Frühjahrsexkursion nach Bayern und zur BAUMA vom 21. bis 23. April 2010
Mittwoch, 21.04.2010
BG Bau, Nürnberg
Doch zunächst ging es am Mittwoch, unserem ersten Exkursionstag, ins Praxiszentrum der BG Bau nach Nürnberg. Die Berufsgenossenschaft Bau ist die gesetzliche Unfallversicherung für die Bauwirtschaft und baunahe Dienstleistungen in Deutschland. Nach einer Tasse Kaffee zur Begrüßung wurden wir über den sicheren Umgang mit Geräten und Maschinen informiert. Weiterhin wurden für den Arbeitsschutz nötige Einrichtungen, wie zum Beispiel Absturzsicherungen und Baugrubenverbauten, vorgestellt und die richtigen Einsatzweisen gezeigt. Neben den zahlreichen Gerätschaften steht in der Ausstellungshalle der BG Bau auch ein Reihenwohnhaus, an welchem beispielhaft verschiedene Arbeitsvorgänge mit entsprechenden Arbeitssicherheitsmaßnahmen vorgestellt werden.
So wurden wir über neue und sicherere Arbeitstechniken aufgeklärt und haben einen Einblick in den persönlichen und kollektiven Arbeitsschutz auf Baustellen erhalten. Neben der technischen Umsetzung wurden auch die rechtlichen Hintergründe erläutert. Dies ging über alle Stationen des Baustellenablaufs, angefangen beim Aushub, über den Rohbau, bis hin zu Dacharbeiten.
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Fertigteilwerk Klebl, Neumarkt i.d.Opf.
In Neumarkt in der Oberpfalz haben wir das Fertigteilwerk der Firma Klebl besichtigt. Zunächst erhielten wir vom Werksleiter eine Führung durch die Produktionsstätten des dortigen Fertigteilwerks. Dabei bekamen wir einen Überblick über den technischen und logistischen Ablauf in einem solchen Werk, beginnend mit dem Biegen der Bewehrungsstäbe und dem Zusammensetzen des Bewehrungskorbes, über den Bau der Schalung, bis hin zum Betonie-ren und Nachbehandeln.
Im Anschluss wurde uns bei einer kleinen Verköstigung eine Einführung in das Unternehmen gegeben. Das Familienunternehmen wird in vierter Generation geführt und unterhält mit sei-nen 1.300 Mitarbeitern sechs Fertigteilwerke in ganz Deutschland mit Hauptsitz in Neumarkt. In den letzten Jahren wurde die Produktion erheblich gesteigert, was auf Grund der gestiegenen Effizienz und einem höheren Qualifizierungsgrad bei gleichbleibender Personalstärke erreicht wurde.
Donnerstag, 22.04.2010
BAUMA 2010
Am zweiten Tag unserer Frühjahrsexkursion stand der Höhepunkt unserer Reise auf dem Programm: die BAUMA – die Internationale Fachmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte – in München. Neben den reinen Fakten, wie 3.150 Aussteller aus aller Welt und einer Ausstellungsfläche von 555.000 m², war die größte Messe der Welt mit ihren Eindrücken ein sehr erlebenswertes Ereignis. Krane soweit und hoch das Auge reicht, Bagger und Lkw in unglaublicher Vielfalt, Spezialmaschinen für jedes erdenkliche Einsatzgebiet. An einem Tag war es, trotz Ausreizen der Öffnungszeiten, nahezu unmöglich, das komplette Messeangebot in Augenschein zu nehmen.
Die Firmen Putzmeister, Doka und Bauer gaben uns einen Einblick über ihr Angebot an den jeweiligen Messeständen. Zu den allgemeinen Informationen der Firmen stellten uns die Mitarbeiter auch einzelne Produkte oder Firmenbereiche genauer vor. Weiterhin waren die Messestände von PERI, Liebherr und Caterpillar auf Grund der Größe und Menge der Aus-stellungsstücke imposant.
Am riesigen Messebau von Liebherr konnte der stärkste Teleskop-Mobilkran mit 1.200 t Hakenlast bestaunt werden. Bauer präsentierte das größte Kelly-Bohrgerät, welches Pfahl-durchmesser bis zu 4,5 m und Gründungstiefen bis 108 m erreicht. Einen Durchmesser von 4,02 m hat der größte Reifen, produziert und ausgestellt von Bridgestone.
Mit vielen Eindrücken, und dem einen oder anderen Werbeprodukt, verließen wir das Großereignis.
Freitag, 23.04.2010
Rieger City
Das Objekt Rieger City ist eine Umbaumaßnahme, durchgeführt durch die Bilfinger Berger AG. Das bestehende Gebäude wurde als Kaufhaus für Pelze mit vielen kleinen Einzelflächen und unterschiedlichsten Deckenhöhen errichtet. Diese Kleingliedrigkeit machte eine Weiternutzung des Gebäudes am Isartor schwierig und es blieb für viele Jahre ungenutzt.
