Aktuelle Projekte
Inhaltsverzeichnis
- I. Außerhalb der Religion kein Heil? Zu einer performativen Theologie der Säkularität vor der Herausforderung religiöser Indifferenz
- II. Zwischen identitärer Versuchung und gastfreundschaftlicher Liebe. Politische Theologien im umkämpften Liberalismus
- III. Pneumatischer Materialismus (RO 6364/2-1)
- IV. Reihe „4 Perspektiven auf“
- IV. b) Ist der Tod das Ende? Motive christlicher Hoffnung vor den Herausforderungen von Naturalismus, Transhumanismus und Biopolitik. Ein Streitgespräch
I. Außerhalb der Religion kein Heil? Zu einer performativen Theologie der Säkularität vor der Herausforderung religiöser Indifferenz
Lange war der theologische Blick auf die Menschen, die nicht Teil der christlichen bzw. katholischen Kirche sind, von der Frage bestimmt, ob es auch in anderen Religionen „Spuren des Heils“ und „Strahlen der Wahrheit“ geben könne – oder ob man nur in und durch die (katholische) Kirche zum ewigen Heil gelangen könne. Vor dem Hintergrund einer mittlerweile mehrheitlich säkularen, religionsdistanzierten bis areligiösen Gesellschaft stellt sich diese Frage heute nicht nur mit Blick auf andere Religionen, sondern, fast drängender noch, mit Blick auf Menschen, die gänzlich ohne Religion durchs Leben gehen.
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Publikationen, Vorträge und Lehrveranstaltungen
Mehr als in Sätze passt. Offenbarung als performatives Ereignis, in: MThZ, 75. Jahrgang, Heft 3 (2024), 385-400.
Liebe zum Endlichen. Sondierungen zu Absurdität und Absolutem bei Camus und Hegel, erscheint in Reihe „Transformation Transdisziplinär. Schriften des KU Zentrums Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel“ im Nomos-Verlag (voraussichtlich 2025)
Ein Vorzeichen, das alles ändert. Oder: warum man die Wahrheit der Religion nicht ohne Liebe begreifen kann. Theologische Gedanken zu Christoph Menkes Theorie der Befreiung, in: GEORG. Magazin der Hochschule Sankt Georgen, Ausgabe WiSe 2023, 32-37.
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II. Zwischen identitärer Versuchung und gastfreundschaftlicher Liebe. Politische Theologien im umkämpften Liberalismus
Das Projekt fragt nach dem Beitrag, den Politische Theologie angesichts einer zunehmenden Infragestellung liberaler Staatsform leisten kann. Das Augenmerk wird dabei auf konträre politische Inanspruchnahmen von Religion gelegt, die faktisch vertreten werden: partikular identitäre auf der einen und universalistisch gastfreundschaftliche auf der anderen Seite.
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Publikationen, Vorträge und Lehrveranstaltungen
„Und hätte ich die Liebe nicht“ (1Kor13). Gedanken zur fundamentalpolitischen Dimension der Liebe, in: philosophie in debate (https://philosophie-indebate.de/und-haette-ich-die-liebe-nicht-1kor13-gedanken-zur-fundamentalpolitischen-dimension-der-liebe/)
Anerkennung als (Auf)Gabe von Freiheit. Streifzüge um eine hegelianische Grundfigur in theologischer Absicht, in: Rosenhauer, Sarah/Lerch, Magnus/Essen, Georg (Hrsg.), Das Andere der Freiheit. Christoph Menkes Philosophie der Befreiung im Diskurs der Theologie (ratio fidei), Regensburg 2024, 65-120.
Ein Vorzeichen, das alles ändert. Oder: warum man die Wahrheit der Religion nicht ohne Liebe begreifen kann. Theologische Gedanken zu Christoph Menkes Theorie der Befreiung, in: GEORG. Magazin der Hochschule Sankt Georgen, Ausgabe WiSe 2023, 32-37.
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III. Pneumatischer Materialismus (RO 6364/2-1)
(DFG, Eigene Stelle, HU-Berlin, derzeit beurlaubt, Restlaufzeit 01.10.2025-01.10.2026)
Es gehört zu den Errungenschaften der Moderne, Religion mit der Forderung der Freiheit zu konfrontieren. Die Frage ist von gesellschaftlich-politischer wie systematisch-theologischer Relevanz, denn nur wenn eine Religion Wert und Geltung menschlicher Freiheit aus ihren eigenen normativen Grundlagen heraus begründen kann, kann sie eine freiheitliche Gesellschaftsordnung einerseits mittragen und andererseits in ihren Verkürzungen kritisieren.
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Publikationen, Vorträge und Lehrvernstaltungen
Konturen einer postmodernen Pneumatologie, Habil.masch., Frankfurt a.M. 2023.
