Theater und politische Bildung
Kooperationen zwischen Theater und politischer Bildung kommen heute regelmäßig zustande. Sie werden von den Kooperationspartner:innen häufig als sehr gewinnbringend erlebt. Das mag zum einen daran liegen, dass es der politischen Bildung in diesen Kooperationen besonders gut gelingt, auch emotionale Fundierungen im Bildungsprozess mit anzusprechen (vgl. Besand/Overwien/Zorn 2019). Bislang lagen allerdings wenig systematische Erkenntnisse darüber vor, unter welchen Bedingungen solche Kooperationen gelingen und wie sich ihr spezifischer Gewinn beschreiben lässt.
Literaturempfehlungen:
Im Erscheinen: Überwältigend!? Über die Vermittlung von Politik im Theater
Im Frühjahr 2021 erscheint nun endlich eine Studie, die wir an der Professur für Didaktik der politischen Bildung in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung schon im Jahr 2014/15 gearbeitet haben. Ihr Titel lautet: "Überwältigend!? Über die Vermittlung von Politik und Theater". Als exemplarischer Ausgangspunkt dient uns dabei das Festival "Politik im freien Theater", das im November 2014 in der Stadt Freiburg stattgefunden hat und wir im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung „evaluieren" durften. Dass die Veröffentlichung dieser Studie erst mit einigen Verzögerungen zustande gekommen ist, hat mit den Logiken von Auftragsforschung zu tun, die nicht selten unpubliziert bleibt. Wir freuen uns, dass es uns in diesem Fall nichtsdestotrotz gelungen ist, den Forschungsbericht öffentlich zu machen, weil wir glauben, dass die Empfehlungen, die er erarbeitet, auch jenseits seines spezifischen Bezugspunktes – dem Festival "Politik im Freien Theater" – für Akteur:innen interessant sein kann, die sich um die Verbindung und Nutzung dramaturgischer Formate im Feld politischer Bildung bemühen.
Den Link zur Studie stellen wir online, sobald sie verfügbar ist.
Landgraf, Jörg (2012): Politik als Theater – Eine vergleichende Untersuchung. online verfügbar
Mit den folgenden Fragen beschäftigt sich Jörg Landgraf in seiner Abschlussarbeit, die er in Kooperation der Professuren für Kunstpädagogik und Didaktik der politischen Bildung geschreiben hat: Inwiefern ist Politik Theater und wann ist Theater politisch? Anhand des politikwissenschaftlichen Konzepts von Politik (nach Karl Rohe) und eines theaterwissenschaftlichen Konzepts von Theater (nach Andreas Kotte) werden beide Begriffe in ihren Kriterien aufeinander bezogen und verglichen, um Politik als Theater zu beschreiben und zu verdeutlichen, wo es kein Theater sein kann. Im Anschluss werden gesellschaftliche Bedingungen und Koordinaten beschrieben, unter denen mediales Politiktheater stattfindet und Erklärungsversuche dazu geleistet.
Literatur zur weiteren Vertiefung:
Besand, Anja (2004): Angst vor der Oberfläche - Zum Verhältnis ästhetischer und politischer Bildung im Zeitalter neuer Medien, Schwalbach/Ts..
Besand, Anja (Hrsg.) (2012): Politik tritt Kunst. Zum Verhältnis von politischer und kultureller Bildung, Bonn.
Besand, Anja/ Overwien, Bernd/ Zorn, Peter (Hrsg.) (2019): Politische Bildung mit Gefühl, Bonn.
Holzapfel, Günther (1989): Aspekte politisch-kultureller Weiterbildung am Beispiel von Theaterarbeit. In: Kaiser, Arnim (Hrsg.): Handbuch zur politischen Erwachsenenbildung, München, S. 143–157.
Juchler, Ingo/ Lechner-Amante, Alexandra (Hrsg.) (2016): Politische Bildung im Theater, Wiesbanden.
Miller, Tilly (2009): Theater und politische Bildung; Kulturfenster. In: Erwachsenenbildung: Vierteljahresschrift für Theorie und Praxis, Jg. 55, H. 3, S. 159-161. online verfügbar
Serafin, Eva (2000): Die psychodramatische Konzeption in der politischen Bildung - Ein missing link zwischen Individuum und Gesellschaft. In: Wittinger, Thomas (Hrsg.): Psychodrama in der Bildungsarbeit, Mainz, S. 152-172.
Wrentschur, Michael (2014): Politisch-partizipative Theaterarbeit: ästhetische Bildung und politische Beteiligung. Die Theater- und Kulturinitiative InterACT als Beispiel. In: Magazin erwachsenenbildung.at, 22/2014, S. 2-10. online verfügbar