Familie & Studium vereinbaren
Ein Masterstudium ist eine Herausforderung – erst recht, wenn man zusätzlich familiäre Verantwortung trägt. Studierende mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen stehen oft vor der Frage: Wie kann ich alles unter einen Hut bringen – Familie, Beruf und Studium?
Im Master Weiterbildungsforschung und Organisationsentwicklung (WBFOE) wissen wir, dass jede Lebenssituation individuell ist. Deshalb legen wir großen Wert auf Flexibilität, Austausch und gegenseitige Unterstützung.
In diesem Beitrag berichten zwei unserer Studierenden, wie sie den Alltag mit Kind(ern) und Studium erleben – ehrlich, inspirierend und ermutigend. Sie zeigen: Mit guter Planung, einem starken Umfeld und einem Studiengang, der Rücksicht nimmt, ist vieles möglich.
Pauline Neumann
Frau Neumann befindet sich aktuell im letzten Semester ihres Studiums und arbeitet an Ihrer Masterarbeit. In ihrem Beitrag gibt sie einen Einblick, wie sie Studium und Familie vereinbart und welche Erfahrungen sie im WBF/OE gemacht hat.
Als ich mit dem Master begonnen habe, war mein Kind noch nicht mal 6 Monate alt und wohl eher ein „Schreikind“. In Dresden hatten wir weder familiäre Unterstützung noch eine externe Betreuung durch eine Kita. Mein Mann ist selbst gerade aus dem Studium in die Lohnarbeit gewechselt und wir haben uns die Betreuungs- und Arbeitszeiten entsprechend meiner Veranstaltungen aufgeteilt. Das hieß oft, dass wir uns zuhause die Türklinke in die Hand gegeben haben, um mehrfach täglich zwischen Care-Arbeit und Uni/Lohnarbeit zu wechseln oder, dass das Baby auch mal mit zur Uni genommen wurde. Zu Beginn habe ich gleichzeitig an Präsenzveranstaltungen des Masters teilgenommen, zwischendrin mein Kind betreut und oft nachts noch meine Bachelorarbeit fertiggestellt oder Prüfungen vorbereitet. Die Zeit war wild, aber machbar.
Den WBFOE habe ich dabei als sehr unterstützend wahrgenommen. Wenn ich wegen der Betreuung des Kindes mal nicht vor Ort sein konnte, habe ich parallel online an den Veranstaltungen teilgenommen oder eine Seminararbeit geschrieben, statt ein Referat in Präsenz zu halten.
Mittlerweile wohnen wir 100km von Dresden entfernt und sind nochmal Eltern geworden. Das große Kind geht hier zur Kita, mein Mann arbeitet full remote, ich hab ein Unternehmen gegründet und schreibe von Zuhause aus meine Masterarbeit. Unser zweites Baby ist, wie auch schon das große Kind, immer mit dabei. Jetzt ist aber alles deutlich entspannter.
Wenn ich an den Start des Masters zurückdenke, kann ich mir gar nicht vorstellen wie ich das organisiert bekommen haben soll, aber es hat funktioniert.
Ich brenne für Gleichberechtigung und Agilität, dazu bin ich ein sehr lösungsorientierter Mensch – ich glaube das sind die Grundlagen für diese Vereinbarkeit gewesen. Mein Mann und ich planen unseren Familienalltag wie in einem kleinen Scrum Team, wir leben eine gleichberechtigte Elternschaft und sprechen der Care-Arbeit den gleichen Wert wie der Lohnarbeit oder dem Studium zu.
Meine Mutterschaft sorgte bei mir für wahnsinnige Effizienz. Ich priorisiere klarer und schaffe in weniger Zeit viel mehr. Manchmal klappt auch nicht alles und das darf auch mal sein und gehört dazu.
Meine rettende Kombination war stets eine Trage fürs Baby und ein Stehschreibtisch. Ansonsten hilft es sich klar darüber zu werden, welche Ziele einem wichtig sind und wo die eigenen Prioritäten liegen. Manches fällt dann einfach hinten runter – bei mir waren das Partys, Mensen und studentisches Nachtleben. Generell fehlte mir die Zeit für Treffen mit Kommiliton*innen außerhalb der Uni und auch die ein oder andere Exkursion konnte ich wegen des Stillens nicht wahrnehmen. Ich musste mich auch nicht nur einmal wieder von Prüfungen abmelden, weil das Kind krank war oder ich niemanden für die Betreuung gehabt hätte.