Anerkennung als (Auf)Gabe von Freiheit. Streifzüge um eine hegelianische Grundfigur in theologischer Absicht, in: Rosenhauer, Sarah/Lerch, Magnus/Essen, Georg (Hrsg.), Das Andere der Freiheit. Christoph Menkes Philosophie der Befreiung im Diskurs der Theologie (ratio fidei), Regensburg 2024, 65-120.
In Wahrheit frei. Konturen eines indikativischen Offenbarungsverständnisses, in: Wendel, Saskia/Werner, Gunda (Hg.), Ewig wahr? Zur Genese von Glaubensüberzeugungen und ihrem Anspruch auf Wahrheit und Unveränderlichkeit, AGENDA Jubiläumsband (QD 331), Freiburg i.Br. 2023, 334-347.
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IV. Reihe „4 Perspektiven auf“
(Publikationsprojekt mit Prof. Dr. Martin Breul, Prof. Dr. Aaron Langenfeld und Dr. Fana Schiefen)
Mag die Bindekraft der Kirchen auch stetig abnehmen, so bedeutet das noch lange nicht, dass dadurch theologische Fragen an existenziell-praktischer wie welterschließender Bedeutung eingebüßt haben. Das Anliegen der Buchreihe besteht darin, grundsätzliche Fragen der Theologie im Angesicht gesellschaftlicher und konzeptueller Herausforderungen der Gegenwart und auf der Grundlage „junger“, innovativer Theoriebildung so zu verhandeln, dass die Argumente einer breiten, über den binnenkirchlichen und -theologischen Kreis hinausgehenden Leserschaft zugänglich gemacht werden.
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IV. b) Ist der Tod das Ende? Motive christlicher Hoffnung vor den Herausforderungen von Naturalismus, Transhumanismus und Biopolitik. Ein Streitgespräch
(gemeinsam mit Dr. Fana Schiefen, Dr. Aurica Jax und Dr. Gregor Taxacher, Publikation in der Reihe „4 Perspektiven auf“)
Es ist eine unbestreitbare, wenn auch gerne verdrängte Tatsache, dass wir sterblich sind. Irgendwann wird das Leben unserer Liebsten und auch unser eigenes zu Ende sein. Und es ist ein zentraler Inhalt – für manchen sogar die letzte Triebfeder christlicher Hoffnung, dass der unvermeidliche Tod nicht das Ende, sondern ein Anfang ist.
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Vollständige Texte und Publikationslisten:
Lange war der theologische Blick auf die Menschen, die nicht Teil der christlichen bzw. katholischen Kirche sind, von der Frage bestimmt, ob es auch in anderen Religionen „Spuren des Heils“ und „Strahlen der Wahrheit“ geben könne – oder ob man nur in und durch die (katholische) Kirche zum ewigen Heil gelangen könne. Vor dem Hintergrund einer mittlerweile mehrheitlich säkularen, religionsdistanzierten bis areligiösen Gesellschaft stellt sich diese Frage heute nicht nur mit Blick auf andere Religionen, sondern, fast drängender noch, mit Blick auf Menschen, die gänzlich ohne Religion durchs Leben gehen. Das Phänomen der steten Zunahme religiöser Indifferenz stellt die Theologie mit neuer Dringlichkeit vor die konzeptionelle und pastorale Herausforderung, das Verhältnis christlicher Wahrheits- und Geltungsansprüche zu areligiösen Lebens- und Selbstkonzepten zu reflektieren. Die lange gehegte, inklusivistische Vorstellung einer natürlichen, sich aber ihrer selbst nicht bewussten Religiosität auch areligiöser Menschen erweist sich nicht zuletzt in pastoraler Hinsicht als problematisch, unterstellt sie areligiösen Menschen doch eine Defizienz der (Selbst)Wahrnehmung, die erst vom überlegenen Standpunkt christlicher Wahrheit aus über sich aufgeklärt werden kann.
