Was ist Bildung – und wozu überhaupt?
In diesem Stück der John Dewey Abendschule gehen wir den großen Fragen politischer Bildung auf den Grund: Was bedeutet Bildung im 21. Jahrhundert? Wessen Bildung zählt? Und warum ist Bildung mehr als Schule, Kompetenz oder Qualifikation?
Inspiriert von Denker*innen wie hooks, Arendt, Adorno, Biesta, Rancière, Humboldt erkundet Anja Besand in diesem Film Bildung als einen widerständigen, gesellschaftskritischen und subjektbildenden Prozess. Dabei werden klassische Bildungsbegriffe ebenso hinterfragt wie aktuelle pädagogische Praktiken in der politischen Bildung.
Die zentrale Frage ist:
Wie beeinflussen unsere Vorstellungen davon was Bildung ist unser tägliches Handeln?
Für wen ist das?
Ideal für alle, die sich für kritische Bildungstheorie, politische Bildung, Demokratiepädagogik, Subjektbildung, Emanzipation und transformatives Lernen interessieren. Ein Film für politische Bildnerinnen, Lehramtsstudierende, Pädagoginnen und alle, die Bildung nicht nur als Vermittlung, sondern als Veränderung verstehen wollen.
Auf was muss ich mich einstellen:
Der Film ist wie viele andere Filme aus unserer Reihe ca. 30 Minuten lang. Er ist ein bisschen grundsätzlicher und damit auch theoretischer als andere - aber das heißt nicht
Schlagworte: Bildung, politische Bildung, Bildungstheorie, Emanzipation, bell hooks, Jacques Rancière, Gert Biesta, Anja Besand, Demokratie, Lernen, Pädagogik, Subjekt, Transformation, Widerstand, Schule, Erwachsenenbildung, Bildungsgerechtigkeit, Diversität, Macht, Kritik, Kontroversität, Selbstbildung, performative Bildung, poststrukturalistische Theorie
vertiefende Literatur:
Arendt, Hannah (2001). Vita activa oder Vom tätigen Leben. München: Piper. (Original: The Human Condition, 1958)
Biesta Gert (2010). Good Education in the age of measurement. Ethics, politics, democracy. Paradigm Publisher 2010.
Biesta, Gert (2006). Beyond Learning. Democratic Education for a Human Future. Boulder, London
Dewey, John (1993). Demokratie und Erziehung: Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Weinheim: Beltz. (Original: Democracy and Education, 1916)
Dewey, John (2000). Erfahrung und Erziehung. Weinheim: Beltz.
Freire, Paulo (1973). Pädagogik der Unterdrückten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
hooks, bell (1994). Teaching to Transgress: Education as the Practice of Freedom. New York: Routledge.
hooks, bell (2003). Teaching Community: A Pedagogy of Hope. New York: Routledge.
hooks, bell (2001). All About Love: New Visions. New York: William Morrow.
Humboldt, Wilhelm von (2002). Schriften zur Anthropologie und Geschichte. In: Andreas Flitner (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in fünf Bänden, Bd. 2. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Sander, Wolfgang: Bildung (2018) - ein kulturelles Erbe für die Weltgesellschaft, Schwalbach
Rancière, Jacques (2018). Der unwissende Lehrmeister: Fünf Lektionen über intellektuelle Emanzipation. Wien: Passagen.
Rancière, Jacques (2002). Das Unvernehmen: Politik und Philosophie. Frankfurt a.M.
Selbstüberprüfungsaufgaben:
Frage 1:
Die Kernthese, von der wir in diesem Stück ausgehen, lautet:
Die Vorstellungen, die Sie selbst mit dem Begriff „Bildung“ verbinden, prägen die Struktur der Angebote, die Sie im Feld politischer Bildung zu entwickeln in der Lage sind.
Was halten Sie von dieser These? Erläutern Sie Ihren eigenen Bildungsbegriff und zeigen Sie auf, inwiefern diese Vorstellung Ihre Angebote determiniert – oder eben nicht.
Frage 2:
Im Stück wird ein Koordinatensystem angeboten, in dem verschiedene Begriffe gegenübergestellt sind (z. B. Wissen – Handeln, Kompetenz – Kritik, Offenheit – Struktur). Versuchen Sie doch einmal, die vorgestellten Theoretiker:innen in dieses Koordinatensystem einzuordnen. Wo sehen Sie Spannungsfelder? Wo eher keine?
Frage 3:
Zu den Bildungstheorien von bell hooks wird im Stück ein kritischer Einwand formuliert – wir selbst sind da aber noch unsicher. Vielleicht haben Sie Lust, sich einmal mit folgender Frage zu beschäftigen:
Was passiert mit den Ansätzen von bell hooks, wenn sie nicht auf marginalisierte Gruppen bezogen werden? Stellen Sie sich in diesem (fiktiven!) Gedankenspiel vor, Sie sollen ein Bildungsangebot für privilegierte weiße Männer aus Sachsen konzipieren, die Angst vor dem Verlust ihrer Privilegien haben und deshalb rassistische Konzepte bevorzugen. Wie anschlussfähig ist hooks’ Ansatz hier – und was ließe sich daraus ableiten?
Frage 4:
Im Stück nutzen wir Gert Biestas Modell der „Dreifaltigkeit von Bildung“ als Einladung, sich künftig stärker auf die Frage zu konzentrieren, wie wir im Rahmen politischer Bildung zur Subjektentwicklung beitragen können.
Wie machen Sie das – oder wie wollen Sie es künftig machen?
Welche Strategien und Herangehensweisen halten Sie für vielversprechend, um Adressat:innen in ihrer Subjektwerdung zu unterstützen?
Frage 5:
Denken Sie an eine konkrete Bildungsveranstaltung, die Sie selbst durchgeführt haben oder bald durchführen möchten. Welche „Bildung“ war oder ist in diesem Kontext eigentlich gemeint?
(…und was war es möglicherweise nicht?)
Frage 6:
Im Film wird Bildung nicht als Wissensvermittlung, sondern als Gestaltung von Möglichkeitsräumen beschrieben. Welche Räume ermöglichen Sie – und welche verhindern Sie möglicherweise unbeabsichtigt?
Frage 7:
Inwiefern unterscheidet sich Ihr persönlicher Bildungsbegriff von dem Ihrer Organisation oder Ihres Teams? Gab es darüber schon einmal Auseinandersetzungen oder produktive Spannungen?
Frage 8:
Mit welchen bildungstheoretischen Ideen oder Autor:innen hadern Sie persönlich am meisten – und warum?