Giuseppe Peterlini
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt F
NameGiuseppe Peterlini
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Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Besuchsadresse:
Falkenbrunnen, Raum 272 Chemnitzer Straße 48b
01187 Dresden
Arbeitsbereich: Michelangelo- und Raffaelparodien in Italien
Michelangelo und Raffael gelten als unerreichbare Meister der italienischen Renaissancekunst. Parodien ihrer Werke finden sich von Giulio Romano bis zur Paragonedebatte des 17. Jahrhunderts. Das Projekt untersucht deren Einsatz als Konfliktressourcen in künstlerischen Konkurrenzkämpfen und erarbeitet eine Theorie der Bildparodie für die italienische Kunst des Cinquecento.
Dissertationsprojekt (in der Endphase):
"Gegen Michelangelo. Die Bildparodie in der italienischen Kunst des Cinquecento"
Die europäische Kunstszene des 16. Jahrhunderts war von der Person und dem Werk des „göttlichen“ Michelangelo dominiert. Die Autorität des Künstlers profitierte von biografischen Texten, Briefen und Werkbesprechungen, die sein Oeuvre als die Vollendung künstlerischer Schöpfung feierten. Doch ließ diese Verehrung auch Kritik laut werden, die an der postulierten Vormachtstellung des Künstlers Anstoß nahm.
Die Dissertation untersucht die kritischen Reaktionen auf die Autoritätsfigur Michelangelo in der italienischen Kunst des Cinquecento. Gegenstand sind invektive Formen der Kunstkommunikation wie diffamierende Kryptoporträts und bildparodistische Verfahren. Dabei geraten Konflikte in den Blick, die aus der zunehmenden Rivalität zwischen den römischen Künstlern sowie der Ausbildung konkurrierender Faktionen hervorgegangen sind. Vor diesem Hintergrund führt die Arbeit in die Motive ein, die den Angriffen gegen Michelangelo zugrunde lagen und klärt, welche Rolle Bildparodien für die Weiterentwicklung der rinascimentalen Kunst hatten.
Darüber hinaus wird die Bildparodie in begrifflich-konzeptioneller Hinsicht erfasst, indem parodistische Bildpraktiken mit Julius Cesar Scaligers parodia-Definition und Baldassare Castigliones Abhandlung zum Lächerlichen in Verbindung gesetzt werden. Auf diese Weise können Parallelen zwischen literarischen und bildnerischen Parodie-Auffassungen aufgezeigt werden. Damit leistet die Dissertation einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Funktionen und Erscheinungsformen der frühneuzeitlichen Bildparodie und ihrer ambivalenten Bedeutung für den zeitgenössischen Kunstdiskurs. So kann gezeigt werden, dass infolge der Beschädigung einer verbindlichen Autoritätsfigur auch kunsttheoretische Narrative und Normen an Verbindlichkeit einbüßten. Diese Dynamisierung schuf wiederum neuen Raum für Experimente und Inventionen auf dem Gebiet der Bildenden Künste.
Vita
Giuseppe Peterlini ist Doktorand an der TU-Dresden. Er studierte von 2007 bis 2012 Kunstgeschichte, Denkmalpflege, Geschichte und Literatur an der Università degli Studi di Padova und schrieb seine Bachelorarbeit über die Kunstbücher von Anselm Kiefer. In Padua absolvierte er ein Praktikum in den Musei degli Eremitani, wo er als Kunstvermittler in der von Giotto bemalten „Cappella della Scrovegni“ tätig war. 2013 begann er den Masterstudiengang Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden, den er mit einer Master-Arbeit über die Beziehung zwischen dem Werk von Michelangelo Merisi da Caravaggio und der „Iconologia“ von Cesare Ripa abgeschlossen hat. Während des Studiums hat er an der Sonderausstellung „Hieronymus Boschs Erbe“ im Dresdner Kupferstichkabinett mitgewirkt. Seit Juli 2017 arbeitet er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt F „Parodie und Pasquinade“ des SFBs 1285 zur Invektivität an der TU-Dresden. Neben den Bildparodien des Cinquecento liegen seine Forschungsschwerpunkte in der Helldunkel-Malerei des 17. Jahrhunderts und der Kunsttheorie der Frühneuzeit.
Publikationen
Herausgeberschaften:
- "Gegenbilder. Bildparodistische Verfahren in der Frühen Neuzeit"
Zusammen mit Jürgen Müller, Lea Hagedorn, Frank Schmidt, Berlin/München, Deutscher Kunstverlag, (in Vorbereitung, voraussichtlich 2020) - Tagungsakten der Konferenz: Spöttische Imitation. Die Anfänge bildparodistischer Verfahren in der Frühen Neuzeit, organisiert von Jürgen Müller, Lea Hagedorn, Giuseppe Peterlini, 11-13.09.2019, Sächsischen Akademie der Künste, Dresden.
