14.09.2021
#20 Interview ohne Worte
Stellt euch vor, ihr lauft an einem Schaufenster vorbei, in dem eine Kamera steht, darunter eine Frage, auf die ihr mit einer Körperhaltung antworten könnt. Die Kamera löst aus und euer Bild erscheint neben den Antworten vieler anderer Passanten auf einer Leinwand im Hintergrund. Ein Gespräch ohne Worte entsteht.
Zugegeben, die Idee ist geklaut:
Sehr erfolgreich gibt es seit vielen Jahren das Interview ohne Worte des Magazins der Süddeutschen Zeitung. Menschen werden portraitiert und beantworten mit ihrer Pose, ihrem Körper, ihrer Mimik und Gesten große Fragen. Einen Mann hat es mutmaßlich sogar die Kanzlerschaft gekostet, als er grinsend den Mittelfinger erhob.
Der Charme: Komplexe Fragen werden durchdacht und beantwortet, aber die Portraitierten sind dafür nicht auf Sprache angewiesen. Vielmehr sprechen sie als Person mit allem, was sie zeigen (wollen).
Für einen ersten und grundlegenden Einstieg eignen sich die Basiskonzepte der politischen Bildung für Interviewfragen:
"Wer bist du im Staat? Wie viel Macht hast du? Wie reagierst du auf Anerkennung? Was ist Gemeinwohl? Was macht dir Arbeit ? Wie sieht Sicherheit aus? Wie triffst du Entscheidungen? Was ist gerecht? Was macht dich einzigartig? Wie gerecht ist Politik? Was fehlt im Staat? Was zeichnet gute Kandidat:innen für politische Ämter aus? Was fehlt in der Politik? Wann ist Gewalt legitim? Wen vergisst die Politik? Wofür gibt es zu wenig Geld?"
Oder man lässt sich von den Fragen vergangener Interviews ohne Worte hier inspirieren.
Eine spannende Fotoausstellung für öffentliche Räume entsteht quasi im Vorübergehen.