Topographie der Shoah in Breslau 1933-1949
Forschungsprojekt
(Projektlaufzeit 2017-2020)
Am am 31. Oktober 2023 erscheint "Breslau / Wrocław 1933–1949: Studien zur Topographie der Shoah".
Die Stadt Breslau/Wrocław blickt auf eine mehr als 800-jährige jüdische Geschichte zurück. Seit dem Mittelalter gehörten Juden zu Breslau und prägten die Stadt ebenso wie polnische, böhmische, habsburgische, preußische und deutsche Einflüsse. Bis zur Deportation der letzten Breslauer Juden 1943 lebte hier die drittgrößte jüdische Gemeinde des Deutschen Reichs (nach Berlin und Frankfurt). Ihre Mitglieder wurden Opfer der nationalsozialistischen Politik der Verfolgung und Auslöschung der Juden wie in anderen deutschen Städten. Da Breslau nach dem Zweiten Weltkrieg einen kompletten Bevölkerungsaustausch erlebte und zur polnischen Stadt Wrocław wurde, geriet die Geschichte der deutsch-jüdischen Vorkriegszeit nach 1945 und lange über die „Nachkriegszeit“ hinaus sowohl in Polen als auch in Deutschland aus dem Blick von Öffentlichkeit und Forschung.
Das Projekt greift Desiderate der Forschung zur jüdischen Kultur und Geschichte Breslaus auf. Als Ergebnis ist eine illustrierte Publikation zur „Topographie der Shoah in Breslau/ Wrocław 1933-1949“ geplant, die auf neuen Forschungen beruht und zahlreiche internationale Expertinnen und Experten zusammenbringt. Das Projekt bindet die Erfahrungen von Verfolgung, Ghettoisierung, Zwangsarbeit, Deportation, Vertreibung, Beraubung oder Vernichtung von (deutschen, polnischen, staatenlosen) Juden aus Breslau, aber auch die Wiedererrichtung jüdischen Lebens an konkrete Orte im Stadtraum (die Karte dazu zum Herunterladen) und macht die Geschichte jüdischen Lebens und ihr Erbe somit erfahrbar. Neben substantiellen Beiträgen zu Personen und Orten jüdischen Lebens verbindet die Publikation die historischen Orte miteinander und bietet eine neue Lesart der Textur der Stadt und des „Kapitels Shoah” in Breslau.
Workshop an der Universität Wrocław 2018
Am 22. und 23. März 2018 fand in Breslau/Wrocław die Auftaktveranstaltung des Forschungsprojekts „Topographie der Shoah in Breslau/Wrocław 1933–1949“ statt. Veranstalter waren die neue Juniorprofessur Soziale und ökonomische Netzwerke der Deutschen im östlichen Europa im 19. und 20. Jahrhundert an der Technischen Universität Dresden und ihre Breslauer Kooperationspartner vom Tadeusz Taube Lehrstuhl für Judaistik der Universität Wrocław.
Mehr als 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Belgien, Deutschland, Israel, Italien, Polen und Schweden werden bis 2020 daran arbeiten, Forschungslücken zur Topographie der Shoah in Breslau zu schließen. Mit dem Verschwinden der letzten Zeitzeugen sind es die Orte in der Stadt, die auch künftig an ihre Geschichte erinnern.
Unter der Leitung von Juniorprofessor Tim Buchen geht es um Themen wie die Ausgrenzung jüdischer Breslauer aus dem städtischen Raum (z. B. durch Enteignungen und „Arisierungen“), um jüdische Euthanasie-Opfer, Zwangsarbeit in den großen Industriebetrieben der Odermetropole oder Lagerhaft. Auch jüdische Kunst- und Kulturräume werden untersucht und Orte der Shoah aus der Distanz des polnischen Wrocław oder der Perspektive überlebender Breslauer in Israel betrachtet.
Konferenz an der TU Dresden im April 2019
Dem Breslauer Arbeitstreffen folgt im April 2019 eine Konferenz mit ersten Zwischenergebnissen an der TU Dresden. Zum Programm gehören auch drei öffentliche Abendveranstaltungen, die die Geschichte der Shoah in Breslau und Dresden in den Mittelpunkt stellen.
Programm der öffentlichen Veranstaltungen im April 2019
Das Projekt wird finanziert von der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM).