Jan 22, 2020
Vortrag „Gelingende Klimagerechtigkeit“ - Prof. Dr. Klaus Dingwerth
Am 22. Januar 2020 begrüßte die Professur für Internationale Politik Prof. Dr. Klaus Dingwerth von der Universität St. Gallen an der TU Dresden. Sein Vortrag „Gelingende Klimagerechtigkeit“ forderte zu normativ-orientierten Sozialwissenschaft auf und unterstrich den Mehrwert interdisziplinären Denkens.
Mit „Vier Rückfragen zwischen Philosophie und Sozialwissenschaft“ erläuterte Klaus Dingwerth dem Auditorium des gut gefüllten Hörsaals, welchen Mehrwert der Rückgriff auf die politische Philosophie für die Sozialwissenschaften in Zeiten der Klimakrise bieten kann. Welche sozialen Beharrungskräfte seien es, fragte der Referent, welche die Verwirklichung von Klimagerechtigkeit verhindern? Und welche Ansätze biete die Philosophie, um die Empirie zu sortieren und normative Grundsätze aufzuzeigen?
Die „Vier Rückfragen“ des Referenten bezogen sich auf vier zentrale Aspekte, die sich als Problematiken entgegen eines Wandels abzeichnen: Empathie, Schuld, Leugnen und die derzeitige Ausgestaltung der Institutionen. Wie sei es beispielsweise möglich, dass Gesellschaften ihre ethischen Standards permanent verletzten und sich trotzdem kollektiv als moralisch handelnd wahrnähmen? Und organisierten die derzeitigen Institutionen nicht eher das Nicht-Handeln als ein Handeln im Sinne der Klimagerechtigkeit?
In Antwort darauf zeigte Prof. Dr. Dingwerth auf, dass der Rückgriff auf die politische Philosophie die beleuchteten Problematiken nicht mehr als genuin erscheinen lassen, sondern, dass die Phänomene einordbar sind und die politische Philosophie – zumindest in Ansätzen - normative Lösungswege aufzuzeigen vermag. Die Forderung des Referenten lautete dementsprechend, die Analyse weiter voranzutreiben und die Ergebnisse als normativ-orientierte Beiträge der Sozialwissenschaft in die Debatte um Klimagerechtigkeit einzubringen.
Die anschließende Diskussion zeigte die Anknüpfungsfähigkeit des Beitrags für die sozialwissenschaftlichen Disziplinen auf und vor dem Hintergrund der vielfältigen Beiträge aus dem Publikum blieb die Erkenntnis, dass wir nicht ein Klimaproblem, sondern eine Million kleine zu lösen haben.