22.05.2025
Neues Language and Multilingualism Lab: Wie Eyetracking beim Deutschlernen helfen kann
Am 21. Mai 2025 eröffneten Professorin Anja Binanzer und Labormanagerin Dr. Marie Hempel und Laetitia Brand das Language and Multilingualism Lab (LMLab) in der August-Bebel-Straße. Im neuen Labor an der Professur für Deutsch als Zweitsprache / Deutsch als Fremdsprache (DaZ/DaF) soll mithilfe von Blickbewegungsmessung (Eyetracking) Grundlagenforschung zum Spracherwerb und zur Sprachverarbeitung von Sprecher:innen des Deutschen als Erst-, Zweit- und Fremdsprache betrieben werden. Wie das genau funktioniert, konnten interessierte Mitarbeiter:innen und Studierende am dies academicus am Tag der offenen Labortür herausfinden und dabei auch das Eyetracking selbst ausprobieren.
Mit der Einrichtung des LMLab sind Prof. Binanzer und Dr. Hempel die ersten, die an der Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften in ihrer Forschung auf die Methode der Blickbewegungsmessung, also des Eyetrackings, setzen. Konkret untersuchen sie z.B., welche grammatischen Phänomene des Deutschen Probleme bei der Sprachverarbeitung bereiten – sowohl Sprecher:innen des Deutschen als Erstsprache als auch Sprecher:innen des Deutschen als Zweit- und Fremdsprache. Dafür werden den Proband:innen z.B. Texte, die komplexe grammatische Konstruktionen beinhalten, auf einem Laptop gezeigt. Mithilfe einer auf die Pupillen der Proband:innen kalibrierten Kamera schauen die Forscherinnen dann etwa, wie lange diese die betroffenen Satzteile fixieren und wie häufig der Blick zurück zur schwierigen Konstruktion springt. Durch die enge Kopplung zwischen dem Blickbewegungsverhalten eines Menschen und der gleichzeitig ablaufenden kognitiven Verarbeitung des Betrachteten können so in Echtzeit Verarbeitungsprozesse erfasst werden, die mit anderen Methoden wie Befragungen oder Tests nicht zugänglich sind.
Dabei handelt es sich um Grundlagenforschung, deren Ergebnisse dabei helfen können, ganz verschiedene Forschungsfragen zu beantworten: Die durch das Eyetracking generierten Echtzeitdaten geben Aufschluss darüber, wie Sprache kognitiv verarbeitet wird. Vergleicht man so verschiedene Sprecher:innengruppen, z.B. Erwachsene und Kinder oder Personen mit Deutsch als Erstsprache und Lernende des Deutschen als Zweit- oder Fremdsprache, können Unterschiede in der Sprachverarbeitung deutlich werden. Ebenso kann untersucht werden, welchen Einfluss bestimmte Erstsprachen auf die Verarbeitung der deutschen Grammatik haben – fällt etwa Menschen mit russischer Erstsprache das Deutschlernen leichter als Menschen mit Arabisch als Ausgangssprache? Mit solchen Erkenntnissen kann dann die Didaktik des Deutschen sowohl im Hinblick auf den Unterricht des Deutschen als Zweit- und Fremdsprache, aber auch hinsichtlich des Grammatikunterrichts in deutschen Schulen weiterentwickelt werden. So kann sich Prof. Binanzer sowohl Kooperationen mit Schulen als auch der Erwachsenenbildung vorstellen.
Aktuell suchen die beiden Wissenschaftlerinnen noch freiwillige Versuchsteilnehmer:innen für den Aufbau einer Versuchspersonendatenbank. Gesucht werden Menschen, die Deutsch als Erst-, Zweit- oder auch Drittsprache sprechen. Hinsichtlich Studien mit mehrsprachigen Sprecher:innen sind v.a. Teilnehmer:innen gesucht, die solche Erstsprachen sprechen, die in Deutschland besonders weit verbreitet sind. Das Lehrzentrum Sprachen und Kulturräume (LSK) der TUD wird sie dabei unterstützen, aber auch Initiativbewerbungen sind gern gesehen. Interessierte können sich gern direkt an Dr. Marie Hempel oder Prof. Anja Binanzer wenden oder sich hier informieren.
Kontakt:
Language and Multilingualism Lab (LMLab)
Labormanagerin: Dr. Marie Hempel
Email:
https://tu-dresden.de/gsw/slk/germanistik/daz-daf/lmlab
Prof. Anja Binanzer
Professur für Deutsch als Zweitsprache / Deutsch als Fremdsprache (DaZ/DaF)
Email:
https://tu-dresden.de/gsw/slk/germanistik/daz-daf