86th UNEP/UNESCO/BMUV International Short Course - Sustainability for Food Systems and Forest Products: the Role of Consumption and Production (SC86)
Dauer: 24. Oktober - 25. November 2022 (online)
Motivation
Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion (Sustainable Consumption and Production, SCP) zielen darauf ab, "mit weniger mehr und besser zu machen" - die Nettowohlfahrtsgewinne aus wirtschaftlichen Aktivitäten zu erhöhen, indem die Ressourcennutzung, die Degradation und die Verschmutzung reduziert und gleichzeitig die Lebensqualität verbessert werden. SCP ist für die Verwirklichung einer nachhaltigen Landnutzungsänderung im Einklang mit den SDGs, den Zielen des Pariser Abkommens und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt von entscheidender Bedeutung, da sie Ressourcen- und Energieeffizienz, nachhaltige Infrastruktur und den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen fördert. Ihre Umsetzung trägt dazu bei, allgemeine Entwicklungspläne zu verwirklichen, künftige wirtschaftliche, ökologische und soziale Kosten zu senken, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Armut als Dimensionen eines widerstandsfähigen und integrativen Wachstums zu verringern. SCP ist unerlässlich, um den Verlust von Wäldern und biologischer Vielfalt sowie die Bodendegradation aufzuhalten und umzukehren.
Der Verbrauch und die Produktion von Lebensmitteln und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen sowie die damit verbundenen Dienstleistungen hängen in hohem Maße von der Nutzung natürlicher Ressourcen ab, was sich auf die biologische Vielfalt und die Ökosystemleistungen auswirkt. Die Produktion und Gewinnung von Agrar- und Forstprodukten verändert Landschaften und natürliche Systeme auf dem gesamten Planeten und unterstützt und beeinflusst die Lebensgrundlagen von Milliarden von Menschen. Daher kommt den Bemühungen im Rahmen des SDG 12 eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Strategien zu, die die Komplexität und Verflechtung von Ressourcenverfügbarkeit und -nachfrage berücksichtigen, um die grundlegenden Triebkräfte des Wandels wirksam anzugehen.
Etwa 60 % der weltweiten Wälder - rund 2,4 Milliarden Hektar - werden hauptsächlich oder teilweise für die Produktion von Holz- und Nichtholz-Waldprodukten genutzt. Eine wachsende Bevölkerung und veränderte Ernährungsgewohnheiten lassen die Nachfrage nach Anbauflächen und Weideflächen steigen. Dies erhöht den Druck auf die Waldressourcen, während die Rate des Netto-Waldverlustes bereits unhaltbar hoch ist.
Das Lebensmittelsystem trägt wesentlich zum Klimawandel und zum Verlust der biologischen Vielfalt bei und ist für rund 30 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Landwirtschaft nutzt ein Drittel der Landfläche, davon weltweit etwa zwei Drittel für die Produktion von Tierfutter, und ist damit ein wichtiger Treiber der Entwaldung. Darüber hinaus gehen laut dem FAO-Bericht 2019 über die Lage der Lebensmittel und der Landwirtschaft 14 % der weltweit erzeugten Lebensmittel nach der Ernte und vor Erreichen des Einzelhandels verloren, u. a. durch Tätigkeiten im landwirtschaftlichen Betrieb, Lagerung und Transport. Die Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung ist ein wichtiger Weg zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und der Ernährung, zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit und zur Senkung der Produktionskosten. Die Bedeutung des Landwirtschaftssektors, vor allem der Tierproduktion und des Forstsektors, für die Eindämmung des Klimawandels liegt nicht nur in dem Potenzial zur Verringerung der Emissionen, sondern auch in seinem potenziellen Beitrag zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre.
Abgesehen von ihren Auswirkungen auf das Klimasystem sind Lebensmittel und forstwirtschaftliche Erzeugnisse Verbrauchsbereiche, in denen die Konsumierenden die mit ihrer Konsumentscheidung verbundene Gesamtumweltbelastung erheblich beeinflussen können. SCP erfordert einen systemischen Ansatz und die Zusammenarbeit zwischen den Agierenden, die in den Lebensmittelsystemen und in den forstwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten tätig sind, von Erzeugung bis zum Endverbrauch. Kultur, Wirtschaftssystem, Institutionen, Geschäftsmodelle und Infrastrukturen sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um einen weniger verbrauchsintensiven Lebensstil zu ermöglichen, die Ökoeffizienz zu steigern und einen nachhaltigeren und integrativeren Weg zu wirtschaftlicher Entwicklung, Wohlstand und Wohlergehen zu schaffen.