In dem Projekt sollen vor dem Hintergrund einer Erweiterung der religionstheologischen Matrix um die Option der Säkularität theologische Ansätze untersucht werden, die zu einer theologischen Würdigung der Säkularität und einem Verständnis des christlichen Glaubens einladen, der nicht gegen, sondern in dialogischem Bezug zur Säkularität praktiziert wird. Besonderes Augenmerk wird dabei auf einen performativen Religionsbegriff gelegt. Demnach besteht das Wesentliche von Religion nicht im Glauben bestimmter göttlicher Wahrheiten und der Observanz bestimmter religiöser Gebote, sondern in der je neuen performativen Realisation einer Modalität zu existieren (Bruno Latour) – eines Stils, die Welt zu bewohnen (Christoph Theobald), der in transformativen Erfahrungen gründet und diese vergegenwärtigt. Wenn nicht satzhafte Wahrheit das identitätsbildende Zentrum jüdisch-christlicher Religion ist, sondern die Treue zu einer transformativen Beziehungserfahrung, ergeben sich daraus Möglichkeiten für den Dialog mit areligiösen Menschen. Statt von theologischen Vorgaben auszugehen, von deren Wahrheit wir unser Gegenüber überzeugen müssen, kann man – im Sinne einer „Erfahrungshermeneutik“ (Veronika Hoffmann) – bei analogen transformativ-rettenden bzw. befreienden Erfahrungen ansetzen, die Menschen machen und die mithilfe religiöser Sprache, aber auch mit nicht-religiösen Kategorien, gedeutet werden können. Diese Erfahrungen können einen gemeinsamen Ausgangspunkt von religiösen und nichtreligiösen Menschen bilden, bei dem nicht von vornherein eine Perspektive (die religiöse) als die überlegene, einzig angemessene und die andere (die nicht-religiöse) als eine sich-selbst-verkennende, defizitäre vorausgesetzt werden müssen. Der Ausgang von der Erfahrung ermöglicht es, an der universellen Relevanz von Offenbarung festzuhalten, ohne nicht- oder anders-religiöse als selbstverkennend, weil eigentlich christlich und/oder defizitär abtun zu müssen.
Publikationen, Vorträge und Lehrveranstaltungen
Publikationen:
Mehr als in Sätze passt. Offenbarung als performatives Ereignis, in: MThZ, 75. Jahrgang, Heft 3 (2024), 385-400.
Liebe zum Endlichen. Sondierungen zu Absurdität und Absolutem bei Camus und Hegel, erscheint in Reihe „Transformation Transdisziplinär. Schriften des KU Zentrums Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel“ im Nomos-Verlag (voraussichtlich 2025)
Ein Vorzeichen, das alles ändert. Oder: warum man die Wahrheit der Religion nicht ohne Liebe begreifen kann. Theologische Gedanken zu Christoph Menkes Theorie der Befreiung, in: GEORG. Magazin der Hochschule Sankt Georgen, Ausgabe WiSe 2023, 32-37.
Wozu Glauben?, in: Erkenntnis und Glaube. Von der Realität der Transzendenz, Schriften der Evangelischen Forschungsakademie. Mit Beiträgen der 151. Tagung, 5.-7. Januar im Festsaal der Berliner Stadtmission (voraussichtlich 2024).
In Wahrheit frei. Konturen eines indikativischen Offenbarungsverständnisses, in: Wendel, Saskia/Werner, Gunda (Hg.), Ewig wahr? Zur Genese von Glaubensüberzeugungen und ihrem Anspruch auf Wahrheit und Unveränderlichkeit, AGENDA Jubiläumsband (QD 331), Freiburg i.Br. 2023, 334-347.
Beitrag in Pannenberg Studien, Dezember 2024
Beitrag in Themenheft der ZTP zu Religiöser Indifferenz, Mai 2025
Vorträge:
„Liebe zum Endlichen. Sondierungen zu Absurdität und Absolutem bei Camus und Hegel“ (Keynote Lecture auf der Jahrestagung der Deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für Theologie, Kath. Akademie Berlin vom 30.09.-02.10.2024)
Wozu braucht der Mensch den Glauben? (Vortrag im Rahmen der Jubiläumstagung der Evangelischen Forschungsakademie, Berlin 03.01.2024)
Vortrag auf dem Forschungssymposium „Endlichkeit, Geschöpflichkeit und Offenbarung“ des Lehrstuhls für Fundamentaltheologie (LMU), der Graduiertenförderung des Cusanuswerkes und der Münchener Theologischen Zeitschrift, vom 11.-13.04.2025 auf Schloss Fürstenried.
Lehrveranstaltungen:
Vorlesung „Gottesvorstellungen“ (RWTh-Aachen, SoSe 2024)
Vorlesung „Ohne Gott!? Philosophisch-theologische Streifzüge“ (TU Dresden, WiSe 2024/25)
Vorlesung „Außerhalb der Religion kein Heil? Zu einer Theologie der Säkularität“ (TU Dresden SoSe 2025)
Das Projekt fragt nach dem Beitrag, den Politische Theologie angesichts einer zunehmenden Infragestellung liberaler Staatsform leisten kann. Das Augenmerk wird dabei auf konträre politische Inanspruchnahmen von Religion gelegt, die faktisch vertreten werden: partikular identitäre auf der einen und universalistisch gastfreundschaftliche auf der anderen Seite. Das Projekt ist in drei Teile gegliedert: eine Analyse aus der Perspektive politischer Theorie, eine kritische Analyse identitärer, neurechter Politischer Theologien und der Entwurf einer fundamentalpolitischen Theologie liebender Gastfreundschaft.
