15.06.2023
Kurzinterview mit Prof. Dr. Bruce Brasington
Prof. Dr. Bruce Brasington war im Mai 2023 als Gastwissenschaftler an der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) in Dresden. Er forscht und lehrt an der West Texas A&M University in den USA. Der FOVOG ist er seit langer Zeit verbunden. In diesem Kurzinterview berichtet er über seine Forschung, sein Interesse an Germanistik und die Unterschiede zwischen dem US-amerikanischen und dem deutschen Universitätssystem. Das Interview führte Rebecca Hoppe.
Womit beschäftigen Sie sich in ihrer Forschung?
Mein Fach ist Rechtsgeschichte im Mittelalter, sowohl Kirchenrecht als auch Zivilrecht, obwohl mich die Statuten auch sehr interessieren – sie sind ein wichtiger Teil des Rechts im Mittelalter. Im Moment schreibe ich ein Buch über das Nachleben eines Textes, welcher eine Rechtsregel des späten Mittelalters beschreibt.
Woher kam das Interesse an Germanistik?
Ich habe sehr spät begonnen, Deutsch zu lernen, nämlich im Studium. Meine Professoren haben mich hier stark beeinflusst, da es für einen Mediävisten sehr wichtig ist, Deutsch zu können. Ich habe auch einmal Mittelhochdeutsch ausprobiert, das war leider nicht so erfolgreich.
Später hatte ich ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und bin aufgrund dessen auch zwei Jahre in München gewesen, wo ich meine Doktorarbeit vorgestellt habe. Damals beschäftigte ich mich mit der Analyse eines Traktates, welcher sich bereits im 11. Jahrhundert mit kirchlichen Rechtsideen auseinandersetzte. Ein spannendes Thema, welches bis heute Grundlage meiner Arbeit ist.
Sie sind auch als Dozent tätig. Beschäftigen Sie sich dabei auch mit der Rechtsgeschichte des Mittelalters?
Nein, meine Universität ist nicht so spezialisiert. Man darf uns nicht mit einer deutschen Universität vergleichen, wir sind eine kleine Universität, mit ca. 11 Professoren in der Fakultät – ich würde sagen, wir sind klein, aber fein.
Ich selbst bin seit ca. 30 Jahren Professor für die alte europäische Geschichte. Dabei ist die Abteilung der europäischen Geschichte sehr klein: meine Kollegin lehrt die neuere Geschichte Mitteleuropas und ich bin für die gesamte Zeit vor dem 17. Jahrhundert verantwortlich. Dabei hält sich das Interesse für das Mittelalter eher in Grenzen, die Antike oder amerikanische Geschichte ist da interessanter.
Unterscheidet sich die „West Texas A&M University“ stark von der Technischen Universität Dresden?
Das System ist völlig anders als in Deutschland. Als ich in München eingeschrieben war, sind mir viele Vor- und Nachteile an beiden Systemen aufgefallen. Aber ich denke, dass in Deutschland trotzdem die Vorteile stark überwiegen.
Innerhalb der USA unterscheiden sich die Universitäten auch untereinander. Wenn man an einer renommierten Universität wie z.B. Harvard eingeschrieben ist, hat man viele Vorteile, muss dafür aber auch eine gewisse Summe zahlen.
In meiner Universität gibt es allerdings mehr Chancen: mehr als 70 % der Studierenden sind die ersten, welche in ihrer Familie studieren, 30 % davon haben mexikanische Herkunft. Bei mir ist das genauso, keiner von meinen Eltern hat einen Bachelor of Arts. Dass ich studieren kann, ist Teil der amerikanischen Demokratie und ein äußerst wichtiger Aspekt der Universität.
Was sind ihre Pläne für die nächsten Wochen?
Ich werde weiter in der FOVOG arbeiten, vor allem innerhalb der Bibliothek, die so fantastisch ausgestattet ist. Zudem beschäftige ich mich mit zwei Forschungsaufgaben: einerseits muss ich meinen Vortrag für den Kongress in Leeds vorbereiten. Andererseits arbeite ich an meinem Buch weiter, dies wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen.