19.03.2024
Interview mit Hikaru Itoh
Hikaru Itoh war im März 2024 als Gastwissenschaftler an der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) in Dresden tätig. In diesem Kurzinterview berichtet er über seine Forschung an der Tokyo Metropolitan University, seinem Interesse an Germanistik und über das japanische Bildungssystem. Das Interview führte Rebecca Hoppe.
Welche Forschungsschwerpunkte führen Sie zu uns?
Ich konzentriere mich auf die Propstei Berchtesgaden, ein Augustinerchorherrenstift im heutigen Bayern. Diese Propstei ist besonders faszinierend, da sie eine beträchtliche politische Macht innehatte. Die Lage der Propstei war von großer Bedeutung, weshalb Päpste und Könige ihr viele Privilegien gewährten. Im 16. Jahrhundert wurde sie deshalb als „Fürstpropstei“ bezeichnet. Andererseits führte der Propst als ein Archidiakon des Erzbistum Salzburgs die Seelsorge in Berchtesgaden. Die Dualität des Propstes von Berchtesgaden als Fürst an der Grenze und als Prälat in der Kirche, ist für mich äußerst interessant. Daher habe ich die politischen und Geistlichen Wechselbeziehungen als meinen Forschungsschwerpunkt gewählt.
Wie ist Ihr Interesse an der Propstei Berchtesgaden entstanden?
Im Studium wählte ich Germanistik als meinen Fachbereich im Bachelorstudium und habe ein Jahr in Salzburg verbracht – hier begann mein Interesse für die Geschichte Salzburgs. Damals habe ich festgestellt, dass Berchtesgaden viele Beziehungen mit Salzburg hat und habe mich dann der Propstei zugewendet.
Das Studium der Germanistik und das Erlernen der deutschen Sprache sind sicherlich anspruchsvoll. Was hat Ihr Interesse an Germanistik geweckt?
Ehrlich gesagt habe ich nicht intensiv darüber nachgedacht, welche Sprache ich studieren möchte. Mich haben vor allem die Musik und die Geschichte Deutschlands interessiert, was letztendlich zu meiner Wahl der Germanistik führte. Zu Beginn meines Studiums hatte ich Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, da ich aber mittlerweile viel auf Deutsch lese und höre, wird die Sprache auch einfacher.
Werden Sie sich auch in Zukunft weiter mit dem deutschen Sprachraum beschäftigen?
Wahrscheinlich schon. Derzeit vertiefe ich mich in die Religionsgeschichte und beschäftige mich allgemein mit kirchlichen Themen. Obwohl ich mich noch nicht endgültig entschieden habe, in welche Richtung meine Forschung gehen wird, wird es bestimmt bei den Fachrichtungen bleiben.
Aufgrund der großen Entfernung zwischen Japan und Deutschland dürfte Ihr Forschungsbereich in Japan nicht allzu bekannt sein. Denken Sie, dass sich viele Japaner für deutsche Geschichte und insbesondere für Kirchengeschichte interessieren?
Ich denke, Deutschland ist in Japan recht populär, einschließlich seiner Geschichte. Mein Studiengang ist dementsprechend recht groß. Wenn ich erzähle, dass ich deutsche Geschichte studiere, überrascht das die Wenigsten. Ich würde sagen, dass viele Japaner zwar von Deutschland gehört haben, die Geschichte kennen, aber kein tiefgehendes Wissen darüber besitzen – das ist für mich manchmal herausfordernd.
Liegt das an der schulischen Bildung in Japan?
Im Gymnasium erhalten wir einen Überblick über die "Weltgeschichte", wobei die europäische Geschichte vom Frankenreich bis zum Zweiten Weltkrieg behandelt wird. In den Mittelschulen sieht der Lehrplan jedoch ganz anders aus.