1) Umkämpfter Liberalismus
Der erste Projektteil dient einer philosophischen-gesellschaftstheoretischen Analyse der Aporien liberaler Staatformen, die den gemeinsamen Ausgangspunkt konträrer Ansätze politischer Theologie bildet. Ansatzpunkt ist die in der politischen Theorie spätestens seit Böckenfördes Analyse der Aporien des Liberalismus und ihrer Wiederaufnahme durch Jürgen Habermas als Grundproblem liberaler Staatsformen bewusste Frage nach den vorstaatlichen Voraussetzungen freiheitlicher Gesellschaften. Der liberale Verfassungsstaat, der die Bürger mit subjektiven Freiheitsrechten ausstattet, kann aus seiner eigenen Verfassung heraus nicht garantieren, dass die Bürger von ihrer rechtlich garantierten Freiheit einen gemeinwohlorientierten statt nur von Eigeninteressen geleiteten Gebrauch machen. Diese Frage verweist auch auf die politische Bedeutung der Religionen als einer vorstaatlichen Quelle des Zusammenlebens. Worin genau die gesellschaftspolitische Funktion der Religion bestehen kann und soll ist allerdings sowohl in der politischen Theorie als auch in der Theologie sowie gesellschaftlich hochumstritten.
Die Frage soll zunächst aus der Perspektive Politischer Theorie betrachtet werden. Dabei sollen die klassischen Frontstellungen der Debatten – Liberalismus vs. Kommunitarismus, transzendental-geltungstheoretische vs. praktisch-emanzipative politische Theologien – Herrschaftslegitimation vs. Herrschaftskritik) innovativ integriert werden, indem die kommunitaristische Kritik am Liberalismus, dieser könne seine eigenen Voraussetzungen nicht aus eigenen Mitteln garantieren, als Ansatzpunkt genommen wird, um die gesellschaftspolitische Bedeutung von Religion zu reflektieren. Zugleich wird die grundsätzliche Kritik liberaler Denker an der kommunitaristischen Vorstellung, die Lösung des Problems läge in geteilten substanziellen Werten und Tugenden – und die Funktion der Religion entsprechend darin, einen Beitrag zur vorstaatlichen Sittlichkeit in Form von christlich begründeten Überzeugungen und Werten zu leisten, integriert. Denn ein solchermaßen substanzielles Verständnis von Sittlichkeit läuft Gefahr exkludierend, repressiv und ahistorisch zu sein und kann die universalistische Dimension der Gerechtigkeit nicht einholen, ohne Kontingenzen zu naturalisieren. Greift eine kommunitaristische politische Theologie zu weit, indem sie substanzielle Werte vorgibt, so greift eine rein liberale politische Theologie, die sich darauf beschränkt, das Prinzip der Freiheit aus eigenen Quellen in seiner Geltung zu rechtfertigen, zu kurz. Denn es hat kein Ohr für die realen Verstrickungen und Kräfte, die der Verwirklichung des idealen Prinzips der Freiheit zuwiderlaufen. Aus dieser Konfliktlage leitet sich das Desiderat einer Politischen Theologie ab, die nicht primär auf programmatischer Ebene nach dem inhaltlichen Beitrag christlicher Theologie und Religion zu gesellschaftlicher Wertorientierung fragt und auch nicht rein geltungstheoretisch-kriteriell ansetzt, sondern, dem vorgelagert, nach ihrem Beitrag zur praktischen Bildung der Fundamente politischen Urteilens und Handelns fragt.
2) Politischen Theologien neurechter Bewegungen
Die Frage nach Ressourcen gesellschaftlicher Solidarität angesichts der Fliehkräfte von Kapitalismus, Globalisierung, Auswirkungen der Klimakrise etc. ist nicht nur eine dringende politisch-ethische Frage, sie ist auch Gegenstand politischer Theologien. Gerade in der Neuen Rechten hat die Politische Theologie Konjunktur. Sie geht von der Vorstellung aus, es bedürfe einer ethnisch-kulturell ausreichend homogenen Gemeinschaft, um staatsbürgerliche Solidarität zu gewährleisten, für die Carl Schmitts Projekt einer homogenen Demokratie Pate steht: Wir fühlen uns nur dem und der verbunden, der und die uns gleicht. Solidarität entsteht durch Homogenität: durch ein Wir, das seine homogene Identität gemäß dem Freund-Feind-Schema durch Grundoperationen des Ausschlusses, der Unterscheidung zwischen wir und den Anderen definiert. Die politisch-theologische Funktion des Christentums besteht dann darin, als identitäre Religion die kulturelle und ethnische Homogenität einer Gemeinschaft (mit)zu begründen. Sie ist innerlich durch ein Ethos der Nächstenliebe verbunden und grenzt sich nach außen ab – zur Not kämpferisch. In dem Teilprojekt geht es darum, die Konzepte identitärer und neurechter Politischer Theologie kritisch zu analysieren und theologisch einzuordnen.