Ach, noch eine Erkenntnis: Es ist Babys voll egal, ob Kindergeschichten oder Paper vorgelesen werden 😉
Bis unser Kind zwei Jahre alt war, hatten wir weder eine Kita noch familiäre Unterstützung und haben alles allein gewuppt. Mittlerweile sind wir umgezogen, haben dadurch ein wenig mehr Unterstützung durch unser soziales Umfeld und unser größeres Kind geht hier zur Kita. Unser Baby ist noch zu klein, um anderweitig betreut zu werden. Seitens der Uni war das Verständnis für kurzfristige Absagen sehr hilfreich.
Christin Kirsten
Die Studentin Christin Kirsten berichtet in Ihrem Beitrag von Ihren Erfahrungen bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Studium sowie Werksstudierendentätigkeit. Dabei betont sie wie wichtig das Fahrrad für Ihren täglichen Spagat zwischen Zuhause, Kita und und Rathaus ist und wie sie sich selbst organisiert.
Ich lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinen zwei Kindern in Dresden Pieschen. Mein großer Sohn ist 6 Jahre alt, sein kleiner Bruder ist gerade 1 Jahr alt geworden. Mein Mann arbeitet Vollzeit als Erzieher in einer Kindertageseinrichtung und ich habe eine Teilzeitstelle (20h) als Werkstudentin bei der Stadt. Ich studiere gerade im 2. Semester im Master WBF/OE. Theoretisch wäre ich jetzt bereits im 4. Semester, habe aber ein Jahr „Babypause“ gemacht.
Die Kinder sind tagsüber in der Kita, während wir arbeiten gehen und ich studiere. Ich versuche Arbeit und Uni etwa gleichermaßen auf die gesamte Woche zu verteilen, was nicht immer gelingt, da der Stundenplan im zweiten Semester recht voll ist. Häufig sitze ich daher auch am Wochenende abends am Rechner. Die Nachmittage halte ich mir aber strikt für Kinder und Familie frei und auch der ein oder andere Tanzabend ist noch drin.
Meine Familie beeinflusst mein Studium dahingehend, dass sie es mir aufgrund des Vollzeit-Gehalts meines Mannes überhaupt finanziell ermöglicht, den Master noch zu studieren. Außerdem sind alle sehr verständnisvoll und versuchen mir bei Bedarf viele Freiräume zu schaffen – auch wenn sich das mit Kleinkind gerade oft als schwierig erweist.
Beide Kids sind in der Kita, das hilft enorm und ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit.
Die Vorlesungszeiten sind echt human. Keine Veranstaltung beginnt vor 09:20 Uhr und meist geht es auch am Nachmittag maximal bis 16:20 Uhr (eher 14:30), sodass ich morgens relativ entspannt beide Kids abgeben kann und sie am Nachmittag auch nicht all zu spät holen muss. Ausnahmen bilden die Blockveranstaltungen, die für mich aufgrund der Arbeit und Kinderbetreuung nur im absoluten Einzelfall zu realisieren sind. Wie schon gesagt, halte ich mir die Nachmittage strikt für die Familie frei und setze mich bei Bedarf erst am Abend wieder an meinen Rechner um zu arbeiten oder zu lernen. Da setze ich einfach Prioritäten, aber die muss jede:r für sich selbst festlegen.
Wir haben auch Großeltern in unserer Nähe, die im Notfall gern einspringen, sollten mein Mann und ich verhindert sein. Das ist aber eher durch die Arbeit der Fall und weniger durch die Uni.
