Herbstexkursion nach Berlin vom 03. bis 04. November 2016
Die Herbstexkursion in diesem Jahr brachte uns mal wieder zu beeindruckenden Baustellen der Großstadt Berlin. Mit 18 Studierenden der Studiengänge Bauingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen, 2 Betreuern und Professor Schach besuchten wir am ersten Tag die Baustelle vom S-Bahnhof Ostkreuz, ein wachsendes Hotel sowie noch den Bauplatz eines Gebäudes für Eigentumswohnungen. Am Abend erfolgte eine Stärkung und Unterhaltung im Hofbräuhaus, gesponsert durch die Firma bam Deutschland. Am zweiten Tag besichtigten wir die Friedrichwerdersche Kirche und im Anschluss die beeindruckende architektonische Leistung vom „Haus der Zukunft“.
S-Bahnhof Ostkreuz – Deutsche Bahn
Früher wurde der Bahnhof Berlin Ostkreuz nicht so genutzt wie jetzt. Heutzutage ist es ein komplexes Kreuz für verschiedenste Anbindungen, welche alle samt in die Planung mit eingehen mussten. Diese erfolgt seit 2005 unter der Leitung der Deutschen Bahn.
Durch Berlins größten Nahverkehrsknoten rollen täglich eine Vielzahl an Regionalzügen, ICEs und internationalen Zügen. Unter weiterlaufendem Betrieb wir hier nun schon seit zehn Jahren gebaut, Bauarbeiten auf den einen Gleisen – Umleitungen der Züge auf den andern. Deswegen ist eine Koordination sämtlicher Arbeiten hier extrem wichtig.
In der Präsentation vor der Besichtigung durch den Öffentlichkeitsbeauftragten der DB Netz AG Herr Neuenkirch wurde uns erzählt, dass es gerade bei innerstädtischen Baustellen Probleme mit den Anwohnern geben kann. Vor allem Lärmbelästigung und Verkehrsbehinderung durch Umleitungen waren an der Tagesordnung. Auf Grund dessen wurde eine gut besuchte Bürgersprechstunde eingerichtet, um Probleme zu besprechen, sowie Auskünfte über den aktuellen Bautenstand zu erhalten.
Hampton by Hilton – PORR
Im Anschluss ging es nach Berlin Mitte, nahe dem Alexanderplatz. In dieser optimalen Lage entsteht zurzeit das weltweit größte Hampton by Hilton. Porr ist hierbei der Generalunternehmer und kümmert sich um den Schlüsselfertigbau und die Baugrube. Die gesamte Bauzeit des Projektes beträgt 18 Monate.
Das Hotel im Stadtzentrum ist hauptsächlich für den Durchgangsverkehr geplant. Über Eck entsteht ein Trakt, welcher mit 40 Wohnungen ausgestattet sein wird. Die Bruttogeschossfläche des gesamten Gebäudekomplexes beläuft sich insgesamt auf knapp 20.000m². Das Erdgeschoss des Hotelteils wird weitestgehend verglast, dort wird man den Empfangs- und Frühstücksbereich, sowie eine Küche und Personalräume vorfinden. Im Untergeschoss sind die Tiefgarage und Räume für Personal, Technik und Lagerverwendung fast vollständig fertiggestellt. In den acht Obergeschossen entstehen 344 Hotelzimmer, wobei die Bäder durch betriebsbereite Fertignasszellen ersetzt werden.
Die innerstädtischen Platzverhältnisse bei so zentraler Lage sind bekanntlich sehr gering, deshalb sind die Kran- und Zulieferarbeiten bei ringsherum stets weiterlaufendem Fußgänger-, Auto- und Straßenbahnverkehr eine echte Herausforderung.
Geisberg Berlin – Züblin
Als letzten Punkt des ersten Exkursionstages besichtigten wir die Baustelle des Community Wohnprojektes Geisberg Berlin. Die FORE Partnership als Real Estate Investment Club Unternehmen treibt diese voran, Generalunternehmer für die Bauausführung ist hier die Firma Züblin. Im Stadtteil Berlin Schöneberg wird das ehemalige Post- und Telegrafenamt seit Anfang diesen Jahres umgebaut, Fertigstellung ist bis Ende 2017 geplant.
Bei diesem Gebäude soll die moderne Architektur mit hineinspielen sowie einen Ansatz von Nachhaltigkeit beinhalten, jedoch müssen die historischen Qualitäten aufgrund des Denkmalschutzes gewahrt werden. Vor allem die Außenfassaden müssen hier größtenteils erhalten bleiben. Es sollen schlussendlich 128 Eigentumswohnungen, 5 Arbeits- und Wohnlofts sowie 2 Gewerbeeinheiten entstehen. Vorlage gab das Architekturbüro Ortner & Ortner Baukunst. Die Preise der Eigentumswohnungen sollen sich auf rund 5000 – 9000€/m² belaufen.
