Für Juni 2021 begrüßen wir ganz herzlich Dr. Tobias Boll als Fellow am SFB 1285!

Dr. Tobias Boll ist Soziologe an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz. Seine Arbeitsgebiete sind die Soziologie des Körpers und der Sexualität, die Gender- und Disability Studies sowie qualitative Forschungsmethoden. Sein Forschungsschwerpunkt sind seit einigen Jahren Formen sexualitätsbezogener Kategorisierungen von Menschen.

Ab Juli 2021 leitet er das Projekt „Sexuelle Humandifferenzierung und Behinderung. Die Konstruktion ‚behinderter Sexualität‘ und sexueller (Un-)Fähigkeit“ im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1482 Humandifferenzierung. Die Sexualität von Menschen mit Behinderungen gilt gesellschaftlich häufig als Problemfall und Tabu. Das Projekt untersucht, wie in sexualpädagogischen Angeboten für Menschen mit Behinderungen in einem Zug ‚behinderte Sexualität‘ und ‚sexuelle Behinderung‘ konstruiert werden und wie sie damit zu einem Un/doing Disability beitragen. Der Fokus liegt damit auf der Kreuzung zweier Formen von Humandifferenzierung, die Menschen entlang von Vorstellungen der ‚Fähigkeit‘ kategorisieren und damit großes invektives Potenzial bergen. Dies gilt ganz allgemein für Prozesse der Humandifferenzierung, also der Herstellung und Aushandlung von Unterschieden zwischen Menschen und Gruppen.

Dr. Boll möchte die Möglichkeit des Austauschs mit den Mitgliedern des SFB 1285 im Rahmen der Eva & Victor-Klemperer-Fellowship dazu nutzen, Berührungspunkte, Kontaktflächen und Grenzgebiete der beiden Leitkonzepte Invektivität und Humandifferenzierung zu diskutieren und ein Aufsatzprojekt zu Formen illegitimen Kategoriengebrauchs und ihrer gesellschaftlichen Beobachtung zu entwickeln. Im Austausch mit dem Teilprojekt R (Prof. Heike Greschke) des SFB 1285 wird er außerdem methodologische Fragen zur Kombination von Autoethnografie und Positionierungsanalyse als Instrument sowohl der Invektivitäts- als auch der Humandifferenzierungsforschung eruieren.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!