Studie zur „Individuellen Lebens-, Gesundheits- und Pflegesituation von Seniorinnen und Senioren in Dresden ab dem 60. Lebensjahr (LAB60+)“
Inhaltsverzeichnis
Projekthintergrund
Das Projekt „LAB 60+“ beinhaltet eine repräsentative Befragung der Dresdnerinnen und Dresdner ab dem 60. Lebensjahr. Ziel der Befragung ist, die aktuellen Lebenslagen von Senioren und Seniorinnen in Dresden, ihre Erwartungen zur gesellschaftlichen Teilhabe und Gesundheitsförderung, und die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie auf die Zielgruppe zu erfassen. Aus den Ergebnissen sollen Maßnahmen abgeleitet werden, die es den Seniorinnen und Senioren ermöglichen, Hürden zur Teilhabe am sozialen Leben abzubauen, Empowermentpotentiale aufzudecken und zu befriedigen und so lange wie möglich selbstbestimmt in der eigenen, altersgerechten Wohnung leben zu können.
Zur Durchführung dieser wissenschaftlichen Studie kooperiert die Stadt Dresden (Geschäftsbereich Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen) mit dem Centrum für Demografie und Diversität (CDD) der Technischen Universität Dresden, vertreten durch die Professuren für Arbeits- und Organisationspsychologie, Sozial- und Gesundheitsbauten und dem Institut für Arbeits- und Sozialmedizin.
Durchführung
Um die komplexe Fragestellung beantworten zu können, wurden verschiedene Schritte durchgeführt: Eine repräsentative Befragung (postalisch oder wahlweise online) der Dresdner, von denen manche auch persönlich interviewt wurden, sowie eine Befragung der Pflegeeinrichtungen in Dresden.
Die postalische Befragung fand zwischen Februar und Mai 2021 statt. Die Stichprobe wurde zufällig aus dem Melderegister der Stadt Dresden auf Grundlage des Bundesmeldegesetzes ausgewählt. Die etwa 6.000 ausgewählten Personen erhielten einen Fragebogen mit der Post. Darin wurden zum Beispiel Fragen zu den individuellen materiellen Umständen, zur Wohnsituation, Gesundheit, sowie zur eigenen Freizeitgestaltung gestellt. An der Befragung beteiligten sich 2.399 Personen.
Zusätzlich erklärten sich mehr als 25 Personen zu einem Telefoninterview bereit, bei dem sie detaillierte Fragen zu ihrer Lebenssituation beantworteten.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Personen, die an der Befragung teilgenommen haben!
Des Weiteren fand eine Befragung der stationären Pflegeeinrichtungen, sowie Telefoninterviews mit den ambulanten Pflegediensten in Dresden statt. Ziel war, Aussagen zur Gesundheits- und Pflegeinfrastruktur sowie Pflegeangeboten im Quartier im Hinblick auf die Pflegeplanung treffen zu können. Dafür wurde ein Fragebogen an alle Einrichtungen der vollstationären Pflege, Kurzzeitpflege und Tagespflege versandt (per Post und online). Insgesamt nahmen 74 Pflegeeinrichtungen teil. 97 ambulante Pflegedienste beteiligten sich an den Telefoninterviews. Wir danken für die Teilnahme.
Abschlussbericht
Der vollständige Abschlussbericht des LAB60+ Projektes steht hier zum Downlod bereit.
Der separate Anhang zum Bericht kann hier heruntergeladen werden.
Ausgewählte Ergebnisse
- Die große Mehrheit der Teilnehmenden (94 Prozent) lebt in Wohnungen und Häusern mit teils erheblichen baulichen bzw. räumlichen Barrieren. Beratungsstellen und Förderangebote, mit deren Hilfe Wohnraum alters- oder behinderungsgerecht angepasst werden kann, sind den Betroffenen allerdings nicht ausreichend bekannt. Die Stadt plant deshalb Aktionen, um die Wohnberatung und Möglichkeiten zur barrierefreien Gestaltung von Wohnraum bekannter zu machen.
