Mahngang Täterspuren
Lektürekurs/Praxisseminar: Quellenarbeit und Kurztexte für den Mahngang Täterspuren 2019: Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Dresden Tim Buchen, Steffen Heidrich, Anke Woschech (WS 18/19)
Die nationalsozialistische „Ökonomie der Zerstörung“ (Adam Tooze) verwandelte Dresden in eine bedeutende Rüstungsproduktionsstätte zur Entfesselung, Intensivierung und Fortführung des Zweiten Weltkriegs. Enteignung und Ausbeutung durch millionenfache von Deutschen und in den besetzten Ländern gefangenen Menschen geleistete Zwangsarbeit waren entscheidende Säulen nationalsozialistischer Vernichtungspraxis. Im Mittelpunkt dieser Lehrveranstaltung stehen konkrete Orte und Erfahrungen nationalsozialistischer Kriegswirtschaft und ihre Repräsentation in der städtischen Erinnerungskultur. Der Praxisbezug entsteht durch die Recherche und das Erschließen von Quellen und ihre Aufbereitung in kurzen Texten, die beim Mahngang Täterspuren im Februar 2019 von Schauspieler*innen des Staatsschauspiels Dresden an den historischen Orten vorgetragen werden. Im Fokus stehen das „Judenlager Hellerberg“, das Unternehmen Zeiss Ikon, in dem Jüdinnen und Juden und gefangene Menschen aus Osteuropa Zwangsarbeit verrichten mussten, das Unternehmen RHEOSTAT, das 1938 zwangsenteignet wurde sowie der Bahnhof Neustadt als Deportationsort in die Vernichtungslager im besetzten Polen. In Kooperation mit dem Kulturverein Zentralwerk e.V. am heutigen Standort des ehemaligen Zeiss-Ikon-Goehlewerks werden verschiedenste Quellenbestände – Archivalien, Textdokumente, Objekte und audiovisuelle Medien – untersucht, eingeordnet und kritisch hinterfragt. Im Rahmen eines Schreibworkshops werden Methoden des performativen Schreibens vermittelt, die dabei helfen, Stationstexte zu erstellen.