19.04.2018 - 20.04.2018; Workshop
Workshop "Affekt*ion" der Teilprojekte K und H
Das Invektive erscheint als eine performative Weise, Affekte zu politisieren. Dynamiken und Konstellationen von Herabsetzung zielen auf die Affektion einzelner Individuen, ganzer Gruppen oder größerer Kollektive. Wir gehen davon aus, dass die Identifizierung wie Diskriminierung Anderer auf Affektwissen beruht, insofern politische als auch soziale Handlungs- und Kommunikationsweisen in eine Grenzziehung eingebunden sind, die symbolische Hierarchien errichtet und soziale Asymmetrien produziert. Affekte können so mitunter als Handlungen verstehbar werden, die gewusst und intendiert, aber auch unbewusst und ungewollt in sozialem Geschehen nachhaltige Effekte zeitigen. Affekte weisen trotz einer soziokulturellen Überformung auf die anthropologische Verfasstheit des Menschen zurück. Gerade dies macht sie empfänglich für Instrumentalisierungen und Manipulation. Unser Workshop möchte ebenso im systematischen wie historischen Zugriff der Frage nach dem Verhältnis und dem Zusammenspiel von Affekt, Emotion und Kognition nachgehen. Es soll untersucht werden, welche epistemischen und dispositiven Logiken dazu beitragen, Affekte zu distribuieren, zu kanalisieren oder auszulösen. Dazu wollen wir insbesondere den Verbindungen von Affekt, Körper und Wahrnehmung nachgehen: Wie verhalten sich Kalkül und Affektion zueinander, wenn es um symbolische Geltungsansprüche und die dazugehörigen invektiven Kommunikationsweisen geht? Sogenannte Affektpolitiken in ästhetisch-medialen Rahmungen (Film, Theater, Kunst) wie auch in theatral grundierten sozialen Szenerien (Gerichtsverhandlung, öffentliche Beschämung) sollen in ihrer Differenz einen gemeinsamen Fokus bilden, um den Einsatz des Affekts invektiver Kommunikation in seinen Voraussetzungen, Ermöglichungszusammenhängen und Realisierungsweisen zu beschreiben. Wir verstehen die Künste nicht nur als Reflexionsraum affektiver Dynamiken, sondern vielmehr als ein Experimentierfeld, in dem durch innovative Medienverbünde die Grenzen der Affektpotenziale ausgetestet, erweitert und neu definiert werden. Deutlich wird dieser Punkt an den medialen Eigenlogiken neuer (sozialer) Medien, die eventuell ein vollkommen neues Denken des Zusammenspiels von Politik, Affekt und Medien verlangen.