25.06.2019
Nachbericht zur Lesung von Melania Mazzucco: Vita / Io sono con te
Am Mittwoch, 20.06.2019, war die renommierte italienische Autorin Melania Mazzucco im Dresdner Kulturpalast zu Gast. Die Veranstaltung wurde vom Italien-Zentrum der TU Dresden in Kooperation mit der städtischen Zentralbibliothek sowie dem Sonderforschungsbereich 1285 „Invektivität“ realisiert.
Im Fokus des Abends standen die beiden Texte Mazzuccos, die sich auf verschiedene Art und Weise des Themas Migration annehmen: Während Vita (2003) von Aus-, aber auch Rückwanderungsbewegungen zwischen Süditalien und den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt, geht es in Io sono con te (2016) um die aktuelle auf Italien gerichtete Fluchtmigration.
Im Gespräch mit Prof. Elisabeth Tiller (TP M) wurden die gesellschaftspolitischen Hintergründe des Schreibens der Autorin ausgeleuchtet, um derart ihr Schaffen im Rahmen einer sozial engagierten Literatur zu verorten.
In diesem Zusammenhang führte Melania Mazzucco aus, dass sie vor allen Dingen eine Innenperspektive auf die jeweiligen Migrationsphänomene zur Anschauung bringen wolle, eine Perspektive, die anderweitig kaum zu finden sei. Um ein solches Erzählen vom Innern her verwirklichen zu können, sei es unerlässlich gewesen, die Handlungen der Romane aus einem faktualen Kern heraus zu entwickeln.
Dementsprechend beruht Vita auf der eigenen Familiengeschichte, genauer, auf den Erzählungen ihres nach Nordamerika migrierten Großvaters, die ihr vom Vater weitergegeben wurden.
Io sono con te ist wiederum im Austausch mit der Anfang 2013 nach Rom gelangten Kongolesin Brigitte Zébé Ku Phakua entstanden.
Im Zusammenspiel von dokumentarischer Arbeit und literarischer Gestaltung – beispielsweise indem das innere Erleben der Protagonist*innen bei Erfahrungen von Herabwürdigung zur Darstellung gebracht wird – gewinnen die Texte ein erhöhtes Maß an Eindrücklichkeit, das die Aufmerksamkeit und das Nachdenken der Leser*innen auf Einzelschicksale hin ausrichtet, die in der kollektiven Wahrnehmung von Emigration respektive Immigration häufig unbeachtet bleiben.
Das durch Dr. Torsten König (TP M) gedolmetschte Gespräch wurde von einer Lektüre aus Vita begleitet, die Berit Weingart (TP M) in deutscher Übersetzung vorlas. (Text: Gabriel Deinzer)