17.04.2023
#65 WARTEN MIT INSTITUTIONEN-KUNDE
Institutionenkunde - das Schwarzbrot der politischen Bildung.
Institutionen sind vielen Menschen fremd: “Wozu gibt es die überhaupt und was machen die denn da? Es ist doch immer kompliziert mit denen!” Hier eine Idee für ein neues Freundschaftsprogramm: Institutionen von innen - Verwaltungsmitarbeiter:innen packen aus!
Die Idee kreist um Wartezimmer in Behörden, Telefonwarteschleifen, oder andere Orten des Wartens auf einen persönlichen Kontakt zu eine:r Mitarbeiter:in einer Institution. In dieser Zeit laufen über Lautsprecher, Hörstationen oder über QR-Codes abrufbare kurze Geschichten von Mitarbeiter:innen, die sowohl persönliches aus ihrem Arbeitsalltag berichten: „Warum arbeite ich hier gerne? Was ist ein erfolgreicher Tag? Womit tue ich mich schwer?“ als auch von Problemstellungen oder Fälle erzählen, die sie bearbeiten. Welche (schweren) Entscheidungen müssen sie treffen oder vorbereiten, welche Regeln leiten sie dabei und was ist dabei herausfordernd? Dabei geht es nicht darum, schwere Entscheidungen schönzureden, sondern darum persönliche, individuelle Positionen von Mitarbeiter:innen sowie die dahinter liegenden oft unsichtbaren Verwaltungsstrukturen
-aufgaben aber auch -zwänge sichtbar zu machen. Denn wenig authentische Werbesprüche werden als solche erkannt und erhöhen möglicherweise nur den Verdruss.
Auf diese Weise kann eine überpersonelle Bindung zwischen Wartenden und Sachbearbeiter:innen geschaffen werden, die Verständnis für Verwaltungsvorgaben schafft und so unnötigen Projektionen des Frusts auf die ausführenden Mitarbeiter:innen vorgebeugt werden. Über das Thematisieren von typischen Entscheidungen, Problemen oder Verfahrensvorgängen kann eine Vorstellung über die Aufgabe und Funktionsweise demokratischer Institutionen vermittelt werden.