3) Konturen einer fundamentalpolitischen Theologie gastfreundschaftlicher Liebe
Aufbauend auf den kritischen Analysen neurechter Politischer Theologien sollen im dritten Teil des Projekts Ansätze Politischer Theologien untersucht werden, die den christlichen Universalismus gegen die identitäre Partikularisierung christlicher Ethik zur Geltung bringen und die politische Rolle des Christentums in einer liberalen und pluralen Gesellschaft nicht in der Stabilisierung von Identität, sondern in der solidarischen Öffnung zum Anderen sehen. Vor diesem Hintergrund wird der Ansatz einer fundamentalpolitischen Theologie gastfreundschaftlicher Liebe entwickelt, der einen pneumatologischen Anerkennungsbegriff mit einem performativen Verständnis der transformativen Wirksamkeit göttlichen Handelns und einem radikaldemokratischen Begriff des Politischen und einer „Politik der Gastfreundschaft“ (Jacques Derrida) verbindet, um so die Rolle der Theologie für die Bewahrung gesellschaftlicher Solidarität angesichts der Aporien des Liberalismus zu reflektieren.
Publikationen, Vorträge und Lehrveranstaltungen
Publikationen:
„Und hätte ich die Liebe nicht“ (1Kor13). Gedanken zur fundamentalpolitischen Dimension der Liebe, in: philosophie in debate (https://philosophie-indebate.de/und-haette-ich-die-liebe-nicht-1kor13-gedanken-zur-fundamentalpolitischen-dimension-der-liebe/)
Anerkennung als (Auf)Gabe von Freiheit. Streifzüge um eine hegelianische Grundfigur in theologischer Absicht, in: Rosenhauer, Sarah/Lerch, Magnus/Essen, Georg (Hrsg.), Das Andere der Freiheit. Christoph Menkes Philosophie der Befreiung im Diskurs der Theologie (ratio fidei), Regensburg 2024, 65-120.
Ein Vorzeichen, das alles ändert. Oder: warum man die Wahrheit der Religion nicht ohne Liebe begreifen kann. Theologische Gedanken zu Christoph Menkes Theorie der Befreiung, in: GEORG. Magazin der Hochschule Sankt Georgen, Ausgabe WiSe 2023, 32-37.
Was macht uns frei? Theologische Gedanken zu Christoph Menkes Theorie der Befreiung, in: feinschwarz.net. theologisches Feuilleton, 2023 (Was macht uns frei? Theologische Gedanken zu Christoph Menkes Theorie der Befreiung - feinschwarz.net)
Der nahe Gott – das Argument aus religiöser Erfahrung, in: Breul, Martin/Langenfeld, Aaron/Rosenhauer, Sarah/Schiefen, Fana, Gibt es Gott wirklich? Gründe für den Glauben. Ein Streitgespräch, Freiburg i. Br., 2022, 113-149.
Excess and Event. The transgressive sources of (r)evolution, in: Breul, Martin/Helmus, Caroline (Hg.), The Philosophical and Theological Relevance of Evolutionary Anthropology. Engagements with Michael Tomasello (Science and Religion), Routledge-Verlag 2023, 178-188.
Vorträge:
„Liebe zum Endlichen. Sondierungen zu Absurdität und Absolutem bei Camus und Hegel“ (Keynote Lecture auf der Jahrestagung der Deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für Theologie, Kath. Akademie Berlin vom 30.09.-02.10.2024)
Lehrveranstaltungen:
„Umkämpfte Identität – fragile Souveränität – reale Befreiung. Politische Theologien im Angesicht identitärer Versuchung“ (Seminar an der TU Dresden, WiSe 2024/25)
„Politische Theologien im Angesicht identitärer Versuchung. Theologische Antwortversuche“ (Seminar, TU Dresden SoSe 2025 in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Religionspädagogik)
III. Pneumatischer Materialismus (RO 6364/2-1)
(DFG, Eigene Stelle, HU-Berlin, derzeit beurlaubt, Restlaufzeit 01.10.2025-01.10.2026)
Es gehört zu den Errungenschaften der Moderne, Religion mit der Forderung der Freiheit zu konfrontieren. Die Frage ist von gesellschaftlich-politischer wie systematisch-theologischer Relevanz, denn nur wenn eine Religion Wert und Geltung menschlicher Freiheit aus ihren eigenen normativen Grundlagen heraus begründen kann, kann sie eine freiheitliche Gesellschaftsordnung einerseits mittragen und andererseits in ihren Verkürzungen kritisieren. Das vorliegende Projekt hat das Ziel, eine solche Begründungsreflexion im Rahmen christlicher Gottesvorstellung zu entwickeln.
