Frühjahrsexkursion nach München zur BAUMA vom 13. bis 15. April 2016
Die diesjährige Frühjahrsexkursion führte uns nach drei Jahren wieder einmal in die Bayrische Landeshauptstadt. Das abwechslungsreiche Programm bot Einblicke in die Bauausführung, aber auch in andere Bereiche des Baubetriebs wie den Arbeitsschutz und Fertigteilbau. Der Höhepunkt war natürlich der Besuch der flächenmäßig weltgrößten Messe, der bauma 2016.
An der Exkursion nahmen 33 Studenten der Vertiefungen Baubetriebswesen, konstruktiver Ingenieurbau, Wasserbau und Gebäude-Energie-Management sowie des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen teil.
Praxiszentrum BG Bau Nürnberg
Den ersten Halt machten wir unterwegs in der fränkischen Metropole Nürnberg und besuchten das Praxiszentrum der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft. Dort gibt es für alle am Bau Beteiligten die Möglichkeit, sich über arbeitssichere Methoden, Geräte und Maschinen zu informieren. In dem großen Gebäude ist eine Rohbaustelle mit diversen Gewerken für Erprobungen und Tests detailgetreu nachgebildet. So kann demonstriert werden, wie Gefahren auf dem Bau entstehen und wie man sich davor schützen kann.
In einer spannenden Führung wurden verschiedene Aspekte des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes auf Baustellen erläutert. Ein großer Abschnitt beschäftigte sich mit der persönlichen Schutzausrüstung. Es wurden die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet wie z.B. Helme, Schuhe oder Gehörschutz vorgestellt, aber auch viele unbrauchbare Beispiele gezeigt, die tatsächlich auf Baustellen verwendet worden waren. Dass nicht einmal das Aufbringen von Aufklebern auf Helmen zulässig ist, war sicher den wenigsten bekannt. Insgesamt war die Vielfalt der verfügbaren Ausrüstung sehr beeindruckend.
Auf großes Interesse stießen die Tischkreissägen. Die Erfahrungen der Studenten zeigten, dass die Sicherheitsmaßnahmen in der Praxis oft fahrlässig ignoriert oder sogar bewusst außer Kraft gesetzt werden, um einfacher arbeiten zu können. Durch neue lärmreduzierende Sägeblätter wird die Belastung für das Gehör gemindert. Weiterhin wurden handbetriebene Bohrhämmer vorgestellt, die während des Betriebes den anfallenden Staub sofort absaugen und so die Belastung des Benutzers verringern.
Weitere Abschnitte beschäftigten sich mit Gerüsten, Grabenverbauarten, Absturzsicherungen, Handwerkzeugen etc. Insgesamt enthielt die Führung viele Hinweise und Informationen, die den meisten Beschäftigten auf Baustellen nicht immer bewusst sein dürften, aber deren Beachtung in der Praxis Leib und Leben schützen kann.
Grundschule mit Sporthalle – Glass GmbH
Die erste und auch einzige klassische Baustelle der Exkursion besuchten wir im Münchner Norden, wo die Firma Glass den Rohbau einer Grundschule mit angeschlossener Sporthalle errichtet. Wie bereits auf der Anfahrt offensichtlich wurde, war die Anlieferung von benötigten Baustoffen und anderem Material eines der größten Herausforderungen dieses Bauvorhabens. Der Straßenverkehr in der Umgebung ist tagsüber regelmäßig überlastet, sodass viele Lieferungen nur in den Nachtstunden erfolgen konnten.
Durch die schwierige Grundwassersituation auf dem Gelände war eine Bodenplatte mit 1m Dicke in Verbindung mit einer Kombination von weißer und schwarzer Wanne erforderlich. Trotzdem stand die Baustelle während der Besichtigung zum großen Teil unter Wasser, da kurz vorher ein Starkregen einsetzte und den Rundgang erschwerte.
bauma 2016 München
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Besuchs der bauma auf dem Münchner Messegelände. Mit rund 600.000m² Ausstellungsfläche ist sie die größte Fachmesse der Welt und zog dieses Jahr über eine halbe Million Besucher an. Bei knapp 3.500 Ausstellern aus der ganzen Welt reichte ein Tag natürlich nicht aus, um alles zu erkunden, und so konzentrierte man sich auf ausgewählte Themen und Messebereiche.
Die erste Führung bekamen wir von der Firmengruppe Liebherr, die sich auf dem Freigelände einen der größten Messestände inklusive eines eigenen Pavillons errichtet hat. Auch wenn die Firma vor allem für ihre Hebezeuge bekannt ist, konnte die ganze Bandbreite an Baumaschinen besichtigt werden, von Turmdrehkranen über Raupenbagger, Radlader und Betonpumpen bis hin zu Spezialtiefbaugeräten. Besonders beeindruckend war der riesige Muldenkipper T264, der in seiner Größe eher einem Haus als einem Fahrzeug ähnelte. Mit einer Leistung von 2.700 PS und einer Nutzlast von 244 Tonnen war es eines der stärksten Geräte der Messe. Übrigens stellt Liebherr zur Zeit auch den höchsten Punkt Deutschlands dar, da deren Kran auf der Zugspitzbaustelle den Gipfel um einige Meter überragt.
Einen weiteren Rundgang gab es auf dem Stand der Bauer Gruppe, wo die neuesten Maschinen der Firma, allen voran Drehbohrgeräte, vorgestellt wurden. Im Mittelpunkt standen zwei Produktreihen: die ValueLine, die sich auf das Kellybohren konzentriert und speziell für dieses Verfahren optimiert wurde, sowie die PremiumLine, die zusätzlich verschiedenste Anwendungen des Spezialtiefbaus wie Cutter-Soil-Mixing oder Vollverdrängerpfähle übernehmen kann. Gemein ist beiden eine weiterentwickelte Energieeffizienz, durch die bis zu einem Drittel weniger Kraftstoff verbraucht werden kann. Als Drehbohrwerkzeuge kommen Bohreimer, Schneckenbohrer oder Kernbohrrohre zum Einsatz. Bei den Spitzengeräten kann der Bohrdurchmesser über 4m betragen.
Fertigteilwerk – Klebl GmbH
Am letzten Tag stand noch der Besuch des Fertigteilwerks der Klebl GmbH an ihrem Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt an. An diesem und fünf anderen deutschlandweiten Standorten stellt das Familienunternehmen bis zu 100t schwere und 50m lange Fertigteile aus Stahl- und Spannbeton her. Die Werke sind durch ein Produktionsplanungs- und Steuerungssystem zu einem leistungsfähigen Produktionsverbund zusammengeschlossen. Weitere Geschäftsfelder der Firma sind der Wirtschafts- und Hausbau sowie Handel und Logistik im Bauwesen. Eines der größten Projekte war am Audi-Werk in Neckarsulm, wo die Montage großer Fertigteile während der laufenden Produktion und der Auslieferung von Fahrzeugen stattfand. Auch bei bekannten Sportstätten wie der Allianz-Arena oder dem Leipziger Zentralstadion war die Firma im Einsatz.
Die Werksführung durch vier Hallen bot Einblicke in die Prozesse des Fertigteilbaus von der Planung über die Fertigung der Bewehrung und Schalung bis zur Betonage.
Wir bedanken uns recht herzlich bei den beteiligten Unternehmen für die interessanten Führungen über die jeweiligen Baumaßnahmen und Messestände, sowie die Einblicke in Ihren Geschäftsbetrieb und die Bereitstellung von Verpflegung.
Text: Johannes Löschau
Bilder: Johannes Löschau
Exkursionsleitung
Florian Kopf
Phillip Hahn