21.10.2020
Vortrag von Prof. Winfried Müller
Ort: Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg
Zeit: Mi., 11. November 2020; 18.00 Uhr
Die föderative Tradition der deutschen Geschichte und die Pluralität von historischen Räumen, politischen und kulturellen Zentren war und ist konstitutiv für die Etablierung des Faches Landesgeschichte. Diese erforscht nicht einfach nur die territorial-administrative Geschichte der Länder, sondern widmet sich dabei auch Umschichtungs- und Neuordnungskonzepten und der damit verbundenen Entstehung neuer Identitäten als eines Bewusstseins gemeinsamer Traditionen und eines Koordinatensystems von Zeitpunkten, Personen und Orten. Indem sie die Geschichte eines Landes und historischer Räume abbildet und dessen Überlieferung auf Dauer stellt, hat Landesgeschichte zweifelsohne einen identitätsstiftenden Effekt. Dies reflektierend, beschäftigt sich das Fach deshalb auch mit Fragen der Erinnerungskultur und der kulturellen Gedächtnisbildung. In jüngerer Zeit spielt überdies das Spannungsverhältnis von Globalisierung und regionalen Kulturen und Identitäten durch Migration und den Transfer von Waren und Wissen eine zunehmende Rolle im Fachdiskurs. In methodischer Offenheit und epochenübergreifend erschließt sich die Landesgeschichte im Ensemble der historischen Fachwissenschaften insbesondere Arbeitsfelder, die in der Fokussierung auf überschaubare Räume das Wechselspiel von historischen Mikro- und Makroprozessen veranschaulichen und erklären.