Sep 04, 2025
Buchvorstellung auf dem Lokaljournalismus-Kongress in Berlin
"Vielfalt von Angeboten, Inhalten und Nutzung der lokalen und regionalen Medien in Thüringen“ – die Studie von Prof. Lutz Hagen in Zusammenarbeit mit Peter Stawoy und PD Jens Woelke erscheint in der nächsten Woche als Buch.
Die umfassende Untersuchung liefert eine komplette Bestandsaufnahme der publizistischen Öffentlichkeiten im Nahbereich für das Bundesland Thüringen, einschließlich des Social Web. Erstens wird die Frage, welche Angebote die lokalen und regionalen Öffentlichkeiten in Thüringen prägen, durch Experteninterviews und, Recherchen beantwortet. Zweitens klären quantitative Inhaltsanalysen, wie es um die Vielfalt der Angebote in struktureller und inhaltlicher Hinsicht bestellt ist. Wieviel Vielfalt bei der Bevölkerung ankommt und wie sich verschiedene Nutzertypen über das Nahfeld informieren, lässt sich, drittens, aus einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung schließen. Viertens werden die wirtschaftliche Situation und Aussichten der Anbieter durch eine Anbieterbefragung beleuchtet.
Die Befunde sind interessant aber bedenklich:
- Lokalzeitungen bleiben die mit Abstand führenden Anbieter lokaler Information – sowohl der Menge als auch der Qualität nach. Angebote durch verlagsunabhängige Portale, Blogs und Kanäle im Social Web sind zahlreich entstanden, aber keine vollwertigen Alternativen.
- Die weitaus meisten Gebiete Thüringens werden nurmehr durch eine einzige lokale Ausgabe versorgt. Die redaktionellen Kapazitäten und die lokale Spezialisierung der Zeitungen werden weiter abnehmen.
- Außer den Zeitungen gelingt es der überwältigende Mehrheit der Lokalmedien nicht, rentabel zu arbeiten.
- Die Thüringer Bevölkerung interessiert sich mehrheitlich stark für Information zu lokalen Themen. Allerdings nutzt sie dafür zunehmend auch Kanäle mit eingeschränkter journalistischer Qualität. Bestimmte Bevölkerungsgruppen informieren sich weit überwiegend aus Medien mit eingeschränkter Qualität.
- Diese Befunde sind umso bedenklicher, als die negativen Folgen von schwindendem Lokaljournalismus wissenschaftlich gut belegt sind: etwa sinkende Wahlbeteiligung und Identifikation mit der Gemeinde, geringeres Wissen über lokales Geschehen, zunehmende Verschwendung durch Kommunen.
Das Buch wird am kommenden Donnerstag auf dem Lokaljournalismus-Kongress vorgestellt, den die ostdeutschen Landesmedienanstalten inzwischen im zehnten Jahre gemeinsam veranstalten.