Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2023/ 24
Wirtschafts- und Sozialgeschichte/ Vormoderne/ Moderne / Geschichte der Frühen Neuzeit / Neuere Geschichte / Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
Prof. Dr. Susanne Schötz
Vorlesung: Geschichte der Frauenarbeit vom Beginn der Frühen Neuzeit bis zum Ende des 20. Jh.
Ort: HÜL/S 186/H Zeit: Donnerstag, 3. DS (11:10–12:40 Uhr)
Frauen waren die gesamte Neuzeit über in großer Zahl in vielen Wirtschaftsbereichen tätig, doch besaßen sie selten die gleichen Erwerbschancen wie ihre männlichen Kollegen. Die Vorlesung vermittelt einen epochenübergreifenden Überblick über die Geschichte der Frauenarbeit als einer Geschichte ungleicher ökonomischer Teilhabe vom Beginn der Frühen Neuzeit bis zum Ende des 20. Jh. Ihr Fokus liegt auf den großen Entwicklungstrends weiblicher Erwerbsarbeit in Europa, den zugrunde liegenden technischen, ökonomischen, sozialen, rechtlichen und kulturell-mentalen Bedingungen und Voraussetzungen sowie auf den gesellschaftlichen Folgen und Wirkungen.
Von besonderem Interesse sind dabei die der geschlechtsdifferenten und geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung zugrundeliegenden Vorstellungen vom gesellschaftlichen Platz der Geschlechter und von angemessener Männlichkeit und Weiblichkeit sowie der Umgang von Frauen (und Männern) mit Handlungsspielräumen. Aus der Perspektive einer in unserer heutigen Gesellschaft größeren Erwerbsgerechtigkeit der Geschlechter ergibt sich nicht zuletzt die Frage nach Kontinuitäten und Wandel sowie nach den Mechanismen, die die Fortsetzung ungerechter wie die Schaffung gerechter Arbeitsverhältnisse befördern.
Einführende Literatur
S. Schötz: Weibliche Erwerbsarbeit seit der Industrialisierung, in: S. Banhardt, J. Gräßel-Farnbauer, C. Israel (Hg.), Frauenordination in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Interdisziplinäre Perspektiven, Stuttgart 2023, S. 73-106; M. van der Linden: Workers oft he World. Eine Globalgeschichte der Arbeit, Frankurt/New York 2017; U. Gerhard (Hg.): Erwerbstätige Mütter: ein europäischer Vergleich, München 2003; J. Kocka/C. Offe (Hg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit, Frankfurt/New York 2000; K. Simon-Muscheid (Hg.): „Was nützt die Schusterin dem Schmied?“ Frauen und Handwerk vor der Industrialisierung, Frankfurt am Main 1998; U. Wikander: Von der Magd zur Angestellten: Macht, Geschlecht und Arbeitsteilung 1789-1950, Frankfurt am Main 1998; G. Budde (Hg.): Frauen arbeiten: Weibliche Erwerbstätigkeit in Ost- und Westdeutschland nach 1945, Göttingen 1997; K. Hausen (Hg.): Geschlechterhierarchie und Arbeitsteilung. Zur Geschichte ungleicher Erwerbschancen von Männern und Frauen, Göttingen 1993; B. Bolognese-Leutenmüller/ M. Mitterauer (Hg.): Frauen-Arbeitswelten. Zur historischen Genese gegenwärtiger Probleme, Wien 1993; H. Wunder: „Er ist die Sonn`, sie ist der Mond“. Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992.
Verwendung
Hist GM 1, Hist AM 2, Hist Erg M 1, Hist Hum ErgM 1; Hist GM 2, Hist AM 1, Hist Erg AM 1, Hist Erg AM 2
PhF-Hist-MA-SM1, PhF-Hist-MA-SM2, PhF-MA-FMEW, PhF-MA-FMSW,
SLK-MA-EB-FM, SLKMA-FaEB-EFM
PHF-SEMS-Hist-NG, PHF-SEGY-Hist-NG, PHF-SEBS-Hist-NG, PHF-SEMS-Hist-NGZG, PHF-SEGY-Hist-NGZG, PHF-SEBS-Hist-NGZG; PHF-SEMS-Hist-FN, PHF-SEGY-Hist-FN, PHF-SEBS-Hist-FN
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Wirtschafts- und Sozialgeschichte/ Moderne / Neuere Geschichte
Prof. Dr. Susanne Schötz in Zusammenarbeit mit Dr. Angelique Leszczawski-Schwerk
Lektürekurs: Wissen - Praktiken - Visionen. Die deutsche und polnische Frauenbewegung von ihren Anfängen bis 1933
Ort: BZW/A 153/U Zeit: Donnerstag, 5. DS (14:50–16:20 Uhr)
Die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach der Gleichberechtigung von Männern und Frauen und der Anerkennung ihrer Gleichwertigkeit gehört weltweit zu den großen emanzipatorischen Bewegungen der Moderne. Sie trat im Zeitalter des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus, von der Agrar- zur Industriegesellschaft und vom aristokratisch-absolutistischen Herrschaftssystem zum modernen Verfassungs- und Nationalstaat auf die Tagesordnung. Sie war zugleich Produkt wie Reaktion auf diese Umbrüche. Gegenstand dieses Lektürekurses sind ausgewählte deutsche und aus dem Polnischen übersetzte Texte und Quellen (Polnischkenntnisse nicht Voraussetzung), die den spezifischen Entwicklungsgang der deutschen und der polnischen Frauenbewegung von den Anfängen bis 1933 verdeutlichen. Dabei interessieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede, transnationaler Austausch und Vernetzungen, aber auch Trennendes vor dem Hintergrund europäischer Entwicklungen im Zeitalter der Extreme. Ein besonderer Fokus liegt auf der historisch-kritischen Würdigung herausragender Protagonistinnen. Es besteht die Möglichkeit, Lektüreergebnisse im Rahmen von Podcasts in Zusammenarbeit mit der SLpB zu präsentieren.
