Reflexive Fähigkeiten von Studierenden des Lehramts Grundschule im Fach Mathematik im Rahmen offener Unterrichtssituationen — ein Forschungs- und Lehrprojekt
Zum Forschungsprojekt
In Modellen zu professionellen Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern wird der Reflexionskompetenz zur Bewältigung fachspezifischer Aufgaben der Vor- und Nachbereitung von Unterricht eine zentrale Bedeutung beigemessen. Reflexionskompetenzen bilden eine Grundlage für die Durchführung von Unterricht und werden ebenso vom aufgebauten Fachwissen sowie fachdidaktischen Wissen beeinflusst (vgl. Lindmeier, 2011).
Eine weitere Schlüsselkomponente stellt in diesem Zusammenhang aber auch die professionelle Wahrnehmung als Grundlage professionellen Handelns dar. Immerhin müssen relevante Unterrichtssituationen, die reflektiert werden sollen, zunächst wahrgenommen werden, um sie anschließend zu interpretieren und schlussendlich darauf basierend Entscheidungen zu treffen und Alternativen abzuwägen.
Im Projekt "ProRef Mathe" werden die reflexiven Fähigkeiten von Grundschullehramtsstudierenden im Fach Mathematik im Rahmen offener Unterrichtssituationen untersucht. Dies soll in anforderungsbezogenen Situationen geschehen. Dafür kommen eigene, von Studierenden erzeugte Videovignetten zum Einsatz, die Ausschnitte des eigenen Unterrichtens darstellen. In diesen Unterrichtssequenzen führen die Studierende offene Aufgaben (sogenannte "Lernumgebungen") mit Kindern der 1. bis 4. Klassenstufe an Dresdner Grundschulen durch. Überdies zeigen die Videovignetten die Arbeitsprozesse der Kinder bei der Bearbeitung der offenen Aufgaben.
In einem sog. Stimulated-Recall-Interview, das auf den eigenen Videovignetten basiert, reflektieren die Studienteilnehmer:innen ihr Unterrichtshandeln sowie die beobachteten Lernprozesse der Kinder. Im Rahmen der aktuellen induktiven Datenauswertung wird genauer untersucht, welche Reflexionsanlässe Studierende vordergründig in ihren selbst durchgeführten Unterrichtssituationen wahrnehmen.
Erste Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden vielfältige theoretische, aber auch praxisrelevante Bezüge ziehen:
- Beschreibung und Interpretation der in der Vignette beobachteten Lern- und Bearbeitungsprozesse der Schüler:innen
- Herstellen von Bezügen zwischen diesen Interpretationen und dem eigenen Lehrer:innen-Handeln sowie darauf basierende Ableitungen von alternativem und/oder zukünftigem Unterrichtshandeln
- Rückgriff auf theoretische Grundlagen zur Konzeption natürlich differenzierender Aufgaben für den Mathematikunterricht
- Der Aufmerksamkeitsfokus der Studienteilnehmer:innen liegt u.a. auf der mathematischen Korrektheit bei den beobachteten Arbeitsprozessen der Schüler:innen, auf selbst getroffenen methodischen Entscheidungen, verwendetem Unterrichtsmaterial, Schwierigkeiten der Schüler:innen bei der Bearbeitungen der offenen Aufgabe, sozialen Lernprozessen usw.
Verwendete Literatur: Lindmeier, A. (2011). Modeling and Measuring Knowledge and Competencies of Teachers. A Threefold Domain-Specific Structure Model for Mathematics. Münster: Waxmann.
Ansprechpartnerin | Dr. Susanne Wöller |
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Zum Lehrprojekt
Das Forschungsprojekt wird im Rahmen eines Lehrprojekts zur phasenübergreifenden Entwicklung mathematischer Lernumgebungen für die Grundschule in Zusammenarbeit mit der Lehrerausbildungsstätte für das Lehramt an Grundschulen am Standort Dresden durchgeführt.
Übergeordnetes Anliegen des Lehrprojekts ist die Verbindung der Perspektiven von Dozierenden der TU Dresden und Seminarleiterinnen und -leitern an der Ausbildungsstätte in Dresden im Fach Mathematik zu ausgewählten Themenbereichen, wie bspw. zur natürlichen Differenzierung. Dadurch sollen wahrgenommene Diskontinuitäten zwischen Theoriebezügen in der Hochschule und Anforderungen im Schulalltag (‚Praxis-Schock‘) reduziert werden.
Im Rahmen eines Forschungsseminars wurde das Lehrprojekt erstmals im Wintersemester 22/23 umgesetzt und soll nun auch zukünftig in jedem Wintersemester durchgeführt werden.
Die Studierenden und Referendare bilden dabei 'Partnerschaften' und konzipieren gemeinsam offene Aufgaben, die anschließend in der konkreten Klassensituation unter Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler erprobt werden. Die Referendare nehmen dabei die Schlüsselrolle einer Mentorin bzw. eines Mentors ein, um die Studierenden während der Planungsphase zu begleiten und zu beraten. Das Lehrprojekt stellt damit den Auftakt für eine phasenübergreifende Vernetzung der 1. und 2. Ausbildungsphase dar. Weitere Informationen erhalten Sie in einem von uns erstellten Kurzvideo.
Da die Erprobungen zudem videografiert werden, entstehen im Zuge dessen die im Projekt "ProRef Mathe" angesprochenen Videovignetten. Diese werden genutzt, um im anschließenden Stimulated-Recall-Interview mit der Projektleiterin über die Lern-, Denk- und Verstehensprozesse der Schülerinnen und Schüler sowie das eigene Unterrichtshandeln zu reflektieren.
Ansprechpartnerin | Dr. Susanne Wöller |
Projektbeteiligte |
Annett-Mathea Kreuter (Landesamt für Schule und Bildung am Stadort Dresden) und Andreas Grajek (Abgeordneter Lehrer an der Universität Leipzig) |
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