entscheidend von einem gut konzipierten Fragebogen ab. Die Fragen sollten einfach sein, doppelte Verneinungen und Unterstellungen vermeiden, einen klaren zeitlichen Bezug haben, keine Lücken oder Überschneidungen aufweisen und Priming-Effekte beachten.
Ein weiteres wichtiges Workshop-Thema war die Mediatisierung, die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Datenerhebung bei wissenschaftlichen Umfragen. Online-Umfragen haben eine viel geringere Beteiligungsquote als früher telefonische Erhebungen. Die Repräsentativität derjenigen, die sich bereit erklären, Interviews zu geben, könnte sich systematisch von denen unterscheiden, die keine Interviews geben, Auch könnten die Medien, in denen die Umfragen durchgeführt werden, altersbedingt verzerrt sein. Es wurden auch Mechanismen zur Umgehung solcher Probleme vorgeschlagen und erörtert, darunter z. B. Zufälligkeit und Stichprobengröße. Zusätzlich ist bei der Analyse von Daten auf einen vorsichtigen Umgang mit Deduktion und Induktion zu achten, die daraus abgeleiteten Gesetze sind kritisch zu betrachten: "Korrelationen sind keine Kausalitäten".
Das Boysen-TUD-Graduiertenkolleg bedankt sich herzlich bei Prof. Hagen für seine Zeit und die damit verbundene Möglichkeit, den Kollegiatinnen und Kollegiaten die Sozialwissenschaften näherzubringen und Wege aufzuzeigen, diese in die eigene Forschungsarbeit einfließen zu lassen. Als mögliches Thema für eine Folgeveranstaltung stand die multivariate statistische Analyse im Raum.