Einführende Literatur
Schaser, A.: Frauenbewegung in Deutschland 1848 – 1933, 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage Darmstadt 2020; M. Karl: Die Geschichte der Frauenbewegung, 7., aktualisierte und erweiterte Ausgabe, Stuttgart 2020; U. Gerhard: Frauenbewegung und Feminismus. Eine Geschichte seit 1789, 2. Aufl. München 2009; U. Gerhard: Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Reinbek bei Hamburg 1995; A. Conrad/K. Michalik (Hg.): Quellen zur Geschichte der Frauen, Bd. 2: Neuzeit, Stuttgart 1999; Walczewska, S.: Damen, Ritter und Feministinnen. Zum Frauenrechtsdiskurs in Polen, Wiesbaden 2015; Kuzma-Markowska, S.: Soldiers, Members of Parliament, Social Activists. The Polish Women's Movement after World War I, in: I. Sharp/M. Stibbe (Ed.): Aftermaths of War. Women's Movements ans Female Activists 1918- 1923, Leiden 2011, S. 265-281; Stegmann, N.: Die Töchter der geschlagenen Helden. Frauenfrage, Feminismus und Frauenbewegung in Polen 1863-1919, Wiesbaden 2000.
Verwendung
PhF-Hist-MA-EM, PhF-Hist-MA-SM1, PhF-Hist-MA-SM2, PhF-MA-FMEW, PhF-MA-FMSW
PHF-SEMS-Hist-VE, PHF-SEGY-Hist-VM, PHF-SEBS-Hist-VM
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Moderne / Neuere Geschichte
Prof. Dr. Susanne Schötz
Übung: Quellen zur Geschichte des Industriezeitalters
Ort: BZW/A 153/U Zeit: Dienstag, 5. DS, 14.40-16.20 Uhr
Die Übung verfolgt einen doppelten Zweck: Sie möchte zum einen das im Proseminar zur Moderne erworbene Wissen zur Geschichte der Industrialisierung als einer Phase grundlegenden technisch-ökonomischen, demographischen, sozialen, politischen und kulturell-mentalen Wandels vertiefen und dabei zum anderen propädeutische Kenntnisse zur Arbeit mit Quellen zur Neueren Geschichte festigen. Dabei gilt das Interesse gleichermaßen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen (Kapitalismus und Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und dem Aufstieg des Nationalstaats) sowie den darauf Bezug nehmenden Akteur:innen mit ihren spezifischen Wahrnehmungen, Vorstellungen und Deutungen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Lesen und Interpretieren ausgewählter Quellen – z. B. von Petitionen von Handwerkerinnungen, von Berichten von Armenpflegern und Wohltätigkeitsvereinen, von autobiographischen Zeugnissen von Unternehmern, Kleinbürgern und Arbeitern, von Fabrikordnungen und Dokumenten der staatlichen und betrieblichen Sozialpolitik sowie der bürgerlichen Sozialreformbewegung und von Zeugnissen der frühen Arbeiter- und Frauenbewegung. Herangezogen werden gedruckte und ungedruckte Quellen, Ego-Dokumente ebenso wie Gesetze, Verordnungen oder statistische Erhebungen.
Einführende Literatur
J. Schmidt: Brüder, Bürger und Genossen: die deutsche Arbeiterbewegung zwischen Klassenkampf und Bürgergesellschaft 1830-1870, Bonn 2018; M. Schäfer: Eine andere Industrialisierung. Die Transformation der sächsischen Textilgewerbe 1790-1890, Stuttgart 2016; J. Kocka, unter Mitarbeit von Jürgen Schmidt: Arbeiterleben und Arbeiterkultur. Die Entstehung einer sozialen Klasse, Bonn 2015; H.-W. Hahn: Die Industrielle Revolution in Deutschland, München ²2011, J. Kocka: Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen. Grundlagen der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, Bonn 1990; G.-A. Ritter/K. Tenfelde: Arbeiter im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1914, Bonn 1992; H.-U. Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 2 und Bd. 3 (1815-1914), München 1989 und 1995 sowie S. Schötz: Weibliche Erwerbsarbeit seit der Industrialisierung, in: S. Banhardt, J. Gräßel-Farnbauer, C. Israel (Hg.), Frauenordination in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Interdisziplinäre Perspektiven, Stuttgart 2023, S. 73-106.
