Apr 26, 2023; Colloquium
Institutskolloquium: "Ist Rassismus eine Sache der Hautfarbe?" - Daniel James
Abstract:
Um Spielarten des Rassismus einzufangen, die – wie Antisemitismus oder Antislawismus – im europäischen Kontext besonders ausgeprägt sind, berufen sich einige Rassismusforscher:innen (sowohl in der Philosophie als auch in den Sozialwissenschaften) auf die Idee, dass Weißsein in Abstufungen kommt. Wie können wir diese Idee aber verstehen? Um diese Einsicht zu präzisieren, werde ich in diesem Vortrag von einer Idee ausgehen, die von dem Philosophen Lawrence Blum (2002, 2010) popularisiert wurde: die Idee der partiellen Rassifizierung. Ihr zufolge ist Rassifizierung als (sozialhistorischer) Prozess zu verstehen, der mehr oder weniger abgeschlossen sein kann. Diese Idee werde in zwei Hinsichten auszubuchstabieren: Erstens werde ich unter Rückgriff auf neuere Prozesstheorien in der Metaphysik und der Wissenschaftstheorie (Seibt 2004a+b, 2009, 2018; Nicholson & Dupré 2018) eine Theorie von Rassifizierung als Entwicklungsprozess skizzieren, der sich in Abstufungen vollzieht. Zweitens werde ich den vollständigen Vollzug jenes Prozesses mit dem Zustand vollständiger Rassifizierung identifizieren, die ich im Sinne des „racialism“ charakterisieren werde: die Ansicht, dass „Menschenrassen“ in Bezug auf bio-behaviorale Essenzen unterschieden werden (Appiah 1990). Dabei werde ich beide Aspekte der hier skizzierten Theorie anhand der „zweideutigen Rassifizierung von 'Osteuropäern'“ (vgl. Lewicki 2023) veranschaulichen.

Dr. Pedro Schmechtig
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