Die systematische Herausforderung liegt dabei darin, sowohl die für das moderne Freiheitsbewusstsein zentrale Unbedingtheit menschlicher Freiheit zu achten als auch die mit dem christlichen Gottesgedanken verbundene Wirksamkeit Gottes im Inneren menschlicher Freiheit, wie sie vor allem in der Pneumatologie thematisiert wird, zu denken. Zugleich weitet die Pneumatologie das freiheitstheoretisch-anthropologische Problem auf seine ontologischen und (trinitäts)theologischen Implikationen aus, indem sie fordert, Gott ontologisch als der Welt gegenüber transzendent und ihr zugleich immanent und Gott in sich zugleich als Person und als Relation zu denken.
Diesen Herausforderungen will das Projekt begegnen, indem es das stark durch die Entgegensetzung von Differenz- und Einheitsmodellen des Gott-Mensch-, Gott-Welt- und Gott-Gott-Verhältnisses geprägte Theoriesetting der derzeitigen theologischen Debatte um eine innovative vermittelnde (geisttheoretische oder dialektische) Position ergänzt und sie für die freiheitstheoretischen, ontologischen und theologischen Aufgaben der Pneumatologie fruchtbar macht. Eine solche Position kann durch zwei aktuelle materialistische und politisch-theologische Freiheitstheorien eingenommen werden: den negativitätstheoretischen Materialismus Christoph Menkes und den messianischen Materialismus Eric L. Santners. Sie entwickeln im Ausgang (einer materialistischen Lektüre) des Geistbegriffs Hegels und psychoanalytischen und biopolitischen Theorien der Subjektivierung ein innovatives Freiheitskonzept, das Freiheit nicht primär in Autonomie, also der Fähigkeit des Subjekts zur Selbstbestimmung, sondern in der Überschüssigkeit seiner Lebendigkeit gegenüber biologischer Natur auf der einen und sozial formierter Geistigkeit auf der anderen Seite begründet. Diese materialistische Bestimmung des Grundes von Freiheit verbinden sie mit einer prozessual-dialektischen Figur der Befreiung, die sie in theologischen Motiven beschreiben: Es ist das Ereignis der Offenbarung bzw. des Exodus, das das Subjekt zu seiner Überschüssigkeit befreit, indem es ihm seine retroaktive Selbstsetzung ermöglicht. Die befreite Freiheit realisiert sich im Setzen eines neuen sozialen Seins. Damit liefern sie einen Begriff von Freiheit, der ihre Unbedingtheit durch den Akt der Selbstsetzung ebenso denkbar macht wie ihre Ermöglichung durch ein ihr innerliches Wirken, das dennoch nicht ihr autonomes ist.
Ziel des Projektes ist es, die Freiheitstheorie Menkes und Santners als Basis zur Grundlegung einer materialistischen Pneumatologie zu erschließen, indem sie erstens auf das Feld der (Sozial)Ontologie zu einer politischen Ontologie der Negativität und auf das Feld der Gotteslehre zu einer negativistischen Gotteslehre ausgeweitet wird, wobei die ontologische Erweiterung konzeptionell an politisch-theologische und die trinitätstheologische an negativistische Lesarten des absoluten Geistes Hegels anknüpft. Die Grundüberlegung ist, dass die dreifache Materialität von Freiheit – die überschüssige Lebendigkeit als Grund ursprünglicher Freiheit, das Ereignis zweiter Befreiung durch die Erfahrung einer Anrede und die Materialisierung der Befreiung in der weltverändernden Tat – pneumatologisch als freisetzendes Wirken des göttlichen Geistes verstanden werden können, so dass Gott nicht als Negation menschlicher Freiheit, sondern als der sie allererst und immer wieder freisetzende Grund bestimmbar wird.
Publikationen, Vorträge, Lehrveranstaltungen
Publikationen:
Konturen einer postmodernen Pneumatologie, Habil.masch., Frankfurt a.M. 2023.
Anerkennung als (Auf)Gabe von Freiheit. Streifzüge um eine hegelianische Grundfigur in theologischer Absicht, in: Rosenhauer, Sarah/Lerch, Magnus/Essen, Georg (Hrsg.), Das Andere der Freiheit. Christoph Menkes Philosophie der Befreiung im Diskurs der Theologie (ratio fidei), Regensburg 2024, 65-120.