Verwendung
Hist AM 2; Hist Erg AM 2; Hist BS AM 2
PHF-SEMS-Hist-NG; PHF-SEGY-Hist-NG, PHF-SEBS-Hist-NG; PHF-SEMS-Hist-VE; PHF-SEGY-Hist-VM; PHF-SEBS-Hist-VM
PhF-MA-FMEW; PhF-MA-FMSW; SLK-MA-EB-FM; SLK- MA-FaEB-EFM
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Moderne / Neuere und Neueste Geschichte
Prof. Dr. Susanne Schötz
Seminar Altes Aufbaumodul Moderne BA: Frauen in der Revolution von 1848/49. Ereignisse, Entwicklungen, Wahrnehmungen (mit einem besonderen Fokus auf Sachsen)
Ort: BZW/ A 153/U, Zeit: Dienstag, 4. DS (13.00-14.30 Uhr)
Anlässlich ihres 175. Jubiläums findet die Revolution von 1848/49 in der aktuellen Erinnerungskultur als ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte Würdigung. Zu Recht: Niemals zuvor haben sich so viele Menschen, Männer und Frauen, für Freiheit, Recht und Einheit begeistert und auf vielfältige Weise ihrem Wunsch nach bürgerlichen Freiheiten, nach größerer sozialer Gerechtigkeit und einem vom Volk gewählten nationalen Parlament, das auf der Basis einer selbst gegebenen Verfassung den künftigen Weg Deutschlands bestimmen sollte, Ausdruck verliehen. Auch wenn es nicht an problematischen Tendenzen fehlte und die freiheitlichen Bestrebungen mit dem Vordringen der bewaffneten Reaktion scheiterten, verankerten sich die Ideen eines deutschen Verfassungs- und Nationalstaats und breiter gesellschaftlicher Teilhaberechte mehr und mehr im allgemeinen Bewusstsein.
Das Seminar fokussiert auf das besondere Verhältnis von Revolution und Frauen bzw. von Revolution und Geschlecht. Aufgrund fehlender Frauenrechte und eines vorherrschenden bürgerlichen Geschlechterideals, das den angemessenen Platz der Frauen im Inneren des Hauses, in Ehe und Familie – nicht aber in Politik und Öffentlichkeit – sah, fragt es nach den spezifischen Teilhabeformen und Handlungsspielräumen von Frauen 1848/49. Es thematisiert dabei, was sich durch die Revolution kurz- und mittelfristig wandelte. Seine besondere Sympathie gilt der kleinen Minderheit von Einzelpersonen, Paaren sowie Fraueninitiativen und -vereinen, deren allgemeines Demokratieverständnis breit genug war, um auch die patriarchale Geschlechterordnung in Frage zu stellen und Frauenrechte einzufordern. Das ist in der sächsischen Heimat der Schriftstellerin und Publizistin Louise Otto (1819-1895) nicht möglich, ohne auf ihr herausragendes und einzigartiges demokratisch-feministisches Engagement zu sprechen zu kommen.
Diese Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e. V. sowie der Professur für die Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts der Universität Leipzig statt. Sie beinhaltet eine Einführung in die Quellenarbeit im Louise-Otto-Peters-Archiv und in der Frauenbibliothek MONAliesA Anfang November in Leipzig sowie einen gemeinsamen Workshop mit Studierenden der Universität Leipzig am 19. Januar 2024 in Wurzen. Hier sollen studentische Arbeitsergebnisse zur Teilhabe und zu den Wahrnehmungen von Frauen in den Revolutionen von 1848/49 und 1989/90 präsentiert und vergleichend diskutiert werden sollen.
Einführende Literatur (Auswahl)
Die deutsche Revolution von 1848/49, 7:1848/49. 1848/49. APuZ 7–9/2023: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/apuz-1848-49-2023/; „Wohlauf denn, meine Schwestern“. Die 1848/49er Revolution und ihre Geschlechterverhältnisse (= Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte. Heft 79 / Mai 2023); S. Schötz: Organisation der Arbeit, Humanität, Frauenrechte. Louise Otto in der Revolution von 1848/49, in: Ebd., S. 104-123; G. Hauch: Frauen-Räume in der Männer-Revolution 1848, in: D. Dowe/H.-G. Haupt/D. Langewiesche (Hg.): Europa 1848. Revolution und Reform, Bonn 1998, S. 841-900; S. Kienitz: Frauen, in: C. Dipper/U. Speck (Hg.): 1848. Revolution in Deutschland, Frankfurt am Main und Leipzig 1998, S. 272-285; R. Hachtmann: Frauen in der Revolution, in: Ders., Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution, Bonn 1997, S. 503-522. C. Lipp: 1848/49 – Emotionale Erhebung und neue Geschlechterbeziehung?, in: J. Ludwig/I. Nagelschmidt/S. Schötz (Hg.): Frauen in der bürgerlichen Revolution 1848/49, o.O. 1999, S. 55-67.
Verwendung
Hist AM 2, Hist Erg AM 2