Kurskonzept und Ziele
Ausgerichtet auf den "Value-Chain-Ansatz" wird sich der erste Teil des Kurses mit nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern entlang der gesamten Wertschöpfungskette von forst- und landwirtschaftlichen Produkten und Rohstoffen befassen, um die Ökoeffizienz zu steigern und letztlich das Wirtschaftswachstum von der Umweltzerstörung abzukoppeln. Bei diesem Ansatz handelt es sich um eine systemische Analyse der Triebkräfte und Hindernisse für die Nachhaltigkeit entlang der verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette, bei der die wichtigsten Ansatzpunkte für eine gemeinsame Aktionsagenda ermittelt werden.
Langfristig erfolgreiche Lösungen sind nicht möglich, ohne die tiefer liegenden Ursachen zu bekämpfen. So können beispielsweise technologische Lösungen einen Teil des Drucks auf die biologische Vielfalt verringern, indem sie die natürlichen Bedingungen in kleinerem oder größerem Umfang wiederherstellen (Ernährung, Nutzung von Energie und natürlichen Ressourcen). Die tieferen Ursachen werden jedoch nur dann zu weiteren Belastungen führen, wenn die sektorale Fragmentierung der Institutionen und nicht nachhaltige Produktions- und Verbrauchsmuster weiterhin vorherrschen. Das Gleiche gilt, wenn Politik, Kultur und Wissen nicht zu einem Paradigmenwechsel in der Gesellschaft als Motor für die notwendigen Veränderungen führen. In diesem Sinne werden im Kurs Konzepte und Ansätze wie Lebenszyklusdenken, Übergangstheorie, Design für Nachhaltigkeit und transformative Governance diskutiert.
Im zweiten Teil des Kurses werden Strategien zur Umsetzung nachhaltiger Landwirtschafts- und Agroforstsysteme, naturbasierte Lösungen und Landmanagement behandelt. Es werden politisch relevante Fragen untersucht, wie z. B.: (i) Wie sehen nachhaltige Lebensmittelsysteme aus Sicht der natürlichen Ressourcen aus? (ii) Wie kann die Ökoeffizienz verbessert werden, um die Ernährungssicherheit zu erhöhen? (iii) Wie kann der Übergang zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen gesteuert werden? Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Schwerpunkt auf Bemühungen zur Förderung einer verantwortungsvollen Produktion und eines verantwortungsvollen Verbrauchs von forst- und landwirtschaftlichen Erzeugnissen und deren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft liegen wird, u. a. durch die Einführung politischer und technologischer Innovationen für mehr Besitzsicherheit, Legalität, höhere Effizienz in der Produktion, verbesserten Marktzugang und die Einbeziehung von kleinen Landwirtschaftsbetrieben und Waldgemeinschaften in nachhaltige Wertschöpfungsketten.
Um einen Wandel hin zu nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion zu fördern, ist letztlich die Zusammenarbeit der wichtigsten Akteure unerlässlich. Obwohl das Bewusstsein der Menschen und der Unternehmen für den Wert der biologischen Vielfalt zunimmt, sind sie sich immer noch nicht der Verflechtung von Produktion und Verbrauch bewusst, die zum Verlust der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen weltweit beitragen. Daher werden Strategien und Best-Practice-Beispiele für die Kommunikation über nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum in Lebensmittelsystemen und entlang forstwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten erörtert.
Die Teilnehmenden entwickeln außerdem einen Aktionsplan für eine Herausforderung in ihrem Arbeitsbereich, indem sie die Kursinhalte anwenden und die Anregungen berücksichtigen, die sie während des Kurses von den Lehrenden und anderen Teilnehmenden erhalten haben. Dieser Plan soll nach der Rückkehr eigenständig umgesetzt werden und den Transfer des neu erworbenen Wissens in den Arbeitsalltag erleichtern.
Nach Abschluss des Kurses werden die Teilnehmenden in der Lage sein:
- das Konzept von SCP zu definieren und seinen Wert für die nachhaltige Entwicklung, die Agenda 2030 und ihre SDGs zu erklären,
- die Schlüsselelemente einer effektiven nationalen Politikplanung und -steuerung zur Förderung von SCP-Strategien zu erkennen,
- die Rahmenbedingungen für das Mainstreaming und die Umsetzung von SCP-Politiken und -Programmen, einschließlich sektoraler Politiken und Multi-Stakeholder-Initiativen, zu identifizieren und
- die wichtigsten Herausforderungen und Möglichkeiten zur Förderung von SCP-Strategien (z. B. Angebot und Nachfrage sowie nachhaltige Verhaltensweisen und Lebensstile) im Kontext nachhaltiger Lebensmittelsysteme und forstwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten zu erörtern.
