22.02.2022
DGPuK22: Zwei Workshops mit IfK-Beteiligung
Multisektorielle Medienqualität und anschlussfähige Social-Media-Forschung: Diese Themen standen im Mittelpunkt zweier Workshops, die am 22. Februar stattfanden und an deren Organisation das IfK in Person von Anna Sophie Kümpel und Lutz Hagen maßgeblich beteiligt war. Gemeinsam mit 23 anderen Workshops waren sie der Auftakt zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK), die vom Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ausgerichtet wird und die Fachcommunity drei Tage lang in verschiedenen Formaten zusammengebracht hat.
Gemeinsam mit Steffen Kolb (HTW Berlin), Eva Eckkrammer (Universität Mannheim) und Jens Woelke (Universität Münster) hat Institutsdirektor Lutz Hagen den Workshop (Qualitäts-)Monitorings von Online-, Radio-, Print- und TV-Angeboten initiiert.
In drei Arbeitsgruppen suchten 16 Teilnehmer:innen aus Deutschland und Österreich nach Wegen für eine multisektorielle Bilanzierung der Beiträge unterschiedlicher ‚Leistungsrollen’ (Print- und TV-Medien, Plattformen, Social Media) zur öffentlichen Kommunikation, die über die bloße Analyse der Beiträge von als ‚Information’ ausgewiesenen Medienprogrammangeboten hinaus geht. Zudem diskutieren die Teilnehmer:innen entsprechende Programm- und Angebotsstudien (Begleitforschung): Wie kann man diese auch unter der Bedingung der Vervielfältigung der Verbreitungskanäle und Angebote kontinuierlich und sektorübergeifend anlegen, für Qualitätssicherung (z.B. die Public Value-Berichte der öffentlich-rechtlichen TV-Sender) anschlussfähig halten und die Finanzierbarkeit durch die öffentliche Hand (weiterhin) ermöglichen? Dazu beleuchtete der Workshop die Anwendbarkeit spezieller Stichprobenziehungen, von Modellierungen und Simulationen ähnlich zur Small-Area-Methode in der Umfrageforschung sowie, auf Basis erster Pilotstudien, den Einsatz von Machine-Learning-Verfahren bei der Kodierung in der Inhaltsanalyse.
In einem anderen (virtuellen) Meetingraum standen währenddessen Facebook & Co. im Fokus. "Facebook is dead—and so is our research? Zur Nachhaltigkeit und Anschlussfähigkeit plattformspezifischer Social-Media-Forschung" lautete der Titel des Workshops, den IfK-Juniorprofessorin Anna Sophie Kümpel gemeinsam mit Lisa Merten (Leibniz-Institut für Medienforschung Hamburg/Hans-Bredow-Institut) organisiert hat.
Bei der Auftaktfrage, ob man ein Paper zu studiVZ heute noch zitieren würde, waren sich die meisten der 16 Teilnehmer:innen aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz einig: Ausgeschlossen ist das nicht. Voraussetzung ist aber, dass die Autor:innen Charakteristika ausarbeiten, die man auch auf Facebook, TikTok oder auf eine noch unbekannte Plattform anwenden kann. Um dafür den Weg zu ebnen, haben die Teilnehmer:innen zunächst verschiedene theoretische Konzepte zur Betrachtung von Plattformeigenschaften – etwa jenes der "Social-Media-Logik" – diskutiert und systematisiert. Darauf aufbauend haben sie Kriterien entwickelt, wie man die Forschung in jeder einzelnen Phase anschlussfähiger machen kann – von der reflektierten Forschungsfrage bis hin zur frei zugänglichen Bereitstellung der Daten. Zusätzliche Inspiration kam von zwei Werkstattberichten: Heidi Schulze (LMU München) gab Einblick in ihre plattformvergleichende Erforschung von Radikalisierungsprozessen anhand des Konzepts der „Affordances“ und Felicia Loecherbach (Vrije Universiteit Amsterdam) hat sich den Vor- und Nachteilen der Data Donation gewidmet.
Für beide Veranstaltungen gilt: Die Workshops waren nur der Auftakt. Die Ergebnisse wurden aufgezeichnet und dokumentiert. Sie sollen zeitnah nicht nur den Teilnehmer:innen, sondern auch einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.