Volksgemeinschaft global? Der Volksbund für das Deutschtum im Ausland 1934-1942. Ein Praxisseminar mit Archivrecherche im Hauptstaatsarchiv
Hauptseminar von Junior-Prof.Dr. Tim Buchen und Dr. Judith Matzke (WS 19/20)
In der Hochphase von Nationalismus und Imperialismus bemühten sich Staaten und gesellschaftliche Vereine darum, die Interessen und Kultur der Nation global zu stärken. Eine wirkmächtige Einrichtung war der 1880 gegründete „Deutsche Schulverein“, 1908 in Verein für das Deutschtum im Ausland umbenannt, der zunächst vor allem die deutsche Sprache förderte, später zu einer politischen Lobbyeinrichtung ausgebaut wurde. Im Jahr 1933 wurde der Verein „gleichgeschaltet“ und in „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“ umbenannt. Ziel war nun, deutschsprachige Auswanderer und ihre Nachkommen für die Idee der NS-Volksgemeinschaft zu gewinnen, ihre Existenz und ihr Wissen für politische Ziele zu nutzen. Das Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrt im Bestand 12460 Landesverband Sachsen des Volksbunds für das Deutschtum im Ausland mehrere tausend Briefe von Auslandsdeutschen aus allen Teilen der Welt. Diese Briefe, die Reaktionen auf den Bezug der „Sächsischen Heimatbriefe“ darstellen, bieten vielfältige Einblicke in das NS-Auslandsdeutschtum aus der Mikroperspektive (Alltag, Berufstätigkeit, Freizeitgestaltung, Festkultur, Interaktionen mit verschiedenen Gruppen, Sprache). Das Hauptseminar möchte die Studierenden anhand dieser Briefe in Archivrecherche und Benutzung von Originalquellen einführen und zur selbstständigen Archivarbeit befähigen. Vermittelt werden ferner Kenntnisse zum Berufsbild des Archivars und zu Ausbildungsmöglichkeiten. Das Seminar gliedert sich in einen einführenden inhaltlichen Seminarteil an der TU Dresden (5 Veranstaltungen) zur Geschichte des „Auslandsdeutschtums“ und einen praktischen Blockteil im Hauptstaatsarchiv Dresden (3 Veranstaltungen).