DBU-Projekt: „Konzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospital- und Klostergartens der Borromäerinnen in Prag im Schnittpunkt zwischen UNESCO-Weltkulturerbe und Natura2000“
Förderträger:
Deutsche Bundesstiftung für Umwelt (DBU)
Kooperationspartner:
Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus, Prag (Kongregace Milosrdných sester sv. Karla Boromejského)
Landschaftsarchitekturbüro Atelier Krejčiříkovi, Valtice
Laufzeit:
2018-2020
Ansprechpartner und Projektbearbeiter:
Marlen Hößelbarth, Dipl. Ing., Landschaftsarchitektin
Zielstellung des Forschungsvorhabens ist es, eine modellhafte Dokumentation und Rahmenkonzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospital- und Klostergartens des Pflegeordens der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus in Prag unter Berücksichtigung kultursoziologischer Aspekte zu entwickeln.
Infolge der politischen Umbrüche, Vertreibungen, Enteignungen und Rückübertragungen im 20. Jahrhundert sowie fehlenden finanziellen Mitteln wirkt die einst prächtige Prager Gartenanlage, die seit über 160 Jahren als Hospitalgarten der Borromäerinnen fungiert, heute stark vernachlässigt, in Teilbereichen verwahrlost und verwildert. Es werden weder ökologische noch gestalterische Funktionen erfüllt, die seinem naturräumlichen sowie kultur- und stadtlandschaftlichen Potential entsprechen. Naturräumlich ist die Anlage Teil des Höhen- und Grünzuges Petřin (dt. Laurenziberg), der durch weitläufige historische Parkanlagen geprägt und zudem Bestandteil eines lokalen und regionalen Biokorridors sowie Schutzgebietes des europaweiten Natura2000-Netzwerkes ist. Außerdem gehört die Kloster- und Hospitalanlage zum UNESCO-Welterbegebiet „Prag – historischer Stadtkern“. Somit liegen die Gartenanlagen des Klosters und Hospitals im Verbund eines ökologisch und gartenhistorisch bedeutenden Grünzuges und einer international anerkannten Denkmalzone. Eine angestrebte Inwertsetzung der Anlage hat demzufolge denkmalpflegerische, kulturlandschaftliche sowie natur- und umweltschutzrelevante Belange zu vereinbaren. Durch die Nutzung als Hospital- und Klostergarten sind zudem medizinische, therapeutische und spirituelle Aspekte zu berücksichtigen.
Es geht hier um den langfristigen Erhalt und Inwertsetzung einer Fläche, die seit Jahrhunderten frei von Bebauung geblieben ist und somit eine noch weitgehend intakt erhaltene Landschaft seit der Zeit der hochmittelalterlichen Besiedlung aufweist. Aufgrund seiner Lage ist der Hospitalgarten als Modellprojekt bestens geeignet, um innovative Maßnahmen zur Lösung von Konflikten im Schnittbereich von Denkmal-, Natur- und Kulturlandschaftsschutz im städtischen Kontext zu entwickeln.
Das Gesamtvorhaben ist in drei Phasen unterteilt:
1. Phase - Grundlagenermittlung
In dieser Phase sind Recherchen und Bestandsaufnahmen des Hospitalgartens vorgesehen.
2. Phase - Ökologisch-denkmalpflegerische Rahmenkonzeption
Hier ist die Erarbeitung einer ökologisch-denkmalpflegerischen Rahmenkonzeption unter Berücksichtigung medizinischer, therapeutischer und spiritueller Anforderungen, die sich aus der Nutzung als Hospital- und Klostergarten ergeben, angedacht.
3. Phase – Planung
Um die Ergebnisse weiterverarbeiten zu können, wird es erforderlich sein, sie planerisch soweit aufzubereiten, dass die Kongregation in die Lage versetzt wird, mittel- und langfristig Verbesserungen vorzunehmen. Insofern soll die Rahmenkonzeption die Grundlage für die Erarbeitung einer Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung seitens des tschechischen Kooperationspartners bilden.
Wer sind die Borromäerinnen?
Der Orden der „Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus“ („Borromäerinnen“) ist eine katholische apostolisch-caritativ tätige Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts und wurde im 17. Jahrhundert im französischen Nancy gegründet. Die evangelische Entsprechung der Barmherzigen Schwestern sind die Diakonissen.
Heute gibt es weltweit sieben Kongregationen, davon ist eine in Prag ansässig. Die Borromäerinnen sind in der Alten- und Krankenpflege, in der Kinder- und Jugenderziehung in Kindergärten und Schulen, in Bildungsstätten für soziale Berufe, der Katechese, der Seelsorgehilfe sowie in Erholungsstätten für Hilfsbedürftige tätig. Das am Fuße des Petrins geführte Krankenhaus ist das einzige kirchliche Hospital in Prag und erfreut sich trotz der angedeuteten Mängel einer großen Beliebtheit und fachlichen Anerkennung.