12.03.2021
Kurzinterview mit Prof. Dr. Chris Ocker
Prof. Dr. Christopher Ocker ist Direktor des Programms für Medieval and Early Modern Studies am Institute for Religion and Critical Inquiry an der Australian Catholic University (ACU) in Melbourne und im Rahmen einer Senior-Fellowship vom 15.02. bis zum 31.07.2021 an der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) an der TU Dresden. Im folgenden Kurzinterview stellt er sein aktuelles Forschungsvorhaben zu Konflikten mit Bettelmönchen vor.
Was sind Ihre allgemeinen Forschungsschwerpunkte?
Meistens beschäftige ich mich mit religiösen Konflikten im späten Mittelalter und in der Reformationszeit. Ich habe beispielsweise einige Bücher zur Reformationsgeschichte verfasst.
Bei diesen religiösen Konfliktfeldern interessieren mich beispielsweise die Verhältnisse von Juden und Christen und immer mehr auch das Verhältnis vom Christentum zum Islam.
Welches Forschungsprojekt verfolgen Sie in Ihrer Zeit hier an der FOVOG?
Aktuell forsche ich über Konflikte von Bettelmönchen. Dies ist ein breites Feld, das bis zum Aufkommen der Bettelmönche zurückreicht, beispielsweise bis nach Paris zu Wilhelm von Saint-Amour und einer der ersten Anfechtungen der Bettelorden.
Hierfür möchte ich an der FOVOG zu einigen konkreten Städten forschen und diese über den Verlauf von Dekaden untersuchen. In einigen Fällen kann man sogar über den Verlauf der Zeit Wiederholungen der Konflikte feststellen. Im Fokus sollen dabei Basel, Hamburg und Bautzen stehen. Gerade bei letzterer Stadt gibt es einige interessante Konflikte.
Solche Konflikte entstehen aus verschiedenen Gründen: Ideologie, verschiedene Konzepte von Armut, aber auch aufgrund von legalen Aspekten, beispielsweise im Hinblick auf das Begräbnisrecht. Eben diese verschiedenen Bedingungen eröffnen Möglichkeiten für Streit. Die Bettelorden haben durch ihre gute Organisation, vor allem im Vergleich zu anderen Institutionen im späten Mittelalter, Mittel, um mit diesen Bedingungen umzugehen. Dazu gehört beispielsweise der Zugriff auf die eigenen Archive der Ordensprovinzen. Die Wiederholungen der Konflikte wären also beispielsweise auch durch diese vorhandene Wissenstruktur erklärbar.
Waren Sie vorher schon einmal an der FOVOG?
Ich war bislang bisher nur einmal hier, das war 2018 zu einer Tagung. Allerdings waren einige Mitarbeiter der FOVOG beziehungsweise der TU Dresden auch auf einer Tagung an meinem vorherigen Wirkungsort Kalifornien. Es bestanden also bereits Kontakte.
Wie ist Ihr Eindruck von Dresden und der FOVOG während Corona?
Es ist sehr ruhig. Das ist natürlich gut zum Arbeiten, aber es wäre natürlich auch schön, wenn sich noch mehr Möglichkeiten für einen Austausch ergeben würden. Die Bibliothek der FOVOG ist sehr nützlich für mich, genau wie die Unibibliothek, die wirklich wunderschön ist. Aber auch die Stadt Dresden fasziniert mich. Es gibt noch viel, was ich gerne über die Dresdner Geschichte erfahren und in Dresden sehen möchte. Ich hoffe, dass sich hierfür noch Gelegenheiten ergeben werden.