Verleihung des Züblin Stahlbaupreises 2019 (20.06.2019)
Am 20. Juni 2019 wurde der Züblin-Stahlbaupreis zum 9. Mal an Studierende und Absolventen der Technischen Universität Dresden verliehen. Mit diesem Preis werden herausragende Arbeiten aus den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen gewürdigt, die zur Förderung der Metallbauweise beitragen und im Rahmen des Studiums oder einer Promotion angefertigt wurden.
Die Fachjury bestehend aus Marco Eckert - technischer Geschäftsführer, Hagen Urban - technischer Leiter des Bereichs Hochbau, Lars Feulner - Leiter Konstruktion, jeweils von der Züblin Stahlbau GmbH in Hosena und den Vertretern der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Richard Stroetmann vom Institut für Stahl- und Holzbau und Em. Prof. Gerald Staib, ehemaliger Inhaber der Professur für Hochbaukonstruktion und Entwerfen nominierten in diesem Jahr insgesamt sieben Arbeiten für die engere Auswahl. Diese behandelten in fachlich hoher Qualität ein breites Themenspektrum der Stahlbauforschung und -anwendung. Gegenstand der Einreichungen waren die Untersuchung des Einsatzpotentials additiver Fertigungsverfahren im Stahlbau, der Entwurf einer stählernen Strombrücke, die Untersuchung des Planungsprozesses von Großbrücken unter Verwendung von BIM, die Bemessung von Trogbrücken mit gekrümmten Stegen und Lärmschutzwänden, Schweißverbindungen an Altstählen bei Tragwerksverstärkungen sowie die Entwicklung eines Versuchsprogramms für Orthoverbundfahrbahnplatten mit Verbunddübelleisten im Brückenbau. Im Rahmen eines Vortrages mit anschließender Diskussion präsentierten die Studierenden und Diplomanden ihre Arbeiten. Im Anschluss hatten die Jurymitglieder die anspruchsvolle Aufgabe, die Preisträger auszuwählen.
Die feierliche Verleihung des Preises fand traditionell am Abend im Rahmen des Bauballs der TU Dresden statt, der von den Studierenden des 6. Fachsemesters der Fakultät Bauingenieurwesen ausgerichtet wird. Mit einem kurzen Firmenportrait und aktuellen Projekten der Züblin Stahlbau GmbH eröffnete Herr Eckert die Preisverleihung. Dabei betonte er die schwierige Aufgabe der Jury, unter den hochwertigen und vielfältigen Einreichungen die Auswahl von Preisträgern vorzunehmen und ermutigte die Studierenden, sich mit den interessanten und vielseitigen Themengebieten der Stahlbauweise auseinanderzusetzen. Anschließend übernahm Herr Prof. Stroetmann das Wort, bedankte sich für das hohe Engagement der Züblin Stahlbau GmbH und die sehr gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Das Unternehmen engagiert sich u. A. mit der Vergabe von Stipendien, der Auslobung des Stahlbaupreises, der Unterstützung von sozialen Projekten von Studierenden des Bauingenieurwesens, Angeboten zu Werks- und Baustellenbesichtigungen sowie durch die Betreuung von Studien- und Diplomarbeiten.
Der mit insgesamt 3000 Euro dotierte Preis wurde in diesem Jahr an einen Studierenden des Diplomstudiengangs, einer Diplomandin und einer Aufbaustudentin des internationalen Master-Studiengangs „ACCESS“ der Fakultät Bauingenieurwesen vergeben.
Den 3. Preis erhielt Aleksandra Maksimova für ihre Masterarbeit zur Bemessung von Trogbrücken mit gekrümmten Stegen und Lärmschutzwänden. Im Rahmen dieser Arbeit ging es um die Fragestellung, wie gekrümmte Lärmschutzwände als tragende Elemente in das Primärtragwerk integriert werden können. Dabei lag der Schwerpunkt bei der Stabilität und der Optimierung schwach gekrümmter Schalensegmente mit Längsversteifungen und Randeinfassungen. Die praxisgerechten Lösungsansätze, die fachliche Tiefe und gründliche Bearbeitung überzeugten die Jury.
