Statements der Vortragenden zum Thema "Fake News"
Wir haben die Vortragenden beim 8 Sächsischen Datensalon gefragt:
Warum ist das Thema „Fake News“ für Sie interessant?
und folgende Antworten erhalten:
Dr. Andrea Wettmann (Direktorin des Sächsischen Staatsarchivs):
„Aufgabe des Sächsischen Staatsarchivs ist es, archivwürdige Unterlagen der Behörden und Gerichte des Freistaates Sachsen zu übernehmen, zu erhalten und Bürgerinnen und Bürgern bereitzustellen. Das Staatsarchiv garantiert die Authentizität und Integrität dieser Unterlagen in analoger und elektronischer Form und ermöglicht damit deren Überprüfbarkeit. Das Archivgut kann als Grundlage für einen unabhängigen Informationsprozess genutzt und sogenannten „Fake News“ entgegengestellt werden. Der Umgang mit archivischen Originalquellen setzt außerdem Methodenkompetenzen der Nutzerinnen und Nutzer voraus. Indem sie Archivgut nutzen, analysieren sie mittels quellenkritischer Verfahren dessen Entstehung und ordnen es in den historischen Kontext ein. Auf diese Weise wird die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen und das kritische Hinterfragen von Behauptungen ermöglicht und gefördert.“
Jörg Decker (Leiter der Gruppe B1 beim Statistischen Bundesamt):
„Fake News stellen eine große Gefahr dar, da sie die politische Meinungsbildung beeinflussen und manipulieren, und somit die Demokratie gefährden. Unser (gesetzlicher) Auftrag ist es daher nicht nur, die Fakten für die politische Meinungsbildung zu liefern, sondern auch aktiv gegen Manipulationsversuche gegenüber unseren Daten und Desinformationen (v.a. in Sozialen Medien) vorzugehen.“
Dr. rer. nat. habil. Anja Kräplin (Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dresden und Mitglied der Open Science Initiative der Fakultät für Psychologie an der TU Dresden):
„Im Zuge der Digitalisierung werden Fake News (im Sinne inkorrekter Nachrichten) einfach, schnell und weit verbreitet. Einige Menschen schenken Fake News Glauben, auch wenn die wissenschaftlichen Fakten dagegensprechen. Das Thema ist für mich als Wissenschaftlerin interessant, da mit Fake News wissenschaftliche Fakten ignoriert oder sogar als unwahr abgetan werden. Dieser negativen Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Befunden gilt es meiner Ansicht etwas entgegenzusetzen. Im Rahmen unseres Vortrags aus der Open Science Initiative der Fakultät Psychologie der TU Dresden (OSIP) möchten wir den Schwerpunkt daraufsetzen, wie wir Wissenschaft zukünftig gestalten können, um Fake News entgegenzuwirken. Dazu gehört es, die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft zu stärken und Fakten einfach prüfbar für alle Personen zur Verfügung zu stellen. Dafür muss Wissenschaft transparent, integer, qualitativ hochwertig und offen für alle zugänglich sein.“
M.Sc. Christoph Scheffel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden und Mitglied der Open Science Initiative der Fakultät für Psychologie an der TU Dresden):
„Das Thema „Fake News“ erlebe ich als eines der gesellschaftlich relevantesten der aktuellen Zeit. Sie führen dazu, dass in großen Krisen zu viel Zeit und Ressourcen in die Klärung der Faktenlage gesteckt werden muss, was das eigentliche, zielführende Lösen der Krise verlangsamt. Interessant ist dabei, dass sich „Fake News“ oft auf die Wissenschaft berufen, jedoch häufig aus dem Kontext gerissene Erkenntnisse nennen oder gänzlich unglaubwürdige Forschung präsentieren. Hier bedarf es an Informationen für die breite Öffentlichkeit, was „gute wissenschaftliche Praxis“ ausmacht und welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen man somit Glauben schenken kann.“
Carmen Wegge (Mitglied des Deutschen Bundestages):
„Gezielte Falschmeldungen im Internet nehmen zu. Und leider haben Fake News auch Einzug in die Politik erhalten. Sie bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie. Deshalb müssen wir als Staat besser darauf reagieren. Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein. Dafür brauchen wir eine effizientere Rechtsdurchsetzung und müssen auch die Plattformen stärker in die Pflicht nehmen. Und wir sind auch auf ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement und die stärkere Förderung von Medienkompetenz angewiesen.“
Prof. Dr. Tobias Rothmund (Professur für Kommunikations- und Medienpsychologie an der Friedrich Schiller Universität Jena):
„Ich vermeide den Begriff Fake-News, da er im Kern einen politischen Kampfbegriff darstellt. Hinter der Diskussion um Fake-News steht ein Konflikt um die Bedeutung von Fakten in der Politik. Dieser Konflikt ist zentral für das Verständnis aktueller gesellschaftlicher Debatten.“
Dr. Roland Löffler (Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung):
„Fake News sind so alt wie die Menschheit. Die Sache wird damit nicht besser. Mit Fake News versuchen unterschiedliche Akteure politische Prozesse durch eine perfide Mischung aus Wahrheit und Lüge zu beeinflussen und in ihre Richtung zu drehen. In unserer Zeit und in unseren modernen Gesellschaften, die sich als wissenschaftlich, transparent, lösungs- und kompromissorientiert verstehen, erwecken Fake News oder „alternative Fakten“ den Anschein der Sachlichkeit. De facto untergraben sie den rationalen Diskus aber und führen auf Abwege. Spätestens mit der Präsidentschaft Donald Trumps sind Fake News gerade zu einer Landplage geworden. In den scheinbar egalitären sozialen Medien haben Journalisten ihre Filter-Funktion verloren. Jeder ist sein eigener Nachrichten- und Wahrheitsproduzent. Die guten, alten BBC-Regeln, Nachricht und Kommentar zu unterscheiden, die Quellen zu prüfen, unterschiedliche Positionen darzustellen und abzuwägen, sind weiterhin richtig, aber zunehmend schwerer umzusetzen und plausibel zu machen. Dennoch: Bildung und Wissenschaft, Journalismus sollten sich weiterhin daranhalten – und ihrem Aufklärungsauftrag nachkommen, um diesen fatalen Entwicklungen entgegenzuwirken.“