03.08.2020
Herausforderungen in der Entwicklung eines adaptiven Lernspiels (1/4)
Lernen und Spielen weisen hinsichtlich des Vorhandenseins von positiven Emotionen deutliche Parallelen auf: In Spiel- als auch in Lernsituationen ist die Schaffung einer idealen Umgebung förderlich für das Ergebnis. Sind alle Störfaktoren eliminiert und ist eine intrinsische Motivation bei den Lerner*innen bzw. Spieler*innen vorhanden, entsteht im Optimalfall ein Erlebniszustand, welcher mit dem Begriff „Flow“ beschrieben wird (Breuer 2010). Für die Entwicklung eines erfolgreichen Lernspiels ist es daher ein entscheidendes Merkmal, den*die Spieler*in in diesen Erlebenszustand zu versetzen. Mit Hilfe adaptiver Interventionen ist es möglich, den Lernweg entsprechend der Fähigkeiten des Lerner*innen zu regulieren und einen Flow-Zustand zu ermöglichen.
Adaptives Lernen bezieht sich auf einen Ansatz, bei dem Computer als interaktive Lehr-/Lernhilfe eingesetzt werden, indem verschiedene Materialien und Lernwerkzeuge zur Verfügung gestellt werden, um den individuellen Bedürfnissen der Lerner*innen gerecht zu werden. Adaptive Lernumgebungen sollen sich in Echtzeit an die Nutzer*innen und ihr Lernniveau anpassen (Sottilare 2015). Die zentralen Komponenten adaptiver Lernumgebungen sind drei Modelle: das Domänenmodell, das tutorielle Modell und das Lernendenmodell (Meier 2019, Bagheri 2015, Matthews 1993). Das Domänenmodell enthält Informationen über Konzepte und Inhalte von Lernobjekten (z.B. Grafiken, Beispiele oder Übungen), ihre Beziehungen zueinander oder Abhängigkeiten voneinander. Das tutorielle Modell enthält Informationen über Lernwege sowie wann und welche Art von Feedback an den Lernenden gegeben wird. Darüber hinaus enthält das Lernendenmodell Informationen darüber, welche Elemente des Domänenmodells der*die Lerner*in bereits bearbeitet hat und beherrscht, wie lange die Bearbeitung der Lerneinheiten dauerte und wie viele Wiederholungen zur Bewältigung einer Lernaufgabe erforderlich sind.
Für die Entwicklung eines adaptiven Lernspiels müssen die genannten Aspekte berücksichtigt werden (Meier 2019). Eine Herausforderung ist dabei, dass jedes Lernspiel eine eigene Mechanik besitzt, unterschiedliche Gamification-Elemente verwendet und andersartige Lernaufgaben, Handlungsstränge und Spielszenarien integriert. Zudem werden unterschiedliche Wissensbereiche, Kompetenzen oder Fertigkeiten angesprochen. Daher benötigt jeder Entwicklungsprozess ein maßgeschneidertes (Vorgehens-)Modell als Basis für die Gestaltung adaptiver Interventionen.
In einer Mini-Reihe wird das Vorgehen bei der Ausgestaltung der Adaptivität innerhalb des Lernspiels E.F.A. beschrieben:
- Von Flow bis Fogg: Welche theoretischen Modelle bieten eine Grundlage für die Entwicklung des adaptiven Lernspiels? (2/4)
- Vom Wissensobjekt zur Wissensstruktur: Wie sich komplexe Inhalte adaptiver Lernspiele miteinander verknüpfen lassen (3/4)
- Von der Spieleraktion zum Datenmodell: Wie Lernenden-Daten in adaptiven Lernspielen genutzt werden können (4/4)