04.09.2023
STANNAKI FORUM: Kunst und Forschung im Gespräch – Festgehalten in Wasserfarben 06.09.2023
Die sammlungsübergreifende Forschung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden lädt Sie herzlich zum nächsten Stannaki Forum im Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts im Residenzschloss Dresden ein!
Die Veranstaltung korrespondiert mit der aktuellen Sonderausstellung „Ferne, so nah. Künstler, Künstlerinnen und ihre Reisen“ (08.07.2023—08.10.2023) im Kupferstich-Kabinett Dresden, in der das Objekt aus dem Gespräch zu sehen ist.
Festgehalten in Wasserfarben
Am Mittwoch, den 06.09.23 um 18 Uhr.
Mabe Bethônico, Jane Boddy und Malina Mallach im Gespräch, moderiert von Paul Goodwin.
Im Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts, Residenzschloss, Dresden.
Kostenfrei, ohne Anmeldung.
Das Gespräch findet auf Englisch statt.
Teilnahme via Zoom.
+++ Bitte beachten Sie, dass das Residenzschloss inklusive seiner Museen an diesem Tag aufgrund dringender Wartungs- und Umbaumaßnahmen bis zum Beginn der Veranstaltung geschlossen ist! +++
In der 1630 durch Truppen der Niederländischen Westindien-Kompanie (WIC) eroberten Kolonie „Niederländisch Brasilien“ fertigte der in Dresden aufgewachsene Zacharias Wagner sein „Thier Buch“ (1634-1641) an: In 110 Wasserfarbenzeichnungen bildete er dort die brasilianische Tier- und Pflanzenwelt detailgetreu ab und kommentierte sie. Wagner, der im Dienste der WIC stand, porträtierte jedoch auch indigene und afro-brasilianische Menschen, deren Identität der nicht näher spezifizierte. Er illustrierte außerdem verschiedene Szenen, die seine Sicht auf das Leben im kolonialen Brasilien wiedergeben: darunter als nahezu einzigartiges Motiv im 17. Jahrhundert einen Sklavenmarkt auf dem zentralen Platz der Stadt Recife.
Die Kommentare Wagners rühren nicht allein von einem (wissenschaftlichen) Erkenntnisinteresse, sondern auch von einer Neugier auf Motive über seine europäischen Sehgewohnheiten hinaus. Auf Deutsch verfasst, wollte er mit dem „Thier Buch“ wohl vor allem seine Eindrücke aus der „Neuen Welt“ für sich und seine Familie privat festhalten. In Dresden wurde das Werk 1738 erstmals im Inventar der kurfürstlichen Sammlungen erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war das Interesse des sächsischen Hofes an sog. „Exotika“ nichts Neues: Die höfische Aneignung und Inszenierung des über Europa hinaus Weisenden bedeutete zwischen fürstlicher Repräsentation, Wissenschaftsförderung und ökonomischen Interessen auch immer die Überhöhung der eigenen Kultur.
Im Stannaki Forum sprechen die Künstlerin Mabe Bethônico sowie die Kunsthistorikerinnnen Jane Boddy (Kupferstich-Kabinett, SKD) und Mailena Mallach (Kupferstich-Kabinett, SKD) über die visuelle Grammatik der Wasserfarbenzeichnungen im „Thier Buch“ und befragen die in kolonialem Kontext entstandenen Repräsentationen Schwarzer und indigener Menschen aus heutiger Sicht. Moderiert vom Kurator, Forscher und Professor Paul Goodwin.
Das Stannaki Forum ist ein Format der sammlungsübergreifenden Forschung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das die Verbindung von Kunst und Forschung, sowie den transdisziplinären Dialog fördert.
Sammlungsübergreifend werden in Gesprächen zwischen Gästen und Mitarbeiter*innen der SKD globale Prozesse als diasporische Wissensgeschichte untersucht.
Namensgeber des Forums ist Tuski Stannaki. Er war ein Vertreter der indigenen Muskogee Gemeinschaft in Nordost-Amerika, welcher im Kontext des transatlantischen Handels ab dem Jahre 1722 am Sächsischen Hof lebte.
Die Forschung dankt Craig Koslovsky für die fachliche Beratung zu Tuski Stannaki als Namensgeber des Forums. Die Programmierung der Reihe wird von Talking Objects Lab beraten.
Die Veranstaltung wird im Rahmen des Projektes „Museen als aktive Orte der Demokratie“ (MODemo) von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und das gemeinsame Gespräch.
Doreen Mende und das Team der Forschung