Courses Winter term 22/23
Mittelalterliche Geschichte / Vormoderne Proseminar: Das Mönchtum im frühen Mittelalter Bereits das untergehende Römische Reich ist durch eine Blüte klösterlicher Kultur gekennzeichnet. Es entwickelte sich eine Vielzahl verschiedener Lebensform, durch die Frauen und Männer sich den Himmel und damit das ewige Leben verdienen wollten. Ob in den Wüsten Nordafrikas, auf irischen Inseln, in den Wäldern Galliens oder in Sümpfen der Apenninhalbinsel – überall entstanden Klöster und mit ihnen nicht nur geistliche, sondern zivilisatorische Zentren. Neben archäologischen Spuren zeugt vor allem eine Vielzahl überlieferter Klosterregeln von der großen Vielfalt monastischer Kultur im Zeitraum vom 3. bis zum 9. Jahrhundert. Im Seminar sollen diese verschiedenen Regeln ebenso wie Lebensbeschreibungen als heilig verehrter Frauen und Männer gelesen und mit den baulichen Resten oder anderen materiellen Spuren der klösterlichen Kultur zu einem Gesamtbild des Mönchtums im frühen Mittelalter verbunden werden. Einführende Literatur: A. Angenendt: Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900, Stuttgart 2001; A. Diem: The Pursuit of Salvation. Community, Space, and Discipline in Early Medieval Monasticism, with a Critical Edition and Translation of the Regula cuiusdam ad uirgines, Turnhout 2021 (DOI: 10.1484/M.DM-EB.5.120300). Verwendung Hist GM 1, Hist GM 2, Hist Erg M 1, Hist Hum ErgM 1, PhF-Hist Erg M 1 _____________________________________________________________________________ Vormoderne / Mittelalterliche Geschichte Übung: Papstgeschichten des Frühen Mittelalters Seit dem 6. Jahrhundert führte man im Rom eine später als Liber Pontificalis bezeichnete biographische Sammlung mit den Lebensdaten und Leistungen der Päpste. Auf der Grundlage dieses institutionsgeschichtlich höchst bedeutsamen Werkes werden wir in der Übung nicht nur die exponierten Papstpersönlichkeiten, wie Gregor den Großen oder Leo den Großen, diskutieren, sondern auch heute kaum mehr bekannte Bischöfe von Rom, wie etwa Marinus I. oder Stephan V., in die frühmittelalterliche Geschichte der Kirche, der Universalmächte wie überhaupt der abendländischen Kultur einordnen. Dabei begeben wir uns mitten hinein in die faszinierenden Spannungsfelder aus Ideal und Wirklichkeit, Zucht und Unzucht, Tugenden und Intrigen, mithin aus Glauben und Politik. Einführende Literatur R. Davis: The Book of Pontiffs (Liber Pontificalis). The Ancient Biographies of the first Ninety Roman bishops to AD 715, 2. Aufl., Liverpool 2000; R. Davis: The Lives of Eighth-Century Popes (Liber Pontificalis). The Ancient Biographies of Nine Popes from AD 715 to AD 817, 2. Aufl., Liverpool 2007; R. Davis: The Lives of Ninth-Century Popes (Liber Pontificalis). The Ancient Biographies of Ten Popes from A.D. 817–891, Liverpool 1995; K. Herbers: Zu frühmittelalterlichen Personenbeschreibungen im Liber Pontificalis und in römischen hagiographischen Texten, in: Von Fakten und Fiktionen. Mittelalterliche Geschichtsdarstellungen und ihre kritische Aufarbeitung, hg. von Johannes Laudage, Köln u. a. 2003, S. 165–191. Verwendung Hist AM 1 _______________________________________________________________________________ Vormoderne / Mittelalterliche Geschichte Übung: Die Lehrschrift „Vom äußeren und inneren Menschen“ Davids von Augsburg Mit dem Werk „Vom äußeren und inneren Menschen“ des Franziskaners David von Augsburg († 1272) kursierte ab dem frühen 14. Jahrhundert eine viel gelesene Schrift zur praxisnahen und geistigen Unterweisung, die in fast jedem Kloster des späten Mittelalters zu finden war. Dieser in drei Teile gegliederte „Bestseller“ besitzt einen durchdachten Aufbau. In einer gestuften Anleitung von außen nach innen bzw. von den Anfängern zu den Fortgeschrittenen des geistlichen Lebens werden grundlegende Verhaltensweisen des klösterlichen Alltagslebens mit psychologisch tiefsinnigen Betrachtungen verbunden. In lebendigen Beschreibungen bietet David einen Einblick in die Sorgen und Nöte der Menschen, aber auch in den Kosmos normativer Vorstellungen seiner Zeit. Trotz der Adressierung an Ordensleute kursierte der Text weit über