17.04.2024
Nachruf Landschaftsarchitekt Prof. Dr. Harald Linke
Am 10. April 2024 verstarb im Alter von 95 Jahren unser hochgeschätzter Kollege und langjähriger Institutsdirektor Prof. Dr. Harald Linke in Dresden.
Als gelernter Gärtner absolvierte er von 1950 bis 1953 bei Georg B. Pniower das Studium der Garten- und Landschaftsgestaltung an der Humboldt Universität. Nach vier Jahren Planungs- und Entwurfstätigkeit wurde er 1956 Assistent bei Prof. Werner Bauch, der an der TH/TU Dresden bis 1968 den Lehrstuhl für Landschafts- und Gartengestaltung sowie Ingenieurbiologie innehatte. 1969 trat Harald Linke diese Professur an und organisierte den Umzug und Eingliederung seines ehemaligen Berliner Instituts in die Architektur-Fakultät der TU Dresden. Fast gleichzeitig konnte er seine Promotion abschließen (1970), 1978 erfolgte die Habilitation. Als Professor und Institutsdirektor wirkte er bis 1992. Daneben war er von 1976 wissenschaftlicher Leiter und in der Zeit von 1987 bis 1991 auch Direktor des Botanischen Gartens der TU Dresden. Seine letzte Publikation, die er noch als 90jähriger schrieb, widmet sich dieser Zeit (https://journals.qucosa.de/aha/article/view/71/64).
Von 1990 bis 1996 wirkte er als Gastprofessor und kommissarischer Leiter am Institut für Gartenkunst und Landschaftsplanung der TU Wien und führte sein privates Büro für Landschaftsentwicklung.
Harald Linke hat in zahlreichen Publikationen zu Fragen der Ausbildung, der Ingenieurbiologie, der Freiflächen im Wohnungsbau, zur Ökologie usw. sein Wissen weitergegeben.
Sein großer Verdienst ist es, das Fach aus dem landwirtschaftlich-gärtnerischen Berufsumfeld gelöst und der Architektur zugeordnet zu haben. Das Ringen um einen neuen Studiengang „Landschaftsarchitektur“, der 1970 erstmals im deutschen Sprachraum in Dresden ins Leben gerufen wurde, hat er im Umfeld von Werner Bauch mitbestimmt. Das damals entwickelte Curriculum kann auch heute noch als vorbildlich betrachtet werden. Sein Ziel war es, Generalisten heranzubilden, die gleichberechtigt mit dem Städtebau und der Architektur anstehende Aufgaben lösen konnten. Seine Schüler-Generation von Landschaftsarchitekten/innen, die in den folgenden zwei Jahrzehnten in Dresden ihren Abschluss gemacht haben, prägten in unterschiedlichster Weise das Fach Landschaftsarchitektur aus und gestalten es auch heute noch mit.
Als Pragmatiker trauerte er alten Zeiten nie nach. Dank seines exzellenten Erinnerungsvermögens und humorvollen Erzählweise, waren Begegnungen mit ihm immer eine unterhaltsame und fachliche Bereicherung im gleichen Maße. Seine angenehme und temperamentvolle Art bleibt allen, die ihn erleben durften, in guter Erinnerung. Er versuchte immer, aus jeder Lebenslage, wie wenig wünschenswert sie auch für ihn gewesen sein mag, das Beste zu machen.
Die Landschaftsarchitektur verdankt ihm sehr viel. Wir behalten ihn als Kollegen und Persönlichkeit stets in ehrenvollem Gedenken!
Für die Professoren und Mitarbeiter des Institutes für Landschaftsarchitektur
Prof. Dr. M. Köhler