24.06.2024
Neue Publikation: Systematisches Literatur-Review über Entstigmatisierung
Ob gegenüber anders Aussehenden oder anders Denkenden, gegenüber Kranken oder Menschen mit Behinderung: Stigmatisierung ist ein Problem. Sie grenzt Menschen aus und nimmt ihnen ihre Individualität. Umso wichtiger ist es, Strategien zur Entstigmatisierung zu entwickeln: Bekannt ist etwa, dass reflektierte und umsichtige Medieninhalte stigmatisierende Einstellungen abschwächen können. Allerdings definieren viele wissenschaftliche Publikationen über „Entstigmatisierung“ diesen Begriff nicht. Zudem fehlt bisher ein systematischer Überblick über ihre Befunde.
Den liefert nun IfK-Mitarbeiterin Deborah Kunze mit ihrem systematischen Literatur-Review von 79 wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Entstigmatisierung im Kontext von Medien und Kommunikation, der jüngst open access in der Fachzeitschrift Frontiers in Communication erschienen ist. Beim Sampling der Literatur kam die STAMP-Methode zum Einsatz, die Kunze mit IfK-Kolleg:innen im Journal Media and Communication beschreibt.
Auf Basis ihrer Analyse schlägt Kunze eine Definition von Entstigmatisierung vor, die deren kommunikativen Charakter ebenso betont wie das Ziel, für stigmatisierte Menschen eine positive Veränderung zu erzielen. Dafür ist es laut der Definition wichtig, gesellschaftliche Machtstrukturen zu berücksichtigen sowie Wünsche und Perspektiven der stigmatisierten Gruppe einzubeziehen. Im zweiten Teil der Arbeit liefert Kunze einen Überblick über entstigmatisierende Faktoren, die sie in vier Kategorien einteilt. Wichtig sind zum Beispiel Sprache und Framing: Wie bezeichnet man bestimmte Gruppen oder Erkrankungen? Wie berichtet man über Abtreibungen in medizinischen Kontexten? Ein weiteres Mittel sind für Kunze unterhaltende Medieninhalte: Wenn in Filmen und Serien mehr sympathische Charaktere einer stigmatisierten Gruppe vorkommen, erhöht das den Kontakt zu ihnen und schafft Empathie.
Kunzes Literaturüberblick ist eine wichtige Grundlage für künftige Forschung. Deren Aufgabe ist es nun, die Definition sowie die Systematisierung der Einflussfaktoren zu prüfen, zu erweitern und auf konkrete stigmatisierte Gruppen und Kontexte anzuwenden.