diesen Bereich hinaus und wurde über Jahrhunderte an verschiedensten Orten gelesen. Seine Themen waren so elementar, dass sie die Menschen in verschiedenen Zeiten und Situationen gleichermaßen ansprachen. Als eine Art „Handbuch zur Persönlichkeitsbildung“ beeinflusste es nicht nur die spätmittelalterliche Geistesgeschichte, sondern blieb durch seine zeitlosen Inhalte bis in die Moderne aktuell. In der Übung werden ausgewählte Kapitel der in deutscher Übersetzung vorliegenden Unterweisungsschrift gelesen und in den zeitgenössischen Kontext von Noviziat und paränetischer Literatur gestellt. Damit wird zugleich eine Einführung in den mittelalterlichen Ordensalltag und ihrer zugrundeliegenden Ideenwelt gegeben. Einführende Literatur K. Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik, Bd. 2: Frauenmystik und Franziskanische Mystik der Frühzeit, München 1993, S. 524–537 (Kap. „David von Augsburg“); M. Schlosser (Hg.): David von Augsburg. Vom äußeren und inneren Menschen (De compositione exterioris et interioris hominis), mit einer Einführung von P. C. Bohl, St. Ottilien 2009; R. Schnell: Wer sieht das Unsichtbare? Homo exterior und homo interior in monastischen und laikalen Erziehungsschriften, in: K. Philipowski / A. Prior (Hg.): anima und sêle. Darstellungen und Systematisierungen von Seele im Mittelalter, hg. von Katharina-Silke Philipowski / Anne Prior (Philologische Studien und Quellen, Bd. 197), Berlin 2006, S. 83–112. Verwendung Hist AM 1 |
Mittelalterliche Geschichte / Vormoderne
PD Dr. Mirko Breitenstein/Dr. Annette Teufel
Übung:
Klöster im Kino OPAL
Zeit: Dienstag, 3. DS (11:10-12:40 Uhr)
Ort: GER/38/H
Klöster sind Orte, an denen zu allen Zeiten anders gelebt wurde. Sie sind Orte der Stille und des Gebets, aber ebenso kulturelle, wissenschaftliche oder wirtschaftliche Zentren. Auch wenn ihre gesellschaftliche Bedeutung in der Moderne deutlich zurückgetreten ist, stehen Klöster doch noch immer für ein bestimmtes Lebensmodell der Sinnsuche – in ihrem Fall der Gottsuche. Dass Klöster als Orte der Andersheit heute trotz ihres zunehmenden Verschwindens dennoch allgemein bekannt sind, verdankt sich wesentlich auch ihrer Präsenz im Film.
In der gemeinsam von der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) und der Professur für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur sowie dem Kino im Kasten durchgeführten Veranstaltung soll die Präsenz von Klöstern im Medium des Films untersucht werden.
Die Übung führt in Theorien fiktionaler Räume und Methoden der Analyse von Spiel- und
Dokumentarfilmen ein. Darauf aufbauend wird am exemplarischen Beispiel der Klöster die Semiotisierung von filmischen Räumen, insb. von ‚Heterotopien‘ (Foucault), und die filmische Reflexion des Bedeutungswandels dieser ‚anderen Räume‘ im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen in den Blick genommen.
Bestandteil der Übung ist die gemeinsame Lektüre der ausgewählten Filme (Kino im Kasten, jeden zweiten Montagabend). Voraussetzung für die Teilnahme an der Veranstaltung ist die Bereitschaft zu aktiver Mitarbeit und zu intensiver Lektüre, unabhängig von der jeweiligen Prüfungsleistung.
Insbesondere ist die Kenntnis der zu besprechenden Filme unerlässlich. Genauere Informationen, Lektürehinweise sowie Materialien zur Vorbereitung werden rechtzeitig auf OPAL zur Verfügung
gestellt.
Bitte beachten Sie, dass es für diese Übung eine OPAL-Einschreibung geben wird. Näheres erfahren Sie zeitnah auf der Homepage des Instituts für Geschichte.
Einführende Literatur:
T. Fischer / T. Schuhbauer: Geschichte in Film und Fernsehen. Theorie – Praxis - Berufsfelder, Tübingen 2016; P. Hasenberg / W. Luley / C. Martig (Hg.): Spuren des Religiösen im Film. Meilensteine aus 100 Jahren Filmgeschichte, Mainz 1995; T. Heimerl / P. Wiesflecker (Hg.): Himmlische Frauen. Nonnen in Film und TV, Marburg 2017; K. Hickethier: Film- und Fernsehanalyse, 5. Aufl., Stuttgart/Weimar 2012; M. Krützen: Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzähl, Frankfurt/M. 2004.
verwendungsfähig in folgenden Modulen:
Hist AM 1
Lehramtsstudiengänge Geschichte: PHF-SEMS-Hist-VE, PHF-SEGY-Hist-VV, PHF-SEBS-Hist-VV