In Wahrheit frei. Konturen eines indikativischen Offenbarungsverständnisses, in: Wendel, Saskia/Werner, Gunda (Hg.), Ewig wahr? Zur Genese von Glaubensüberzeugungen und ihrem Anspruch auf Wahrheit und Unveränderlichkeit, AGENDA Jubiläumsband (QD 331), Freiburg i.Br. 2023, 334-347.
Jenseits des Bestimmens. Überlegungen zu einer freiheitstheoretischen Grundlegung des Handelns Gottes, in: Essen, Georg/Kopf, Simon (Hg.), Vorsehung und Handeln Gottes aus Analytischer und Kontinentaler Perspektive: Versuch eines Brückenschlags in der deutschen Debatte (QD 331), Freiburg i.Br. 2023, 216-246.
Jenseits von Einheit und Differenz. Pneumatologische Irritationen der theologischen Freiheitsdebatte, in: Dahlke, Benjamin/Dockter, Cornelia/Langenfeld, Aaron (Hg.), Christologie im Horizont pneumatologischer Neuaufbrüche (QD), Freiburg i.Br. 2022, 136-184.
Der nahe Gott – das Argument aus religiöser Erfahrung, in: Breul, Martin/Langenfeld, Aaron/Rosenhauer, Sarah/Schiefen, Fana, Gibt es Gott wirklich? Gründe für den Glauben. Ein Streitgespräch, Freiburg i. Br., 2022, 113-149.
Negativität und Fülle. Von der materialistischen Dialektik des Geistes zum pneumatischen Materialismus, in: Langenfeld, Aaron/Rosenhauer, Sarah/Steiner, Stephan (Hrsg.), Menschlicher Geist – göttlicher Geist (Reihe STEP), Münster 2021, 375-426.
Art. Freiheit – Determination, in: Schulz, Heiko/Wenzel, Knut/Wiese, Christian (Hrsg.), Handbuch Religionsphilosophie. Geschichte – Konzepte – Kontroversen, Stuttgart/Weimar (voraussichtlich 2024).
Sammelbände:
Rosenhauer, Sarah/Lerch, Magnus/Essen, Georg (Hrsg.), Das Andere der Freiheit. Christoph Menkes Philosophie der Befreiung im Diskurs der Theologie, Regensburg 2024.
Langenfeld, Aaron/Rosenhauer, Sarah/Steiner, Stephan (Hrsg.), Menschlicher Geist – göttlicher Geist. Beiträge zur Theologie und Philosophie des Geistes (STEP 22), Münster 2021.
Tagungen:
Das Andere der Freiheit? Subjekttheoretische und materialistische Freiheitsbegriffe im Gespräch; Fachtagung an der Katholischen Akademie Berlin 2022 (gemeinsame Tagungsleitung und Veranstalterin mit Prof. Dr. Georg Essen und Prof. Dr. Magnus Lerch)
Menschlicher Geist und göttlicher Geist, Internationale und interdisziplinäre Fachtagung an der Katholischen Akademie Berlin 2019 (gemeinsame Tagungsleitung und Veranstalterin mit Dr. Aaron Langenfeld und Dr. Stephan Steiner)
Vorträge:
Die Freiheit und ihr Anderes – ein Verhältnis der Anerkennung? (Vortrag auf der Fachtagung „Das Andere der Freiheit? Subjekttheoretische und materialistische Freiheitsbegriffe im Gespräch“ an der Kath. Akademie Berlin, 17.-19.06.2022)
Jenseits des Bestimmens. Überlegungen zu einer freiheitstheoretischen Grundlegung des Handelns Gottes (Response zum Vortrag von Prof. Dr. Georg Gasser auf der Fachtagung „Vorsehung und Handeln Gottes aus Analytischer und Kontinentaler Perspektive: Versuch eines Brückenschlags in der deutschen Debatte“ an der HU Berlin, 22.-23.10.2021)
Freiheit als direkte Proportionalität? (Vortrag auf dem Forschungskolloquium „Jenseits der Konkurrenzen. Philosophische und theologische Überlegungen zum Begriff der direkten Proportionalität, Kath. Fakultät Innsbruck, 15.10.2021)
Jenseits von Einheit und Differenz. Pneumatologische Irritationen der theologischen Freiheitsdebatte (Vortrag auf der Fachtagung „Christologie im Horizont pneumatologischer Neuaufbrüche“ an der Kath. Akademie Schwerte, 30.09.-02.10.2021)
The excess of evolution (Response zum Vortrag von Prof. Dr. Andreas Telser auf der Fachtagung „Thomasello and Religion. Perspectives on evolutionary Anthropology“ an der Katholischen Akademie Berlin, 10.-12.06.2021)
IV. Reihe „4 Perspektiven auf“
(Publikationsprojekt mit Prof. Dr. Martin Breul, Prof. Dr. Aaron Langenfeld und Dr. Fana Schiefen)
