Politische Bildung und Demokratische Bildung - ziemlich beste Feinde?
Um was geht es in dieser Folge?
In dieser Folge wollen wir uns mit dem Verhältnis politischer und demokratischer Bildung beschäftigen. Man könnte meinen, dass es sich hierbei um etwas Deckungsgleiches handelt. Tatsache ist aber, dass über dieses Verhältnis seit vielen Jahren lebhaft gestritten wird. Wir wollen in diesem Stück nicht nur den Ursachen dieses Streites nachgehen und überlegen wie produktiv die Auseinandersetzung ist, sondern auch aufzeigen, wie wir uns in der John-Dewey-Forschungssstelle zu diesen beiden Begriffen verhalten.
Bevor es losgeht:
Diese Folge hat mit knapp 38 Minuten eine durchschnittliche Länge. Sie ist - das sagen wir gleich vorweg - ein kleines bisschen schulbezogen. Das liegt daran, dass diese Debatte zunächst sehr kritisch darauf gerichtet war, was im Rahmen politischer Bildung in der Schule passiert. Die Debatte geht aber weit über ein schulisches Handlungsfeld hinaus, wie schnell sichtbar werden sollte.
Die zentrale Frage ist dabei:
In dieser Folge steht die Frage im Mittelpunkt, ob politische und demokratische Bildung sich substanziell unterscheiden und wenn ja wie. Diese Frage ist - wie sie schnell sehen werden - gar nicht so leicht zu beantworten. In letzter Konsequenz muss sich jede:r selbst dazu positionieren. Das heißt nicht, dass wir in der John-Dewey-Foschungsstelle keine Meinung zu dieser Frage haben und diese Meinung wird im Stück auch sichtbar.
Wer spricht?
Autor und Sprecher dieser Folge ist Prof. Dr. Marc Partetzke. Marc Partetzke ist Professor für Politikdidaktik und politische Bildung an der Universität Hildesheim und ein ausgewiesener Experte für politikdidaktische Fragen. Mehr zur Person erfahren Sie hier.
Wir wünschen Ihnen viel Freude damit und sind gespannt auf Rückmeldungen.
Literatur zur Vertiefung:
Besand, Anja (2020): Politische Bildung unter Druck - Zum Umgang mit Populismus in der Institution Schule, APuZ 14-15/2020 S. 4-9.
Besand, Anja (2020): Kollateral-Lernen in der politischen Bildung. Oder warum formale Bildungsprozesse immer auch informell sind, in: Bade, Gesine/Henkel, Nicholas/Reef, Bernd (Hrsg.): Politische Bildung: vielfältig - kontrovers - global, Frankfurt S. 53-67.
BMFSFJ (2020): 16. Kinder- und Jugendbericht, Berlin.
Dewey, John (2011): Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik, hrsg. von Jürgen Oelkers, Weinheim.
Heintel, Peter (1977): Politische Bildung als Prinzip aller Bildung, Wien.
Henkenborg, Peter (2014): Politische Bildung als Schulprinzip. In: Sander, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch politische Bildung, 4., völlig überarb. Aufl. Schwalbach/Ts., S. 212-221.
Hilligen, Wolfgang (1957): Sehen – Beurteilen – Handeln. Lese- und Arbeitsbuch zur politischen Bildung und Sozialkunde, Frankfurt a. M.
Himmelmann, Gerhard (2004): Demokratie-Lernen: Was? Warum? Wozu? Hier online verfügbar.
Himmelmann, Gerhard (2016): Demokratie Lernen als Lebens-, Gesellschafts- und Herrschaftsform. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (= Politik und Bildung), Schwalbach/Ts.
Lange, Dirk (2007): Politikbewusstsein und Politische Bildung, in: Ders. (Hrsg.): Konzeptionen Politischer Bildung (= Basiswissen Politische Bildung. Handbuch für den sozialwissenschaftlichen Unterricht, 1), Baltmannsweiler, S. 205-213.
Lange, Dirk (2008): Bürgerbewusstsein. Sinnbilder und Sinnbildungen in der Politischen Bildung, in: GWP 3/2008, S. 431-439.
May, Michael (2007): Demokratiefähigkeit und Bürgerkompetenzen. Kompetenztheoretische und normative Grundlagen der politischen Bildung (= Studien zur Schul- und Bildungsforschung, 26), Wiesbaden.
Partetzke, Marc, Klee/ Andreas (2016): Partizipieren können, wollen und dürfen! Politikwissenschaftliche Aspekte der politischen Partizipation von Kindern und Jugendlichen, in: Gürlevik, Aydin/Hurrelmann, Klaus/Palentien, Christian (Hrsg.): Jugend und Politik. Politischen Bildung und Beteiligung von Jugendlichen, Wiesbaden, S. 27-43.
Reinhardt, Sibylle (2009): Ist soziales Lernen auch politisches Lernen? Eine alte Kontroverse scheint entschieden. In: GWP, 1/2009, S. 119-125.
Schneider, Helmut/Gerold, Markus (2018): Demokratiebildung an Schulen – Analyse lehrerbezogener Einflussgrößen. Hier online verfügbar.
Selbstüberprüfungsaufgaben
Frage 1: Die Kontroverse um das Verhältnis politischer und demokratischer Bildung wird seit vielen Jahren geführt und kommt auch heute nicht wirklich zu Ruhe. Woran liegt das Ihrer Meinung nach und was ist nach Ihrem Dafürhalten der eigentliche Kern der Debatte?
Frage 2: Welche Gründe kann es haben, wenn bildungspolitisch wieder vermehrt von Demokratiebildung die Rede ist?
Frage 3: Sowohl im Kontext politischer als auch demokratischer Bildung ist es wichtig, nicht nur über Politik zu sprechen sondern demokratische Erfahrungen zu ermöglichen. Oder mit einem Wort: Partizipation ist wichtig. Welche Partizipationserfahrungen können Teilnehmer:innen im Rahmen von Bildungsprozessen machen und welche Herausforderungen ergeben sich in diesem Zusammenhang?
Frage 4: In diesem Stück haben Sie sich auch mit dem Verhältnis formaler, nonformaler und informeller politischer Bildung beschäftigt. Bitte nehmen Sie Stellung zu der These, dass auch formale Bildungsprozesse im Feld politischer Bildung immer nonfomale und informelle Perspektiven haben.
Ein Manuskript zu diesem Stück finden Sie hier.