Poelzigs Raumorchester und Ruttmanns Großstadtsinfo­nie: Architektur, Bild und Klang in der Moderne.

Der expressionistische Architekt Hans Poelzig hat seine Bauten programmatisch als ‚Raumorchester‘ bezeichnet bzw. verstanden. Mit diesem Rekurs auf die sog. „absolute Musik“ der großen Symphonik war der Anspruch verbunden, ein zeitlich getaktetes, emotives Raumerlebnis als synästhetisches Gesamtkunstwerk von vollendeter Formeinheit zu kreieren. Wie in zeitgenössischen Diskursen vorbereitet, ergeben sich hier unmittelbare Bezüge zum zeitgenössischen Film, für den Poelzig selbst raumhaltige Sets entwarf (Golem-Film von Paul Wegener). Diese Zusammenhänge werden insbesondere in Walter Ruttmanns Film „Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“ (1927) deutlich, der – an der Schwelle zum Tonfilm stehend und Poelzigs Metapher gleichsam umkehrend – beanspruchte, ein mit Raummotiven der Großstadt komponiertes und klingendes Orchesterwerk zu bilden.