Ich bin froh, dass alle Dozent:innen und Professor:innen schnell und unkompliziert zu erreichen sind und auch sehr verständnisvoll reagieren, falls ich mal nicht kommen kann, oder aufgrund von Kind krank oder Ähnlichem etwas verschieben muss. Da sind wirklich alle sehr entgegenkommend, das
Da fallen mir direkt die Wege und Strecken ein, die ich täglich so zurücklege. Die Pendelei zwischen zu Hause, Kita, Rathaus und Uni ist schon sehr zeitaufwendig. Ich bin daher fast immer voll bepackt mit dem Fahrrad unterwegs – bei Wind und Wetter. Das macht mal mehr Spaß, mal weniger. Ohne Rad, wäre es kaum machbar bzw. würden einzelne Wege viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. So bin ich einfach unabhängiger und flexibler. Daher würde ich allen in ähnlicher Situation empfehlen, sich ein Fahrrad zuzulegen.
Gutes Zeitmanagement und organisierte, strukturierte Kalenderführung sind für mich das A und O – sonst würde ich untergehen. Ich nutze für zu erledigende Aufgaben, die die Uni betreffen das Tool „Meistertask“. Hier kann ich meine Aufgaben und Deadlines gut überwachen. Das hilft mir wirklich sehr und ich kann es nur weiterempfehlen.
In den Prüfungsphasen und auch zeitweilig während des Semesters, stoße ich oft an meine Grenzen, sobald die Kinder krank sind. Kinder zu Hause betreuen und gleichzeitig „HomeOffice“ zu machen, ist nur sehr eingeschränkt möglich – zumindest wenn mein kleiner Sohn zu Hause bleiben muss. Da gerate ich mit den Aufgaben häufig schon sehr in Verzug und alles nachzuholen, ist fast unmöglich – gerade wenn man sich noch selbst ansteckt.
Ansonsten ist gute Organisation und Kommunikation mit meinem Mann absolut entscheidend für „reibungslose Abläufe“ im Alltag. Sollten wir dann doch mal etwas vergessen – und das kommt auf jeden Fall vor – muss man schon in der Lage sein, sehr flexibel zu reagieren. Aber solche Dinge haben wir mit der Zeit gelernt – vor allem „cool“ zu bleiben und Vertrauen zu haben, dass sich immer eine Lösung findet.
Finanziell ist es für uns schon eine Herausforderung, dass ich nicht mehr Vollzeit arbeite. Das Kindergeld hilft da ehrlichgesagt wenig. Aber wir gehen mal davon aus, dass diese Herausforderung in naher Zukunft überstanden sein wird bzw. dass dieser Zeitraum absehbar ist, da lässt es sich schon besser ertragen.
Ich bin dankbar dafür, dass wir ein Großelternpaar in unmittelbarer Nähe haben und ein weiteres „nur“ eine Stunde entfernt lebt. Das entlastet uns an vielen Stellen sehr und die Kids freuen sich, Zeit mit Oma und Opa verbringen zu können.
Weiterhin haben wir ein super gutes Netzwerk an Freund:innen, in dem sich alle gegenseitig unterstützen. Ich glaube das ist extrem wichtig und ich möchte es nicht missen. Hier helfen wir uns gegenseitig, indem wir bspw. die Kinder der Anderen mit aus der Kita abholen oder einfach mal ein paar Stunden mit „bespaßen“. Das freut sowohl die Kids als auch die Eltern.
Ich weiß, dass es in der Uni eine Art Kita gibt, in der man stundenweise sein Kind zur Betreuung abgeben kann. Eine Freundin von mir hat das auch in Anspruch genommen und war begeistert. Ich selbst habe es nie probiert, weil es nicht nötig war. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es eine enorme Hilfe für Studierende sein kann.
Abschließend kann ich sagen, dass der WBF/OE Master alles in allem sehr gut mit Familie und Kindern zu vereinbaren ist. Die Kinder und die Familie „hindern“ mich keinesfalls oder so, sondern geben mir eher Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft und sind mein Anker, wenn mal etwas nicht rund läuft.
Würde ich nicht noch arbeiten gehen, wäre es vielleicht sogar denkbar, den Abschluss früher zu machen als es die Regelstudienzeit vorsieht. Festzuhalten ist aber auch, dass die Themen, die wir im Master besprechen, unglaublich gut zu meiner Arbeit bei der Stadt passen. Ich kann so permanent Verknüpfungen herstellen, was unglaublich wertvoll für den Transfer von Theorie in die Praxis ist. Außerdem kann ich meine Arbeit komplett als Praktikum anrechnen lassen, ein weiterer Pluspunkt.