Der 2. Preis wurde an Jan Schmidt vergeben, der sich in seiner Projektarbeit mit Schweißverbindungen an Altstählen im Rahmen von Tragwerksverstärkungen beschäftigte. Ziel dieser Arbeit war es, die schweißtechnischen Eigenschaften historischer Stähle systematisch zu untersuchen und praxisnahe Lösungsansätze zu erarbeiten. Bei der Frage der Schweißbarkeit von Flussstählen haben insbesondere die Kernseigerungen und die darin einhaltenden Konzentrationen an Schwefel und Phosphor, aber auch die Dicke metallurgisch reinerer Speckschichten eine Bedeutung. Will man störende Schweißnahtunregelmäßigkeiten wie Heißrissigkeit und Porenbildung vermeiden, ist das Speckschichtschweißen eine mögliche Strategie, dessen Anwendung jedoch an Grenzen stößt. Eine weitere Strategie ist die Optimierung der Schweißzusätze durch basische Umhüllungen und das Zulegieren von Elementen, die das Binden und ggf. Abführen metallurgischer Verunreinigungen herbeiführen. Herr Schmitt hat sich in überzeugender Weise mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Insbesondere die Tiefgründigkeit bei der Aufarbeitung der Ursachen für die Entstehung der Schweißnahtunregelmäßigkeiten und die Erarbeitung zielgerichteter Strategien zu deren Beseitigung waren ausschlaggebend für die Preisvergabe der Jury.
Der 1. Preis ging in diesem Jahr an Ina Heise für ihre Diplomarbeit zur Untersuchung des Planungsprozesses von Großbrücken unter Verwendung von BIM. Um erheblichen Kostenüberschreitungen und Terminverzögerungen bei Bauprojekten entgegenzuwirken beschloss das BMVI das Building Information Modeling (BIM) in seinem Zuständigkeitsbereich bis 2020 schrittweise einzuführen. Dazu wurde ein Strategiepapier – der Stufenplan – verfasst. Ziel der Diplomarbeit war es, Wege und Methoden des ab 2020 geforderten Leistungsniveaus 1 für Stahl- und Verbundbrückenbauwerke am Beispiel der Mainbrücke Mainfingen zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang erfolgte zunächst die Auswertung initiierter Pilotprojekte, bei denen große Differenzen zwischen dem mit dem Leistungsniveau 1 geforderten und dem tatsächlich praktizierten BIM-Einsatz sichtbar gemacht wurden. Zudem klärte Frau Heise, inwieweit existierende IFC-Standards den Ansprüchen von Stahl- und Verbundbrücken genügen und untersuchte den aktuellen Entwicklungsstand der ab diesem Jahr verfügbaren IFC-Bridge-Erweiterung. Sie entwickelte Strategien zur Umsetzung der Leistungsphasen Vor-, Entwurfs-, Ausführungs- und Werkstattplanung. Dabei zeigte das vorliegende stark auf den Hochbau ausgerichtete IFC-Modell erhebliche Defizite bei der Modellierung von Stahl- und Verbundbrücken. Mit der neuen auf Trassen basierenden Referenzierung können Brücken nun vollständig im IFC-Format beschrieben werden. Schwierigkeiten entstehen z. B. bei der Beschreibung weiterer geometrischer Zustände, wie sie zur Überhöhung von Tragkonstruktionen erforderlich sind. Die Werkstattplanung muss aus dem Workflow der durchgängig modellbasierten Bearbeitung herausgelöst und in einem eigenen Fachmodell bearbeitet werden. Im Ergebnis bestätigte Frau Heiße die grundsätzliche Anwendbarkeit des Building Information Modeling als durchgängiges Planungswerkzeug bis zur Ausführungsplanung. Die ungeachtet des großen Umfangs hohe Qualität der Bearbeitung und die Intensität, mit der Frau Heise Lösungen zur Anwendung von BIM verfolgt und aufgezeigt hat, beeindruckte die Jury in besonderem Maße.
Bericht:
Dipl.-Ing. Thoralf Kästner
Institut für Stahl- und Holzbau, Technische Universität Dresden
Fotos:
Dipl.-Des. (FH) André Terpe
Dekanat der Fakultät Bauingenieurwesen, Technische Universität Dresden