Lehrveranstaltungen
Inhaltsverzeichnis
Wintersemester 2019/20
"Der italienische Kolonialismus" - Proseminar/Seminar von Prof. Elisabeth Tiller
Nach der Ausrufung des Königreichs Italien im März 1861 hat der junge Nationalstaat mit ca. 22 Millionen Einwohnern große innenpolitische Probleme zu bewältigen. Zudem verdichtet sich die seit je verbreitete (saisonale) Arbeitsmigration Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Emigrationsdynamik, die Italiener*innen millionenfach nach Nord- und Westeuropa, Nordafrika, Australien und den beiden Amerikas führt. Den innenpolitischen Krisen versucht die „verspätete“ Nation seit den 1880er Jahren deshalb mit einem forcierten Kolonialismus in Nord- und Ostafrika zu begegnen, der auch die Massenemigration staatlich kanalisieren möchte. Die italienischen Kolonialunternehmungen werden mit dezidiert „nationalem“ Impetus ausgestattet und erfassen seit den 1880er Jahren Gebiete in Ostafrika, seit 1911/12 dann auch Libyen und den Dodekanes – bevor das inzwischen faschistische Kolonialreich schließlich während des 2. Weltkrieges seit 1941 wieder zusammenbricht.
Das Seminar verfolgt die politischen, ökonomischen, symbolischen und kulturellen Aspekte des italienischen Kolonialismus, der immer wieder von militärischer Brutalität und opferreichen Kriegshandlungen, aber selbstredend auch von ausgeklügelter Kolonialpolitik, infrastruktureller, architektonischer und biopolitischer Überformung der Kolonien sowie vielfältigen, medial beförderten Kodierungen des Kolonialen begleitet wird.
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Wintersemester 2018/19
"Migration im Film" - Seminar von Prof. Dr. Elisabeth Tiller
Italien, ein damals sehr junger und ökonomisch ausgesprochen schwacher Staat, ist seit dem späten 19. Jahrhundert stark durch Migration geprägt. Während bis in die 1970er Jahre über 26 Mio Italien als Emigrant_innen Richtung West- und Nordeuropa, Süd- und Nordamerika oder Australien verlassen, während im Laufe der Wirtschaftswunderjahre im mittleren 20. Jahrhundert die Binnenmigration zu großen Spannungen führt, wird Italien seit den 1990er Jahre zum Immigrationsziel und lernt damit völlig neuartige Problemlagen kennen. Diese eminente Prägung Italiens durch Migration wir seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder filmisch aufgegriffen: von Febo Maris L’emigrante (1915) über Luchino Viscontis Rocco e i suoi fratelli (1960) bis zu den seit 1990 in exponentieller Zahl entstehenden Spiel- und Dokumentarfilmen, die sich dem Thema Migration verschreiben, hat der italienische Film eine Vielzahl von Migrationsnarrationen zu bieten, deren Vielfalt das Seminar kritisch erkunden wird.
Zur Lehrveranstaltung bei OPAL.
Sommersemester 2018
"Postkoloniale Literatur" - Hauptseminar von Prof. Dr. Elisabeth Tiller
Nach dem Ende der italienischen Kolonialherrschaft 1941 entstehen anfangs sehr zögerlich, mit dem Zuzug ehemals kolonisierter Menschen nach Italien seit Ende der 1960er Jahre langsam anhebend, schließlich im Zuge der massiv anwachsenden Immigration nach 1990 immer häufiger literarische Texte, die sich mit dem italienischen Kolonialismus, mit den Lebensverhältnissen in der italienischen Diaspora, mit postkolonialen Identitäten und Politiken sowie grundständigen Immigrationsfragen auseinandersetzen. Das Seminar wird , beginnend mit Ennio Flaianos Tempo di uccidere (1947) – Grundlage ist also ein „weiter“ Begriff von postkolonialer Literatur – bis hin zu neuester postkolonialer Literatur aus Italien, versuchen, diese literarische Entwicklung historisch nachzuzeichnen und theoretisch zu sichten. Hierzu werden einschlägige Theoriebildungen der Postcolonial Studies sowie der aktuellen italienischen Literaturwissenschaft herangezogen.
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Wintersemester 2016/2017
"Kolonialismus-Erzählungen" - Hauptseminar von Prof. Dr. Elisabeth Tiller
Das seit 1861/1871 erstmals politisch zu einem Nationalstaat vereinte Italien beginnt bereits in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts, mit großen Anstrengungen zur Kolonialmacht aufzusteigen. Die kolonialen Manifestationen in Ostafrika, in Libyen und auf dem Dodekanes durchlaufen bis 1960 unterschiedliche Phasen, die mit kriegerischen Auseinandersetzungen, aggressiven Diskursen und Gewalt angefüllt sind. Das Seminar nimmt Narrationen rund um die italienischen Kolonial-Ereignisse in den Blick, die in Literatur und Film seit dem Ende des 2. Weltkrieges gelegentlich und seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer häufiger abgearbeitet werden, damit überhaupt wieder ins öffentliche Bewusstsein treten. Hinzu kommt seither eine wachsende Zahl von Narrationen, die, von Immigrant_innen aus den ehemaligen italienischen Kolonien erdacht, die Kolonialperspektive variieren.