BNE an sächsischen Grundschulen
Promotionsvorhaben von Sebastian Lehmann:
Wahrnehmungen, Einstellungen und Wissensbestände von Lehrerinnen und Lehrern zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an sächsischen Grundschulen – eine Survey-Studie (Arbeitstitel)
Bildung für nachhaltige Entwicklung kann als global-gesellschaftlicher Rahmen bezeichnet werden der zu einer besseren Gestaltung der gemeinsamen gesellschaftlichen Zukunft beitragen soll. Als Bildungskonzept, welches in Schulen, in Kindertageseinrichtungen oder auch in der Ausbildung umgesetzt wird, soll Bildung für nachhaltige Entwicklung die Beteiligten dazu anleiten, gemeinsam Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen zu finden (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung, 2017).
BNE soll die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt deutlich machen. Schülerinnen und Schülern sollen Handlungsmöglichkeiten für eine gerechtere Welt im Zusammenspiel ökologischer, sozialer und ökonomischer Fragen erfahren können. Dabei haben Lehrerinnen und Lehrer neben ihrer Vorbildfunktion durch die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl von Themen Einfluss auf die Vermittlung von Inhalten.
Als integratives Bildungskonzept verbindet Bildung für nachhaltige Entwicklung Elemente der Umweltbildung, des Globalen Lernens und weitere, sich am Ziel einer nachhaltigen Entwicklung orientierenden Bildungsansätze (Landesamt für Schule und Bildung, 2019).
Forschung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung an Grundschulen:
Bisher gibt es in der Forschung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland nur wenige quantitative Untersuchungen, die sich primär mit der Verankerung von BNE an Grundschulen befassen.
Seybold und Rieß haben für Grundschulen in Baden-Württemberg (Seybold & Rieß, 2004, 2005) und Rieß und Mischo für weiterführende Schulen (Rieß & Mischo, 2008) Studien zum jeweiligen Ist-Stand der BNE durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei das Wissen und die Einstellungen der Lehrerinnen und Lehrer.
Hauenschild, Rode und Bolscho haben in einer Survey-Studie unter anderem auch Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen in Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein zu den Chancen und Grenzen der Integration von BNE in den Schulalltag befragt (Hauenschild et al., 2010).
Für die Grundschulen im Freistaat Sachsen gibt es bisher keine verfügbaren Daten zu Fragen der Verankerung und Umsetzung von BNE. Das Promotionsprojekt nimmt das Forschungsdesiderat auf und will den Ist-Stand der BNE an sächsischen Grundschulen aufzeigen.
Ziel der Forschungsarbeit:
Die Untersuchung will Antworten auf folgende Fragen geben: Wie ist der aktuelle Stand der Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung an sächsischen Grundschulen? Wie kann es gut gelingen, Aspekte einer BNE in Grundschulen aufzunehmen und umzusetzen? Was braucht es dafür an Wissen und Handlungsmöglichkeiten sowie an Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer?
Folgende zentrale Fragestellungen werden dabei aufgegriffen:
- Wie umfangreich und in welchen Bereichen wird BNE an sächsischen Grundschulen thematisiert und umgesetzt?
- Wie schätzen Lehrerinnen und Lehrer ihr Wissen mit Blick auf Themen der BNE ein?
- Wie relevant für den Unterricht wird BNE eingeschätzt – welche Rolle spielen dabei persönliche Einstellungen?
- Welche Bedingungen fördern die Umsetzung von BNE an den Grundschulen?
Studien zur Erhebung des Status quo sind vielfach auch Grundlage für bildungspolitische Entscheidungen, die die Umsetzung und Förderung von BNE unterstützen können (Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Kommission "Bildung für nachhaltige Entwicklung", 2004).
Durch die Auswertung der im Fragebogen erhobenen Daten sollen Rückschlüsse auf die aktuelle Verankerung von BNE an sächsischen Grundschulen gezogen werden. Die Auswertung und Interpretation der Daten soll die Weiterentwicklung von BNE an den Grundschulen unterstützen.
Forschungsdesign:
- Die Studie wird im Rahmen eines quantitativen Forschungsdesigns umgesetzt.
- Zielgruppe der Befragung sind die Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen in öffentlicher und freier Trägerschaft in Sachsen.
- Die Befragung an den Schulen erfolgt mit Hilfe eines Online-Fragebogens.
- Die Auswertung der Daten ist mittels der Statistiksoftware SPSS geplant.
Betreuerin:
Prof. Dr. Martina Knörzer
Weitere Informationen erteilt:
Sebastian Lehmann
Literatur:
- Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Kommission "Bildung für nachhaltige Entwicklung". (2004). Forschungsprogramm „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“. Lüneburg, Hannover.
- Hauenschild, K., Rode, H. & Bolscho, D. (2010). Bildung für Nachhaltige Entwicklung – eine Chance für die Grundschule? In K.-H. Arnold, K. Hauenschild, B. Schmidt & B. Ziegenmeyer (Hrsg.), Jahrbuch Grundschulforschung: Bd. 14. Zwischen Fachdidaktik und Stufendidaktik: Perspektiven für die Grundschulpädagogik; [Jahrestagung 2009 der Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe] (1. Aufl., S. 173–176). VS Verlag.
- Landesamt für Schule und Bildung. (2019). Eckwerte Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dresden.
- Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (Hrsg.). (2017). Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung: Der deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm. Berlin.
- Rieß, W. & Mischo, C. (2008). Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens zur Erfassung des systemischens Denkens in nachhaltigkeitsrelevanten Kontexten. In I. Bormann & G. de Haan (Hrsg.), Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (S. 215–232). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Seybold, H. & Rieß, W. (2004). Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule — eine empirische Studie. In U. Carle & A. Unckel (Hrsg.), Entwicklungszeiten (S. 233–238). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Seybold, H. & Rieß, W. (2005). Von der Umweltbildung zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung? Erhebung des Ist-Standes an baden-württembergischen Grundschulen. In M. Schrenk (Hrsg.), Schriftenreihe Bildung für nachhaltige Entwicklung: Bd. 1. Bildung für nachhaltige Entwicklung: Ergebnisse empirischer Untersuchungen (S. 215–234). Kovač.