- Die Schaffung von Barrierefreiheit im öffentlichen Raum sowie alter(n)sgerechten Freiflächen und die ausreichende Beleuchtung von Fußwegen sind den lebenserfahrenen Dresdnerinnen und Dresdnern ein zentrales Bedürfnis. Die Stadtverwaltung wird prüfen, welche Maßnahmen priorisiert werden müssen.
- Die Mehrzahl (63 Prozent) fühlt sich nicht einsam und relativ gut in soziale Gruppen integriert. Tatsache ist allerdings auch, dass sich etwa ein Drittel der befragten Personen etwas bis stark einsam fühlt. Das allgemeine Wohlbefinden in Dresden liegt unter dem deutschen Durchschnitt. Während der Corona-Pandemie wurden die Kontakte weiter reduziert. Es gilt deshalb Ansätze und Instrumente zu entwickeln, die Teilhabe am kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Leben für alle Menschen ab 60 Jahren ermöglichen.
- Viele Seniorinnen und Senioren sind übergewichtig. Die gesunde Ernährung liegt hinter den Empfehlungen zurück, der Alkoholkonsum ist vor allem bei jüngeren Alten bei einem Drittel oberhalb der Empfehlungen. Die körperliche Betätigung erscheint zu gering. Deshalb bleibt das aktive gesunde Altern ein wichtiges Handlungsfeld der Stadt.
- Die stationären Pflegeeinrichtungen in Dresden sind nahezu vollständig ausgelastet (98 Prozent). Die Einrichtungen beschreiben die Personalsituation als angespannt. Notwendig seien innovative Versorgungskonzepte und ausreichend Plätze für Pflegebedürftige mit besonderen pflegerischen Bedarfen. Weiterhin wünschen sich die Träger eine verstärkte Fachkräftegewinnung. Dazu ist ein Fachdiskurs im PflegeNetz Dresden bzw. mit den beteiligten Leistungserbringern geplant.
- Die Mediennutzung der Teilnehmenden ist sehr heterogen. Erwartungsgemäß nutzen vor allem ältere Menschen eher klassische Medien. Jüngere nutzen in hohem Maß digitale Informationskanäle und Kommunikationsplattformen. Daher sollen Informationen auch in Zukunft adressatengerecht veröffentlicht werden und digitale Angebote gezielt weiterentwickelt werden, damit sie eine höhere Bekanntheit und Anwendung finden.
- Viele Teilnehmende engagieren sich ehrenamtlich oder wollen sich bis ins hohe Alter ehrenamtlich engagieren, beispielsweise mit Hilfeleistungen in ihrer Nachbarschaft. Bürgerschaftliches Engagement unterstützt die Bildung bzw. den Erhalt sozialer Netze. In Zukunft soll darauf hingewirkt werden, zielgruppengerechte und wohnortnahe Angebote auszuweiten und noch besser zusammen zu bringen.
- Der Dresdner Weg zur Schaffung und Weiterentwicklung einer alter(n)sgerechten Infrastruktur soll weiterentwickelt werden. Viele Wünsche der Seniorinnen und Senioren sind bereits im neuen Fachplan Seniorenarbeit und Altenhilfe verankert und werden in Zukunft weiter ergänzt und vertieft. Um dies zu ermöglichen, soll es auch zukünftig eine regelmäßige Befragung geben, um die Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner ab einem Alter von 60 Jahren kontinuierlich zu erheben und die aktuellen Entwicklungen und Förderungen daran anzupassen.
Wenn Sie Fragen zu diesem Projekt haben, wenden Sie sich bitte an Dr. Karla Romero-Starke (Projektkoordinatorin; Tel. 0351 3177-453; E-Mail: ).
Weitere Informationen
Die ausführliche Studieninformation (auch als PDF zum Download) finden Sie hier: Studieninformation
Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie hier: FAQs