25.11.2020
Artikel: Verwirrung um die Befunde der Modernisierungstheorie
Erik Fritzsche hat gemeinsam mit Anselm Vogler im renommierten Journal ‚Democratization‘ veröffentlicht. Der Titel des Papers lautet „Why the confusion? Reasons and remedies for shortcomings and progress in modernization theory“. In dem Artikel geht es um den Stand der Forschung in der Modernisierungstheorie. Der Zusammenhang von Wirtschaftswachstum, Wohlstand, Gleichheit und Demokratisierung bzw. Demokratiequalität wird einem kritischen Review unterzogen.
Entgegen vieler populärer Annahmen und politischer Programme ergibt sich mit Blick auf die internationale Forschung tatsächlich kein klarer positiver Befund für den Zusammenhang von wirtschaftlichen Faktoren und Demokratie. Am ehesten lässt sich dieser noch für die Gleichheit in Bezug auf Einkommens- und Vermögensverteilung feststellen. Typisch für die Forschung ist, dass Zusammenhänge von Studie zu Studie in Umfang und Richtung wechseln. Der zweite Teil des Artikels untersucht die Gründe für die Mehrdeutigkeit. Diese verweisen auf wissenschaftstheoretische Probleme, die – nicht nur in der Politikwissenschaft – dazu führen, dass die Mehrzahl der Befunde in Studien falsch sind. Gerade im Bereich der Modernisierungstheorie gilt dies, weil die Flexibilität der Forschungsdesigns so hoch ist, dass oft rein zufällig spektakuläre Befunde produziert werden. Die Forschung zur Demokratisierung von politischen Systemen sollte darum Grundsätzliches hinterfragen, insbesondere Definitionen und Messungen zentraler Konzepte sowie die Vorstellungen von Kausalität.
Fritzsche, Erik / Vogler, Anselm: Why the Confusion: Reasons and Remedies for Shortcomings and Progress in Modernization Theory, in: Democratization 27/7, S. 1261-1279, https://doi.org/10.1080/13510347.2020.1781093.