Herausforderungen bei dieser Baustelle gab es nicht nur im Gebäude, sondern auch im umliegenden Umfeld. Die immer noch genutzten Telekomleitungen im Hausinnern müssen erhalten bleiben, außerdem ist man während der Baumaßnahme im unteren Gebäudeteil auf Schadstoffe gestoßen, das hohe Alter des Bauwerks ließ dies schon vermuten. Des Weiteren kamen, wie so oft bei beengten innerstädtischen Bebauungsverhältnissen, Beschwerden des anliegenden Kindergartens wegen Schadstoffbelastung auf.
Friedrichwerdersche Kirche – SPKB
Am zweiten Exkursionstag führte es uns ins Stadtteil Berlin Mitte. Dort ist die Friedrichswerdersche Kirche zu finden, jedoch nicht auf den ersten Blick. Früher bot sich mit einem Freiraum ringsherum ein beeindruckender Blick auf diesen neogotischen Backsteinbau. Heute versperren eine unmittelbar danebenstehende Luxuswohnanlage und Baucontainer die Sicht. Das Bauwerk von Karl Friedrich Schinkel verschwindet Stück für Stück aus dem Stadtbild.
Ein größeres Problem jedoch stellt die Baustelle auf der noch freien Seite dar. Hier wurde eine Baugrube sieben Meter tief für zwei Parketagen ausgehoben, zeitgleich fiel Putz von der Decke und Risse zogen sich vom Boden bis unter das Dachgewölbe. Nach dem verordneten Baustopp erfolgte in der Kirche die Räumung sämtlicher Skulpturen und erste Sicherungsmaßnahmen in Form eines Gerüstes im kompletten Inneren der Kirche. Dieses soll als Fangschutz für herabstürzende Bauteile dienen, um an schadhafte Stellen zu gelangen und um Messungen durchzuführen. Anschließend wurden tausende Kubikmeter Beton in die alten Fundamente gepumpt, um die Standsicherheit zu erhöhen.
Verschlimmert haben sich die Risse glücklicherweise nicht, jedoch werden weiterhin sämtliche Schadstellen beobachtet. Leider bleibt die Kirche noch für weitere Zeit geschlossen und für Besucher unzugänglich.
Haus der Zukunft – BAM Deutschland
Die letzte Baustelle unserer Exkursion ging in die unmittelbare Nähe des Hauptbahnhofes, nicht weit entfernt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Direkt an der Spree entsteht momentan das „Haus der Zukunft“. Die Firma BAM ist mit den Aufgaben der Ausführungsplanung und der schlüsselfertigen Errichtung beauftragt, BAM Immobilien-Dienstleistungen sind verantwortlich für den Betrieb und die Instandhaltung.
8000 m² Nutzfläche bieten Raum für außergewöhnliche Ausstellungen und Veranstaltungen für Forschungs- und Zukunftsthemen. Das komplette Gebäude wird energie- und klimafreundlich sowie vollständig barrierefrei sein und ist nach den Standards der Gold-Zertifizierung analog zum Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen umgesetzt worden.
Optische Merkmale sind vor allem die verglaste Front und die 18m weite Auskragung. Gehalten wird diese durch massive Stahlbetonwände und eine Stahlkonstruktion über das Dach. Ein Café und Restaurant mit Panoramablick auf Stadt und Spree und das begehbare Dach sind gerade für Besucher weitere Besonderheiten dieses Bauwerkes. Im Keller befindet sich ein Raum mit schwarz eingefärbtem Sichtbeton, dieser soll später für Ausstellungen genutzt werden. Die Schwierigkeit bei dieser Betonart besteht in vielerlei Dingen, wie z.B. der Qualität, Schalung, Verarbeitung und Nachbehandlung.
In einer ausführlichen Präsentation im Vorhinein wurden uns sämtliche Schritte der Gründung und des Rohbaus aufgezeigt. Des Weiteren erhielten wir interessante Einblicke in die Vorgehensweise mit BIM.
Wir bedanken uns vielmals bei den Baufirmen für sämtliche Präsentationen, Gesprächsrunden und Führungen über die jeweiligen Baustellen, sowie die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Verpflegung. Ein besonderer Dank geht an die Firma BAM für die Einladung zur abendlichen Gestaltung im Hofbräuhaus Berlin.
Text: Friederike Klammer
Bilder: Friederike Klammer
Exkursionsleiter:
Florian Kopf