Mit dem derzeitigen Umbau soll das Gebäude ein Erlebniskaufhaus für Outdoor-Bekleidung werden. Hauptmieter wird die Marke „Globetrotter“ sein. Unter anderem sollen eine Kletterwand, ein Windkanal und eine Kältekammer eingebaut werden.
Während der Umbauarbeiten werden im Inneren des Bauwerkes Stützen verstärkt, Durch-brüche geschlossen und hergestellt, Wände und Decken versetzt. Letzteres stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Zur Sicherung der Statik muss erst die neue Decke hergestellt werden, bevor die alte abgebrochen werden kann. Der Arbeitsraum zwischen der neuen und alten Decke beträgt dabei häufig nur 80 cm. Entsprechend aufwändig und langwierig gestalten sich die Rohbaumaßnahmen.
Dach und Fassade bleiben im Urzustand erhalten und werden lediglich für die Bauarbeiten vereinzelt geöffnet. Dadurch ist das Genehmigungsverfahren erheblich einfacher als bei ei-nem Neubau.
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Neubau ADAC-Zentrale
Der ADAC baut sich in München eine neue Zentrale, um die Verwaltung von derzeit drei ver-schiedenen Standorten in der Stadt zu bündeln. Nach zwei gescheiterten Anläufen mit ande-ren Vertragspartnern hat sich Europas größter Automobilclub mit der Züblin AG auf ein Part-nerschaftsvertragsmodell geeinigt. Dabei treten beide als gleiche Teilhaber in einer ARGE auf, wobei der ADAC das Geld und Züblin das „Know-how“ zur Verfügung stellt.
Nach kurzer Einführung in Baustelle und Vertragsmodell sahen wir uns die Baustelle an. Der Rohbau des unteren Teil des Gebäudes ist bereits fertig gestellt und am Turm im vollen Gange. Erste Fenster und die Überdachung des Innenhofes werden eingebaut. Trotz der weit vorangeschrittenen Rohbauarbeiten sind im gesamten Komplex noch keine Installati-onsarbeiten angelaufen.
Konstruktiv interessante Lösungen waren in den Kellergeschossen nötig. Ein ca. 1.000 m² großer Logistikhof hat lediglich eine Stütze, um entsprechenden Platz für das Rangieren der Lkw zu ermöglichen. Der geschwungene Grundriss des Gebäudes würde die Nutzung des Kellergeschosses, welches unter anderem die hauseigene Druckerei beherbergen soll, stark einschränken. Daher ist eine Umlenkung der Lasten des Gebäudes auf eine rasterförmige Stützenanordnung nötig. Um die Lasten der Mobilkranabpratzungen während des Einbaues der Innenhofüberdachung ableiten zu können, wurden zusätzliche Stahlstützen eingebracht, die später entfernt werden.
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Sanierung Versuchshalle TU München
Als abschließenden Programmpunkt auf der Exkursion besuchten wir eine Versuchshalle der TU München, welche zurzeit durch die Probat GmbH umgebaut wird. Die auf den ersten Blick fast unscheinbare Baustelle konnte doch mit vielen interessanten Aspekten aufwarten.
Der Bauleiter stellte uns kurz die Eckdaten des Projektes vor und führte uns anschließend, zusammen mit dem Polier, über die mit Überraschungen aufwartende Baustelle. Die ehema-lige Versuchshalle wird zu einem Bürohaus für Angestellte der Universität umgebaut. Neben den Rohbauarbeiten waren auch eine aufwändige Schadstoffsanierung und reichlich Ab-brucharbeiten durchzuführen.
Auf Grund der unzureichenden und fehlerhaften Ausschreibungen sind bei einer Auftrags-summe von ca. 2,1 Mio. Euro schon über 1,0 Mio. Euro an Nachträgen entstanden. Die ferti-gen Arbeitsräume bekommen nur eine sehr einfache Ausstattung, so bleiben zum Beispiel Betondecken und Wände zu großen Teilen unverkleidet.
Im Gegensatz zu dem sehr spartanisch gehaltenen Innenraum wird die Fassade im Ergebnis eines Architektenwettbewerbes für ca. 5 Mio. Euro aufwändig mit schwarz gebrannten Klinkersteinen in Wellenform gestaltet.
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Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Firmen für die interessanten Eindrücke auf deren Baustellen und Messeständen sowie für den einen oder anderen Snack zwischendurch bedanken. Besonderen Dank gilt den Firmen Bauer, Doka, Peri und Putzmeister für die bereitgestellten BAUMA-Tickets.
Text: David Rudolph und Paul Oschatz
Fotos: Peter John und Paul Oschatz