10.11.2021; Kolloquium
„Testimonialität und ihre Pathologien“ Institutskolloquium im WS2021/22"Experten als epistemische Autoritäten?" Jon Leefman im Institutskolloquium
Beginn: 18:30 Uhr | Ort: Zoom-Meeting ID: 815 3530 7434 Kenncode: kL5eZ%0c
Dr. Jon Leefman: Experten als epistemische Autoritäten? Wieviel Spielraum gibt es für interpersonale Theorien testimonialer Rechtfertigung beim Wissenstransfer zwischen Experten und Laien?
Abstract: In der Wissenschaftsphilosophie wird das Zeugnis wissenschaftlicher Experten fast ausschließlich unter Voraussetzung der folgenden Annahmen diskutiert.
- Experten und Laien sind voneinander unabhängige autonome Denker.
- Experte-sein und Laie-sein sind komparative aber keine relationalen Eigenschaften.
- Laien sind epistemisch gerechtfertigt, sich auf die Aussagen von Experten zu verlassen, wenn die Gesamtheit der ihnen zur Verfügung stehenden Evidenzen die Überzeugung stützt, dass die Experten zuverlässige Informanten im relevanten Wissensgebiet sind.
Für diese Annahmen und die häufig damit verbundene Festlegung auf eine reduktionistische Analyse testimonialer Rechtfertigung gibt es eine Reihe guter Gründe, die unter anderem mit der Organisation und gesellschaftlichen Funktion der Wissenschaft zu tun haben.
In meinem Vortrag werde ich dieses Bild ausgehend von der Beobachtung hinterfragen, dass der Erwerb von Wissen aus dem Zeugnis wissenschaftlicher Experten scheitern kann, obwohl die Experten zuverlässig sind und die Laien über die in (3) genannten Evidenzen verfügen. Die Herausforderung wird sein zu zeigen, dass solches Scheitern in manchen Fällen weder durch differenziertere Kriterien für die Zuverlässigkeit guter Informanten erklärt noch einfach der Irrationalität der Laien zugeschrieben werden kann. Stattdessen werde ich argumentieren, dass das Scheitern als Mangel einer Art epistemischen Vertrauens erklärt werden kann, das die Anerkennung der Experten als verantwortliche epistemische Autoritäten voraussetzt. Ich werde die Konsequenzen dieser Sichtweise erörtern.