PhytoWood-Synergien
Heilpflanzen in Äthiopien: Anbau in kleinräumigen Agroforst-Systemen und Etablierung von regionalen Wertschöpfungsketten
- ein Projekt in Zusammenarbeit mit WoodCluster, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
"Naturressourcen basierte Innovation und Entwicklung: Nachhaltige Wertschöpfungsketten für Holzbiomasse und pharmazeutische Produkte in Äthiopien"
Laufzeit: Juli 2018 bis April 2021
PhytoWood-Synergies - ein gemeinsames Projekt mehrerer wissenschaftlicher Institutionen in Äthiopien und Deutschland - soll Wege finden, um die immer größer werdende Kluft zu überbrücken zwischen wachsender Nachfrage einer zunehmenden Bevölkerung nach biologischen Ressourcen einerseits und dem schwindenden Angebot infolge Abholzung und Zerstörung anderer natürlicher Lebensräume andererseits. Zusammen mit Partnern aus der Praxis werden Bedingungen untersucht, unter denen der Anbau von wichtigen pflanzlichen Stoffen in kleinen Farmen und in Hausgärten möglich ist. Das Projekt konzentriert sich insbesondere auf Heilpflanzen.
In Äthiopien hat sich die Bevölkerung in den letzten 50 Jahren fast vervierfacht, während die Fläche (halb-) natürlicher Wälder auf etwa 3% des Landes zurückgegangen ist. Mit dem Verlust von naturnahen Ökosystemen ist Äthiopiens außergewöhnliche Artenvielfalt akuten Bedrohungen ausgesetzt - darunter viele Arten mit nachgewiesenen oder vermuteten pharmakologischen Eigenschaften. Die Gesundheitsfürsorge für die Landbevölkerung hängt nach wie vor erheblich von traditioneller Medizin ab, die häufig von Heilern mit tiefgründigem Wissen über die Wirksamkeit einheimischer Pflanzen praktiziert wird. In verschiedenen Teilen des Landes werden ungefähr 1000 Pflanzenarten medizinisch verwendet, von denen mehr als 300 bekannt sind und geschätzt werden. Heiler müssen mitunter sehr weite Wege zurücklegen zu den letzten Lebensräumen der von ihnen benötigten Arten - wo diese Pflanzen dann wiederum besonders starkem (Über-)Nutzungsdruck ausgesetzt sind. Viele Kulturpflanzen, die äthiopische Bauernfamilien auf ihren Höfen oder Hausgärten anbauen, werden auch für Heilzwecke verwendet, allerdings meist nur in der Familie oder in der Nachbarschaft. Der Anteil der zur Vermarktung gezüchteten Heilpflanzen ist im Allgemeinen gering. Auf kleinen Farmen in der Sidama-Region werden jedoch auch cash crops (Kaffee, Khat) sowie zahlreiche Baumarten angebaut.
Hauptziele des Projektes PhytoWood-Synergies
- Erprobung von Anbaumöglichkeiten für regional (evtl. national) vermarktungsfähige Heilpflanzen;
- Pharmakologische Untersuchung der medizinischen Wirksamkeit der Inhaltsstoffe;
- Aufzeigen realistischer Vermarktungswege, einschließlich relevanter Akteure und ihrer Interessen;
- Untersuchung der erforderlichen Verarbeitungsschritte auf den verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungsketten für medizinisch wirksames Pflanzenmaterial;
- Betrachtung ethischer Fragen hinsichtlich der Nutzung biologischen Wissens der einheimischen Bevölkerung.
Durch die Entwicklung wirtschaftlich tragfähiger und nachhaltiger Wertschöpfungsketten für Heilpflanzen soll deren Integration in ländliche Agrarforstsysteme gefördert werden.
Projektpartner
Am Projekt PhytoWood-Synergies arbeiten Partner mit langjährigen Erfahrungen im Zusammenhang mit natürlichen Ressourcen Afrikas.
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Neben den am Projekt PhytoWood-Synergies beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen gehören Landwirte des südäthiopischen Kebele/Dorfs Chefasine zu den wichtigen Partnern.
Projektregion
Für die praktischen Untersuchungen kann PhytoWood auf die bereits im WoodCluster-Projekt etablierten Strukturen in der Sidama-Region, nahe Hawassa (früher: Awassa), zurückgreifen. Hawassa ist die Hauptstadt der "Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker" im Südwesten Äthiopiens, mit Sitz der Hawassa Universität. Ca. 15 km südlich davon bieten sich im Kebele Chefasine Möglichkeiten, gemeinsam mit den dortigen Farmern innovative Lösungen zu entwickeln. |
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Die Verknüpfung von pharmazeutischen, forstlichen und sozioökonomischen Wissenschaften mit dem reichen Praxis-Erfahrungsschatz der lokalen Bewohner bietet Chancen, traditionelle Medizin auf ein neues Qualitätsniveau zu heben, neue pharmakologische Erkenntnisse hervorzubringen, einen Beitrag zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt zu leisten sowie - womöglich am wichtigsten - neue wirtschaftliche Perspektiven für Klein-Landwirtschaftsunternehmen zu öffnen. |