Mag die Bindekraft der Kirchen auch stetig abnehmen, so bedeutet das noch lange nicht, dass dadurch theologische Fragen an existenziell-praktischer wie welterschließender Bedeutung eingebüßt haben. Das Anliegen der Buchreihe besteht darin, grundsätzliche Fragen der Theologie im Angesicht gesellschaftlicher und konzeptueller Herausforderungen der Gegenwart und auf der Grundlage „junger“, innovativer Theoriebildung so zu verhandeln, dass die Argumente einer breiten, über den binnenkirchlichen und -theologischen Kreis hinausgehenden Leserschaft zugänglich gemacht werden. Dafür arbeiten wir mit einem diskursiven Format, das eine Frage nicht monologisch erörtert, sondern aus der Perspektive von vier jungen Theolog:innen beleuchtet. An jeden Einzelbeitrag schließt eine diskursive Einheit kritisch-konstruktiver Rückfragen der anderen Autor:innen an. Nach dem 2022 bei Herder veröffentlichen Buch „Gibt es Gott wirklich? Vier Gründe für den Glauben. Ein Streitgespräch“ sollen im selben Verlag in jährlicher Folge 2024 das Buch „Was ist das gute Leben?“ und 2025 das Buch „Ist der Tod das Ende? Gründe für die Hoffnung auf ein ewiges Leben“ erscheinen.
IV. b) Ist der Tod das Ende? Motive christlicher Hoffnung vor den Herausforderungen von Naturalismus, Transhumanismus und Biopolitik. Ein Streitgespräch
(gemeinsam mit Dr. Fana Schiefen, Dr. Aurica Jax und Dr. Gregor Taxacher, Publikation in der Reihe „4 Perspektiven auf“)
Es ist eine unbestreitbare, wenn auch gerne verdrängte Tatsache, dass wir sterblich sind. Irgendwann wird das Leben unserer Liebsten und auch unser eigenes zu Ende sein. Und es ist ein zentraler Inhalt – für manchen sogar die letzte Triebfeder christlicher Hoffnung, dass der unvermeidliche Tod nicht das Ende, sondern ein Anfang ist. Diese Hoffnung artikuliert sich in verschiedenen Hoffnungsbildern und Motiven: leibliche Auferstehung, Erlösung, ewiges Leben, Gericht und Apokalypse(n).
Gebildet vor mehr als zweitausend Jahren wirken diese Bilder heute zugleich aus der Zeit gefallen und denkwürdig aktuell. Einerseits ist ein Ausschluss der Endlichkeit und eine Invisibilisierung des Sterbens durch Biopolitiken und Ökonomien des Todes zu beobachten, die auf gesteigerte, intensivierte, gar transhumanistisch verunendlichte Immanenz abzielen, verbunden mit einer Negation von Fragen nach Transzendenz – Jenseits, Ewigkeit, Erlösung – in naturalistischen Weltbildern/Ontologien. Und zugleich scheint es eine mannigfaltige Wiederkehr der Todes-, Jenseits- und Erlösungsfrage zu geben: das Bewusstsein von Endlichkeit schlägt uns in apokalyptischen Weltuntergangsnaherwartungen entgegen. Transzendenz- und Ewigkeitsverlangen kanalisieren sich in biopolitischen Intensivierungs- und Steigerungsregimen und in transhumanistischen Unendlichkeits- und virtuellen Entkörperungsphantasmen. Zudem werden Fragen zu Leben und Tod in posthumanistischen Theorieagenden transformiert, die das Transzendente ins Immanente, das transgressiv Geistige ins Materielle verlegen und unsere Vorstellungen von Leben, Tod und Ewigkeit so neu kartographieren.
Das Buch ist geleitet von der Frage, wie in dieser Gemengelage christliche Motive kritisch und produktiv zur Sprache gebracht werden können. Dabei geht es zugleich darum, christliche Ressourcen für den Umgang mit dem Tod zu erschließen und einen Beitrag zu den genannten Debatten/Problemkonstellationen zu liefern, die in ihrer (Nicht)Behandlung des Todes zugleich normative Aussagen über das Leben treffen.
Das Format des Buches ist dialogisch konzipiert. Zunächst präsentieren die vier Autor:innen jeweils einen theologischen Beitrag im oben skizzierten Spannungsfeld der Gesamtthematik. Im Anschluss an diese vier Haupttexte finden sich hinter jedem Beitrag kurze Repliken der jeweils drei anderen Autor:innen, die mit dem Haupttext in einen Dialog treten und die Chancen und Grenzen der Beiträge in einem Streitgespräch ausloten möchten.