Aufsätze:
- "Vision, Traum, Phantasie"
In: Hieronymus Boschs Erbe, Ausst.-Kat. Dresden, Kupferstich-Kabinett-Staatliche Kunstsammlungen, hrsg. von Tobias Pfeifer-Helke, Berlin 2015, S. 78-97. - "Der ehrwürdige Prophet und der lächerliche Zyklop. Der Polyphem von Giulio Romano in Villa Madama als eine Michelangelo-Parodie"
In: Giuseppe Peterlini, Jürgen Müller, Lea Hagedorn, Frank Schmidt (Hgg.): Gegenbilder. Bildparodistische Verfahren in der Frühen Neuzeit, Berlin/München, Deutscher Kunstverlag (voraussichtlich 2020). -
"Giulio Romano contro Michelangelo: ricezione, emulazione e parodia della Battaglia di Cascina nelle sale di Palazzo Te"
In: Peter Assmann, Stefano L’Occaso, Maria Cristina Loi, Francesco Moschini, Antonio Russo, Michela Zurla (Hgg.): Giulio Romano pittore, architetto, artista universale. Studi e Ricerche, in der Reihe: Annali delle Arti e degli Archivi - Accademia di San Luca, Rom, Accademia di San Luca, (voraussichtlich 2020). -
"Scherzi di donne ignude. Agostino Carraccis Nymphe, kleiner Satyr und Kind als invektive Bildparodie im künstlerischen Wettstreit mit den michelangiolisti"
In: Uwe Israel, Ludovica Sasso, Marius Kraus (Hrsg.): Agonale Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung im deutschen und italienischen Humanismus, in der Reihe: Das Mittelalter. Beihefte, Berlin, De Gruyter, (voraussichtlich 2020). -
"Der segnende Dudelsackspieler. Parodie und Mehrdeutigkeit in einem Genrebild von Jan Sanders van Hemessen"
Mit Eleonora Cagol. In: Jürgen Müller, Sandra Kaden (Hrsg.): Alltag als Exemplum. Religiöse und profane Deutungsmuster der frühen Genrekunst, Berlin/München, Deutscher Kunstverlag, (voraussichtlich 2020). -
"Janus rex prudentissimus. Il dio bifronte come chiave di lettura della Cattura di Cristo di Michelangelo Merisi da Caravaggio"
In: Angela Ida Villa (Hrsg.): “ER-SMMA. Studi ermeneutici internazionali su simbolo religioso, mito e ‘modernità dell’antico’ nella Letteratura italiana e nelle Arti dal Rinascimento ai giorni nostri”, Lugano, Agorà & Co., (voraussichtlich 2021).
Katalog-Einträge:
- "Der Tod Mariens (Kat.-Nr. 59)"
In: Rembrandt. Von der Macht und Ohnmacht des Leibes. 100 Radierungen, Ausst.-Kat Freiburg, Haus der Graphischen Sammlung-Augustinermuseum / Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg, hrsg. von Jürgen Müller und Jan-David Mentzel, Petersberg 2017, S. 190-191. - "Michelangelo Buonarroti und seine allzu fleischliche Antikenlust"
In: Lea Hagedorn, Felix Prautzsch (Hrsg.): Schmähung - Provokation - Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung, Ausst.-Kat. (Buchmuseum, SLUB, Dresden), 2020, Online-Katalog, Kat. Nr. 21-24.
Vorträge
- "'Janus rex prudentissimus'. Der zweistirnige Gott als Interpretationsschlüssel der Gefangennahme Christi von Michelangelo Merisi da Caravaggio"
Konferenz: ER-SMMA Studi ermeneutici su simbolo, mito e “modernità dell’antico", organisiert von der Università Cattolica del Sacro Cuore (Mailand) und von der Katholieke Universiteit Leuven (Leuven), 20.–21.12.2016, Università Cattolica del Sacro Cuore, Mailand. - "Ein Gigant in Lumpen. Parodistische Kryptoporträts von Michelangelo Buonarroti"
Ringvorlesung: Parodie in der bildenden Kunst der Frühen Neuzeit (SS 2018), organisiert von Prof. Dr. Jürgen Müller und TP-F Parodie und Pasquinade. Gestalt und Genese von Modernisierungsprozessen frühneuzeitlicher Kunst, 26.04.2018, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft, TU-Dresden. - "Michelangeloparodien anhand einiger Originale aus dem Kupferstichkabinett Dresden"
Konferenz: Agonale Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung im italienischen und deutschen Humanismus, organisiert von Teilprojekt D Agonale Invektiven. Schmährededuelle im italienischen und deutschen Humanismus des SFBs 1285 Inventivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung (TU-Dresden), 18.-19.10.2018, TU-Dresden - Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Dresden. - "'Scherzi di donne ignude.' Michelangeloparodien in den 'Lascivie' von Agostino Carracci"
Abendvorträge der Lehrstühle für Kunstgeschichte - Otto-Friedrich-Universität (Prof. Dr. Wolfgang Brassat), 29.01.2019, Otto-Friedrich-Universität, Bamberg. - "Michelangeloparodien in der italienischen Kunst des 16. Jahrhunderts"
Lange Nacht der Wissenschaften, 14.06.2019, TU-Dresden, Dresden.
- "Qui gigantibus ferit, gigantibus perit! Eine bisher unbeachtete Michelangeloparodie von Giulio Romano in der Villa Madama"
Konferenz: Spöttische Imitation. Die Anfänge bildparodistischer Verfahren in der Frühen Neuzeit, organisiert von Jürgen Müller, Lea Hagedorn, Giuseppe Peterlini, 11-13.09.2019, Sächsischen Akademie der Künste, Dresden.
- "Giulio Romano contro Michelangelo: ricezione, emulazione e 'distruzione' della Battaglia di Cascina nelle sale di Palazzo Te"
Konferenz: Giulio Romano pittore, architetto, artista universale. Studi e Ricerche, organisiert von Palazzo Ducale (Mantua) und Accademia di San Luca (Rom), 17.10.2019, Accademia di San Luca, Rom.