#60 Aktivierendes Fahrgastfernse­hen

Die Straßenbahn ist ein Ort, an dem für eine kurze Zeit die verschiedensten Menschen zusammenkommen. Die Idee, diesen Ort als einen Ort demokratischen Erlebens zu gestalten, ist nicht neu, wie bspw. das Gesprächsprojekt „Metropolis“ in Dresden zeigt. Und auch unsere heutige Idee dreht sich rund um die Straßenbahn als Ort für kurzweilige politisch-bildnerische Impulse. Dabei liegt unser Fokus vor allem auf der aktivierenden Nutzung des in den meisten Straßenbahnen etablierten Fahrgastfernsehens. Mehrere Anwendungsmöglichkeiten haben wir dabei vor Augen:  

Wie wäre es zum Beispiel, ganz gewöhnliche Straßenbahnstrecken mit einer politischen Stadtrundfahrt zu unsichtbaren Geschichten aus der Stadtgesellschaft oder marginalisierten Perspektiven zu verbinden? Dafür könnten im Vorfeld Geschichten zu bestimmten Themen aus der Stadtgesellschaft abgeholt und entsprechend aufbereitet werden. Auch möglich wäre, politisch-historische Informationen zu verschiedenen Orten auf der Straßenbahnstrecke zu vermitteln. Über das Einblenden von QR-Codes könnte die Fahrt auch mit einem Audioguide oder sogar interaktiven Audiowalks kombiniert werden.

Eine weitere Idee haben wir uns vom Berliner Theater- und Performancekollektiv Turbo Pascal abgeschaut: Durch das Einblenden von einfachen Instruktionen und/oder Fragen könnten nämlich sogenannte „Denkräume“ entstehen, in denen die mitfahrenden Personen füreinander sensibilisiert werden. Eine Instruktion könnte lauten: „Sieh dich in der Straßenbahn um und beantworte im Stillen für dich folgende Fragen:" Die Fragen könnten dann je nach Thema oder politisch-bildnerischer Zielstellung variieren: Wer ist der jüngste Fahrgast? Wer der älteste? Wer hat Spaß an seiner Lohnarbeit? Wer sollte mehr für seine Arbeit bekommen? Wer erledigt unbezahlte Sorgearbeit? Usw.

Wir jedenfalls sind begeistert, wie durch dieses einfache Mittel Verbindungen zwischen sich fremden Menschen entstehen können und ganz nebenbei Anerkennung geteilt werden kann. Probiert es doch einfach mal aus.