Zielgruppen
Dieser Kurs richtet sich an Fachleute, die in Ministerien, Behörden, Kommunalverwaltungen und Nichtregierungsorganisationen von Entwicklungsländern (einschließlich Schwellenländern) politische Entscheidungen und praktische Maßnahmen vorbereiten und umsetzen, die sich mit Ressourcennachhaltigkeit, nachhaltiger gesellschaftlicher Entwicklung sowie einer grünen und kohlenstoffarmen Wirtschaft befassen.
Ein erster Hochschulabschluss (z. B. BA, BSc) in einem verwandten Bereich ist unerlässlich. Ausreichende Kommunikationsfähigkeiten in englischer Sprache und die Nominierung durch die entsendende Institution sind zwingend erforderlich.
Welche Vorteile bietet die Teilnahme an diesem Online-Kurs?
- Erfahrung des CIPSEM-Teams in der Durchführung von ansprechenden, sinnvollen Online-Schulungen unter Berücksichtigung der Herausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern
- Eine 5-wöchige Vollzeit-Lernerfahrung, die Live-Videokonferenzen, Selbstlerneinheiten und den Austausch auf unserer Online-Lernplattform kombiniert
- Renommierte internationale und deutsche Referierende
- Finanzielle Unterstützung für einen guten Internetzugang und die Lebenshaltungskosten (640 €)
- Die Teilnehmenden werden Teil eines großen internationalen Netzwerks von Umweltexperten und Führungskräften (mehr als 2 500 Alumni aus 145 Ländern).
- Transfer der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten durch die Entwicklung von Aktionsplänen nach dem Training unter Anleitung
- Alumni dieses Kurses können sich für eines von mehreren Innovationsstipendien bewerben, die die Umsetzung des Aktionsplans nach der Ausbildung mit 2000 € unterstützen.
Bewerbung und Teilnahme
Qualifizierte Fachleute können sich vom 23. März bis zum 17. Mai 2022 über das Online-Bewerbungsportal von CIPSEM für diese Ausbildung bewerben. Das Steuerungsgremium wählt bis Juli 2022 22 Teilnehmende für diesen Kurs aus. Nur die ausgewählten Teilnehmenden werden per E-Mail benachrichtigt. Erfolgreiche Teilnehmende erhalten ein Certificate of Proficiency in Sustainability for Food Systems and Forest Products: The Role of Consumption and Production.
Name | Institution |
---|---|
Dr. Artmann, Martina | Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden, Forschungsgruppe Urbane Mensch-Natur Resonanz |
Dr. Auch, Eckhard Friedhelm | TU Dresden, Institut für Internationale Forst- und Holzwirtschaft, Professur für Tropische und Internationale Forstwirtschaft |
Bastos, Victoria | idesam |
Prof. Dr. Brouwer, Floor | UNU-FLORES Dresden |
Caser, Ursula | Universität Hamburg; Mediatedomain Lda |
Dr. Egermann, Markus | Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden, Forschungsbereich Transformative Kapazitäten |
Dr. Gallo, Patrícia | TU Dresden, Fakultät Umweltwissenschaften, Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management (CIPSEM) |
Dr. Görner, Anna | TU Dresden, Fakultät Umweltwissenschaften, Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management (CIPSEM) |
Gavaldão, Marina | Ubá Sustainability Institute |
Dr. Jenke, Michael | TU Dresden, Institut für Internationale Forst- und Holzwirtschaft, Professur für Tropische und Internationale Forstwirtschaft; Kasetsart University, Faculty of Forestry, Bangkok |
Killinger, Mabel | Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden, Forschungsgruppe Urbane Mensch-Natur Resonanz |
Malkowsky, Charleen | Wageningen University & Research |
Picado Aragón, Jaime Ricardo | Bio Latina Certificadora |
Sanchez Santivañez, Marioldy | AIDER |
Sarmiento Barletti, Juan Pablo PhD | CIFOR-ICRAF, Center for International Forestry Research – World Agroforestry |
Dr. Stein, Katharina | TU Dresden, Fakultät Umweltwissenschaften, Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management (CIPSEM) |
Urbina, Pablo | CIPSEM Alumnus |
Dr. Vidal Merino, Mariana | BluoVerda Deutschland e.V.; PlanAdapt Berlin |
Dr. Worah, Sejal | WWF Indien |
Wulf, Simone | Bundesamt für Naturschutz, BfN |
Dr. Zhang, Lulu | UNU-FLORES Dresden |