09.02.2024
Workshop zu interdisziplinärer Forschung mit Prof. Engesser
Zahlreiche Forschungsfragen unserer Zeit erfordern die Involvierung verschiedener Disziplinen zu ihrer Bearbeitung. Doch wie gelingt der Schritt von multidisziplinärer Forschung, also der unabhängigen Parallelerforschung durch verschiedene Fachwissenschaften, hin zu einem interdisziplinären Forschungsprozess, bei dem Wissen und Methoden verschiedener Fächer integriert wird, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln? Der transdisziplinäre Ansatz geht dabei noch weiter und widmet sich komplexen gesellschaftlichen Problemen, wobei auch nichtwissenschaftliche Akteure einbezogen werden.
Prof. Engeßer führte dazu am 7. Februar 2024 einen Workshop mit den PIs und Kollegiat:innen des Boysen-TU Dresden-Graduiertenkollegs durch. Er ist Inhaber der Professur für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Wissenschafts- und Technikkommunikation und war bereits im dritten Boysen-TU Dresden-Graduiertenkolleg mit einem Projekt vertreten.
Vormittag: Was macht interdisziplinäre und transdisziplinäre Forschung aus?
Am Vormittag standen die Begegnung mit Angehörigen anderer Fachwissenschaften sowie die Förder- und Hemmnisse für gemeinsame Forschungsarbeit im Vordergrund. So macht es einen großen Unterschied, ob man sich gegenüber anderen Fachrichtungen anhand von Forschungsthemen, konkreter Forschungsfragen oder dem eigenen fachlichen Hintergrund vorstellt.
Was braucht es zum transdisziplinären Arbeiten? Hierunter fallen vor allem "weiche" Eigenschaften wie Neugierde, Respekt und Großzügigkeit. Dem im Wege stehen häufig fehlende Ressourcen (vor allem Zeit!) und Machtdynamiken zwischen den Beteiligten. Kritisch diskutiert wurde, dass interdisziplinäre Forschung auch auf strukturelle Hemmnisse treffen kann. Hier wurden unter anderem eine geringe Zahl geeigneter Veröffentlichungswege und, im Promotionskontext, ein eng an einer Fachrichtung orientierter Bewertungshorizont genannt. So gilt: Interdisziplinäre Forschung erfordert konstantes Verhandeln. Ein guter Startpunkt hierfür ist, sich auf ein gemeinsames Publikationsorgan, z. B. Journal, zu einigen.
Nachmittag: Wie kann man die eigene Forschung anderen Fachrichtungen gegenüber erklären?
Am Nachmittag traten die Teilnehmer:innen in drei interaktiven Runden der disziplinären Vielfalt im Raum gegenüber: Anhand verschiedener Dimensionen, inkl. Anwendungsnähe, Nähe zum Menschen oder Inferenzrichtung (induktiv vs. deduktiv), haben sich die Teilnehmer:innen in Gruppen zusammengefunden, die anschließend in den Austausch traten. Hierbei kamen so manche überraschende Parallele oder subtiler Unterschied zwischen den jeweiligen Forschungsfragen zu Tage.
Fazit des Tages: Nehmen Sie die Perspektive ihrer Partnerdisziplinen ein!
Wir danken Prof. Engeßer für den anregenden Workshop und die vielen hilfreichen Einsichten zu diesem für uns alle wichtigen Thema.