Jun 22, 2023
Ein Meilenstein im DFG-Projekt „Zur Transformation des professionellen Habitus von Pflegelehrer:innen“: Workshop mit Expert:innen aus ganz Deutschland
Im Forschungsprojekt „Zur Transformation des professionellen Habitus von Pflegelehrer:innen“ untersuchen wir den Einfluss der aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen in der neuen Pflegeausbildung auf die Lehrerprofessionalisierung – hier im Fokus der Habitustransformation vom „Pflegen“ zum „Lehren“. Dazu gehört auch, Erkenntnisse über implizite Wissensbestände der Pädagog:innen zu erlangen und dabei soziale Konstruktionsprozesse im pädagogischen Kollektiv zu berücksichtigen.
Am 01.01.2020 trat das neue Pflegeberufegesetz in Kraft. Für Lehrende ergaben sich hierdurch große Herausforderungen in der Gestaltung der Pflegeausbildung. Zugleich liegen in der Bewältigung der Anforderungen Professionalisierungspotenziale, die wir als Wissenschaftler:innen untersuchen möchten, um damit einen Beitrag für die Professionalisierung von Lehrkräften zu leisten.
Im Zuge einer Triangulation aus Experteninterviews, teilnehmenden Beobachtungen und Gruppendiskussionen konnten in der ersten Erhebungswelle wertvolle Daten erhoben werden, die auf Grundlage weitreichender Expertise interpretiert werden. Im Format eines Workshops, welchen das Forschungsteam vom 15. – 16.06.23 in an der BTU in Senftenberg ausrichtete, wurden Wissenschaftler:innen verschiedener Hochschulen aus ganz Deutschland eingeladen, um die theoretische Rahmung und erste Erkenntnisse zu diskutieren sowie mit dem Forschungsteam gemeinsam in Forschungswerkstätten an den Daten zu arbeiten. Die Teilnehmenden wurden auf Grundlage ihrer einschlägigen Erfahrungen in der beruflichen Didaktik der Gesundheit und Pflege, Pflegepädagogik und Erwachsenenbildung ausgewählt.
In den Ergebnissen wurde bereits deutlich, dass unter den Pägagog:innen ein beständiger professioneller Habitus noch nicht vorliegt. Vielmehr zeigen sich habitualisierte Praktiken, die sich u. a. deutlich voneinander kontrastieren lassen. Diese betreffen z. B. die Rahmung des Unterrichts sowie die Organisation von Interaktionen. Im Workshop offenbarte sich die Notwendigkeit, pflegedidaktische Begründungsmuster für typische Phänomene im Unterricht mit der praxeologischen Forschungsperspektive zu verschränken. Pflegeunterricht zeigt eine situative Eigenlogik, die durch verschiedene Praktiken und Routinen geprägt ist und die nicht unreflektiert unter einem normativen Blickwinkel erfasst werden sollten. Es scheint für die Weiterarbeit auch notwendig, den Fokus noch mehr auf kollektive Wissensbestände im Team der Lehrenden lenken und sich nicht in den Praktiken einzelner Akteure zu verlieren. Das „Ergriffenwerden“ von sozialer Praxis ist entscheidend und muss bei der Habitustransformation mitgedacht werden. Das Team der Technischen Universität Dresden bedankt sich bei allen Teilnehmenden für die hervorragende Zusammenarbeit.
Autor: Andreas Dürrschmidt